Damit Schülern Luft nicht Luft ist

Freisen. Schulleiter Rolf Mohr hat wohl schon lange nicht mehr in so erwartungsvolle Kindergesichter geschaut wie am vergangenen Freitag. "Wir haben heute einen leibhaftigen Professor in der Schule", verkündet er den 100 Schülern aus der Klassenstufe fünf. Und alle Blicke richten sich auf einmal auf Michael Bottlinger vom Umweltcampus in Birkenfeld

Freisen. Schulleiter Rolf Mohr hat wohl schon lange nicht mehr in so erwartungsvolle Kindergesichter geschaut wie am vergangenen Freitag. "Wir haben heute einen leibhaftigen Professor in der Schule", verkündet er den 100 Schülern aus der Klassenstufe fünf. Und alle Blicke richten sich auf einmal auf Michael Bottlinger vom Umweltcampus in Birkenfeld. Die Spannung steigt, als auf der Leinwand die Schrift auftaucht "Nebel, Staub, Ruß - Was sind eigentlich Aerosole?"Der Professor fängt an zu sprechen, leicht verständlich und locker. Mancher Schüler denkt wohl: Der wirkt ja überhaupt nicht abgehoben und ist direkt sympathisch. Dann beginnt eine der wohl spannendsten Unterrichtsstunden, die die Kinder in dieser Schule je erlebt haben. "Wir wollen über die Luft sprechen. Was ist denn das überhaupt? Aus was besteht sie?" Erste Finger gehen hoch. Viele Kinder wissen etwas, ist doch das Thema Luft schon Wochen durch verschiedene Schulprojekte gelaufen. "Moleküle sind drin", ruft ein Schüler. "Und Stickstoff und Sauerstoff" ein anderer. "Und auch Gase", ergänzt Michael Bottlinger.Rasch werden die Moleküle zum Mittelpunkt. Es wird immer interessanter, weil sich Fragen und Antworten rasch abwechseln. Der Professor doziert: "Moleküle sind unsichtbare kleine Kugeln." Wie groß sind sie? Wie sehen sie denn aus? Welche Farbe haben sie? Wie entstehen sie überhaupt? Die Kinder löchern den Professor. Der stellt, um es anschaulicher zu machen, Größenvergleiche an zwischen dem Mount Everest, einem kleinen Stein und einem dieser Moleküle, die jeder Mensch in Massen einatmet, ohne es zu merken. Assistent Computer unterstützt das Ganze mit ungewohnten Schaubildern. Schulleiter Mohr ist verblüfft: "Die Kinder fragen richtig clever, obwohl sie bis jetzt weder Physik noch Chemie hatten."Von den Molekülen ist es nicht weit zu den Aerosolen. Das ist ein Gas aus festen oder flüssigen Stoffen in feinster Form. Wie erklärt man das den Kindern? Michael Bottlinger macht Experimente mit einem Ball, einem Stein und einer Visitenkarte und geht auf die Schwerkraft und den Luftwiderstand ein. "Wenn man einen Stein teilt, wird er im Verhältnis zu seiner Größe immer leichter. Er fällt langsamer, je kleiner er wird. Ist er ein winziges Partikel, fällt er überhaupt nicht mehr, sondern schwirrt nur noch durch die Luft. Staub sind also winzig kleine Steinchen", erklärt der Gelehrte. Eine Nebelmaschine mit ihren weißen Tröpfchen aus Öl erscheint auf der Leinwand. Auch ein Flugzeug, das giftige Abgase hinterlässt. Der Begriff Feinstaub taucht auf und ist jedem Schüler ein Begriff. "Nase, Rachen und Lunge nehmen diesen Staub auf. Wer zu viel aufgenommen hat, wird krank." Alle verstehen das, haben vielleicht schon selber Erfahrungen damit gemacht. Lustig schließt die "Vorlesung" des Professors nach 45 Minuten mit einem Dinosaurierbild. Die urzeitlichen Tiere stecken sich darauf gerade Zigaretten an. "Die Dinosaurier sind vielleicht deshalb ausgestorben, weil sie zu viel geraucht haben", vermutet der Professor. Die Kinder klatschen Beifall und atmen, jetzt ein gutes Stück schlauer, hörbar auf. Soeben haben ihre Lungen besonders viele Moleküle aufgenommen.

Auf einen BlickNach der Vorlesung sprach die SZ mit zwei Mädchen und zwei Jungen und stellte ihnen Fragen. Was denkst Du nach dieser tollen Unterrichtsstunde, wenn Du einatmest?Max: Atmen ist wie selbstverständlich. Und an die Moleküle denke ich auch jetzt nimmer noch nicht. Sie sind eben unsichtbar.Macht es Euch etwas aus, wenn Ihr auf der Straße einem stinkenden Lastwagen begegnet?Julian: An unserer Bushaltestelle stinkt es manchmal fürchterlich aus dem Auspuff des Busses. Dann denke ich immer, dass da etwas gemacht werden müsste.Anna: Bei meiner Oma im Garten stehen Bäume. Da sind manchmal die Blätter gekräuselt. Das kommt nur vom Feinstaub der Autos.Physik ist, wie Du eben erlebt hast, ein hochinteressantes Thema. Könntest Du Dir vorstellen, einmal Physikprofessorin zu werden?Katharina: Es ist wirklich ein interessantes Thema gewesen. Physikprofessorin möchte ich aber lieber nicht werden, weil" (Pause). gtr

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