Borger hält an Hochwasserschutz festAlternativ-Vorschlag soll her Kompromissloses Nein verlangt

St. Wendel/Türkismühle. Lebensmittelmarkt oder Hochwasserschutz? Neue Infrastruktur für die Menschen in Türkismühle oder Rettung für naturnahe Gebiete im Ort? Beides geht, sagt Klaus Borger (Bündnis 90/Grüne) im SZ-Redaktionsgespräch. Aber nicht, wenn für einen neuen Supermarkt Hochwasserflächen zugebaut werden, hält der Staatssekretär im Saar-Umweltministerium gegen

St. Wendel/Türkismühle. Lebensmittelmarkt oder Hochwasserschutz? Neue Infrastruktur für die Menschen in Türkismühle oder Rettung für naturnahe Gebiete im Ort? Beides geht, sagt Klaus Borger (Bündnis 90/Grüne) im SZ-Redaktionsgespräch. Aber nicht, wenn für einen neuen Supermarkt Hochwasserflächen zugebaut werden, hält der Staatssekretär im Saar-Umweltministerium gegen. Der aktuelle Plan - der x-te der vergangenen Jahre - sieht vor, nur noch den Bruchteil der einstig für einen Neubau beanspruchten Auen-Fläche zu beanspruchen (wir berichteten). Und das stimmt Borger versöhnlich, stellt in Aussicht, das solch ein Entwurf genehmigt werden könne. Der Naturwächter beruft sich dabei auf einen Vor-Ort-Termin, währenddessen ihm mündlich Zusagen zum Vorhaben gemacht worden seien. Allerdings: "Es liegen uns noch keine Verträge vor. Doch wenn die Anträge dazu zu uns ins Haus kommen, dann werden sie mit Vorrang bearbeitet", sagt Borger zu. Denn dem Landespolitiker sei klar: "Türkismühle braucht eine Grundversorgung" mit Lebensmitteln - Brot, Milchprodukte, Fleisch, Wurst und Getränke. Aber einen ausgedehnten Bau in die Nahe-Aue, wie ursprünglich vorgesehen, könne es einfach nicht geben. Borger: "Das zuerst beanspruchte Gelände ist kein theoretisches Hochwasserschutzgebiet. Diese Fläche in Türkismühle wird immer wieder überflutet." Und wenn der Investor dieses Terrain mit Parkplätzen sowie Einkaufshallen zubaue, habe das Wasser keine natürliche Chance abzufließen, ohne Schäden anzurichten. Auch wenn in der Region in den vergangenen Jahren einiges gegen Überflutungen getan worden sei, müsse mit solchen Katastrophen immer gerechnet werden. Der Staatssekretär: "Hochwasser-Ereignisse werden sich nicht verhindern lassen. Man hat die Natur nicht im Griff." Das aktuelle Beispiel der Fluten in Sachsen und Brandenburg beweise, dass die Ursache für Hochwasser nicht zwingend dort zu finden sei, wo es sich auswirkt. In diesem Fall strömten die Wassermassen nach Extremregen in Tschechien über die Grenze, während es in Deutschland keinen Niederschlag gegeben habe, der Flüsse über die Ufer treten ließ. Darum ist Borger überzeugt, Hochwasserschutzgebiete erhalten zu müssen. Im Übrigen verliere das Saarland täglich 0,6 Hektar Naturfläche durch neue Straßen, Wohnhäuser, Industriegebiete. Im Jahr 180 Hektar. "Aber die uns zur Verfügung stehende Gesamtfläche wird nicht mehr", sagt Borger. Darum appelliert er an Kommunalpolitiker, leer stehende Gebäude - egal, ob Gewerbe oder Wohnraum - stärker zu nutzen, statt auf Neubauten zu setzen. Sein Stichwort in diesem Zusammenhang: Flächenrecycling. Zum einen bedeute das, vorhandene Gebäude wieder nutzen, zum anderen Brachen abreißen und deren Gelände der Natur zurückgeben. Selbach/Türkismühle. Wie kurzfristig Kommunalpolitiker denken und handeln, werde an den Bauplänen für einen Supermarkt in der Nahe-Aue im Nohfelder Ortsteil Türkismühle deutlich. Denn durch einen möglichen Bau werde das dortige Hochwasserschutzgebiet zerstört. Davon geht Joachim Kunz aus Selbach aus. Er ist Vorsitzender des Bundes Naturschutz Obere Nahe in seinem Heimatort. "Nach jedem Jahrhunderthochwasser, welches inzwischen alle paar Jahre über uns hereinbricht, überbietet sich die Politik mit dem Lamentieren über die Bausünden der Vergangenheit und der Forderung nach Schutz der Überschwemmungsgebiete", sagt er. Allerdings rücke das alles wieder in den Hintergrund, wenn mehrere Jahre hintereinander kein extremes Hochwasser aufgetrete. Dann "planen Ortsrat und Gemeinderat, ein Hochwasserschutzgebiet zu bebauen und damit zu zerstören". Gleichzeitig ärgert sich Kunz darüber, dass vom saarländischen Umweltministerium in Saarbrücken kein kategorisches Nein komme. Denn es gebe in der Gemeinde Alternativstandorte, ist der Umweltschützer überzeugt. hgnNamborn/Nohfelden. Für den Bau eines Einkaufszentrums in Nohfelden soll die Gemeinde einen neuen Standort suchen. Das fordert Ralf Schöneberger, Ortschef der Grünen in Namborn. Damit reagiert der Kommunalpolitiker auf das Vorhaben in der Nachbargemeinde, trotz Einwänden aus dem Saar-Umweltministerium am bisher geplanten Standort im Nohfelder Ortsteil Türkismühle festzuhalten, wenn auch in abgespeckter Variante. "Das von Bündnis 90/Die Grünen geführte Umweltministerium tut gut daran, endlich Umweltrecht kompromisslos geltend zu machen und sich nicht wie andernorts nur an den Belangen und Wünschen von Investoren und an den Wunschträumen einzelner Rathauschefs zu orientieren", sagt Schöneberger. hgn "Hochwasser-Ereignisse werden sich nicht verhindern lassen."Klaus Borger

 Nahe dieser Fläche soll ein Supermarkt entstehen. Foto: B & K/SZ

Nahe dieser Fläche soll ein Supermarkt entstehen. Foto: B & K/SZ

HintergrundDas Einkaufszentrum in Türkismühle, von dem nach neuesten Plänen nur noch ein Lebensmittelmarkt nach jahrelanger Auseinandersetzung zwischen Nohfelder Gemeindeverwaltung und Saar-Umweltministerium übrig bleiben soll, beansprucht für den Bau Teile eine Hochwasserschutzgebietes. Hier kann beispielsweise bei ergiebigem Regen Wasser abfließen, damit Häuser und Straßen nicht überflutet werden. Umweltschützer befürchten, dass auch schon durch eine teilweise Nutzung dieser Zweck nicht mehr erfüllt werde. hgn

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