Coronavirus im Landkreis St. Wendel Wann ist ein Test überhaupt sinnvoll?

St. Wendel · Frank Bleymehl, Amtsarzt beim St. Wendeler Gesundheitsamt, erklärt, bei welchen Personen ein Abstrich veranlasst wird.

 Symbolfoto.

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Foto: dpa/Ben Birchall

Warum wurden nur Rückkehrer mit Symptomen getestet? Wäre es nicht besser gewesen, vorsorglich bei allen Urlaubern einen Abstrich zu veranlassen? Diese und ähnliche Fragen haben uns SZ-Leser geschickt, nachdem wir über Reisende berichtet hatten, die am späten Sonntagnachmittag aus dem Skiurlaub zurückgekommen waren. Insgesamt 70 Personen erreichten das St. Wendeler Gesundheitsamt zeitgleich. Ein Großteil (38) war zuvor auf den Pisten Montafons (Österreich) unterwegs und ist mit einem Bus vorgefahren. Hinzu gesellten sich mehrere Personen, die ihren Urlaub in umliegenden Gebieten verbracht hatten. Von den 70 Urlaubern ließen sich 13, die bereits Symptome zeigten, auf eine Infektion mit dem Coronavirus überprüfen. Aber hätte man nicht einfach alle Rückkehrer testen können?

„Wir richten uns da nach den Empfehlungen des Robert Koch Instituts“, sagt Frank Bleymehl, stellvertretender Leiter des St. Wendeler Gesundheitsamtes. Auf dessen Webseite gebe es ein Papier mit dem Namen „Hinweise zur Testung von Patienten auf Infektion mit dem neuartigen Coronavirus“. Darin stehe unter anderem, dass ein Test grundsätzlich nur bei Personen mit Symptomen empfohlen wird, bei denen ein begründeter Verdacht vorliegt, dass sie sich angesteckt haben könnten. „Um es mal ganz lapidar zu sagen: Man röntgt nicht ein Knie, wenn jemand Atemprobleme hat. Das heißt, wenn es keine konkreten Hinweise gibt, dass sich eine Person infiziert haben könnte, macht es aus medizinischer Sicht keinen Sinn, einen Abstrich zu veranlassen“, erläutert er. Ein Schnupfen alleine genüge somit nicht, um sich testen zu lassen. Wer allerdings zusätzlich Kontakt zu einem Corona-Patienten hatte oder sich in einem Risikogebiet aufgehalten hat, kommt für einen Test infrage.

Die besagte Reisegruppe ist aus einem Gebiet in Österreich zurückgekehrt, in dem bereits mehrere Corona-Fälle nachgewiesen wurden. „Daher haben wir entschieden nachzufragen, ob bereits Personen mit Symptomen unter den Urlaubern sind“, berichtet Bleymehl. Bei diesen habe man einen Abstrich veranlasst. Bei allen anderen habe es dafür keine medizinische Notwendigkeit gegeben. „Mal angenommen, wir hätten eine Person getestet, die sich völlig gesund gefühlt hat, und der Test sei negativ gewesen, dann hätte sich diese Person womöglich in falscher Sicherheit gewogen“, erklärt Bleymehl. Denn es könnte sich trotzdem noch etwas entwickeln. „Daher raten wir Rückkehrern auch dazu, 14 Tage zu Hause zu bleiben“, sagt der stellvertretende Leiter des St. Wendeler Gesundheitsamtes.

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