Serie Mir sprooche üwwerALL Saarländisches Sternen-Foto schwebt im All

Serie · Astrofotograf Christoph Pütz erzählt von einem besonderen Plejaden-Bild, das er in Mosberg-Richweiler aufgenommen hat.

Mit diesen Bildern grüßen die Saarländer ihren Astronauten
73 Bilder

Mit diesen Bildern grüßen die Saarländer ihren Astronauten

73 Bilder
Foto: M. Maurer/ESA/NASA

Es war eine kalte, klare Winternacht. Tausende Sterne funkelten am tiefschwarzen Firmament. „Die Bedingungen hätten kaum besser sein können“, erinnert sich Astrofotograf Christoph Pütz. Er gerät auch heute noch ins Schwärmen, wenn er an jenen Abend des 12. Januar 2021 zurückdenkt. Gemeinsam mit einem Kollegen baute er damals seine Ausrüstung vorm Weltraum-Atelier in Mosberg-Richweiler auf. „Mein Kumpel hatte ein großes Teleskop dabei. Ich nutzte meine Spiegelreflexkamera und ein Teleobjektiv, das ich mir gerade erst gekauft hatte“, erzählt Pütz.

Um seine neue Errungenschaft auszuprobieren, suchte sich der Homburger ein Motiv aus, das unter Astrofotografen als einfach abzulichten gilt: die Plejaden. „Der Sternhaufen, auch als Siebengestirn bekannt, ist ein typisches Objekt des Winterhimmels. Er lässt sich mit bloßem Auge im Sternbild Stier erkennen“, weiß Pütz. Die Plejaden hätten sich vor etwa 100 Millionen Jahren entwickelt – astronomisch betrachtet eine sehr kurze Zeitspanne. „Die Sterne sind sozusagen noch im Kindesalter, deshalb leuchten sie bläulich“, erläutert Pütz.

Bei Astrofotografen sind sie ein beliebtes Motiv, da auf langbelichteten Aufnahmen zudem eine Wolke aus Gas und Staub sichtbar gemacht werden kann. „Die Staubpartikel streuen das Licht der jungen Sterne. Daher sind die Plejaden auf Bildern von einem bläulichen Schimmer umgeben“, weiß Pütz. Etwas weiter entfernt sei die galaktische Wolke dann nicht mehr als blaue, sondern graue Masse erkennbar. Um das natürliche Feuerwerk am Firmament auf einem Foto herauszuarbeiten, brauche es allerdings schon ein wenig Erfahrung.

„Ich habe meine Kamera auf eine Montierung mit Nachführung geschraubt, um die Erddrehung auszugleichen“, sagt Pütz. Dadurch bleibe der Fotoapparat die ganze Zeit über auf einen Ausschnitt des Nachthimmels gerichtet und könne das Licht schwacher Objekte einsammeln. „Ich habe 100 Einzelbilder à zwei Minuten Belichtungszeit geschossen. Die Belichtungszeit betrug insgesamt also mehr als drei Stunden“, erläutert der Astrofotograf. Danach habe er die Fotos übereinander gelegt, um das Rauschen zu entfernen.

Von dem Ergebnis war Pütz letztlich selbst überrascht. „Ich hätte nicht gedacht, dass mein erstes Bild mit dem neuen Objektiv so gut gelingen würde“, gesteht er. Auch dass sein Werk einmal im All landen würde, hätte er damals nicht für möglich gehalten. Doch rund ein Jahr nachdem die Aufnahme entstanden ist, hat sie es zu Matthias Maurer auf die Internationale Raumstation (ISS) geschafft. Der Astronaut – auf dessen Missionslogo sich die Plejaden ebenfalls wiederfinden – öffnete sie auf seinem Tablet. Anschließend fotografierte er das saarländische Sternen-Bild, während es in der Schwerelosigkeit schwebte.

„Die Helligkeit des Tablets ist sehr schwach im Vergleich zur hellen Erde“, erzählt Maurer. Daher würde er solche Aufnahmen normalerweise nur kurz vor/nach Sonnenuntergang machen. Das Plejaden-Foto habe er aber bereits Mitte Dezember abfotografiert. Zu jener Zeit erreichte die ISS einen sehr hohen Beta-Winkel, ihr Bahnverlauf war fast identisch mit der Tag-Nacht-Grenze der Erde. „Die Raumstation flog fast die ganze Zeit in der Sonne und wir hatten kaum Nachtdurchgänge beziehungsweise nur minimale, ohne richtigen Sonnenuntergang“, erläutert Maurer. Das habe die Aufnahme etwas schwieriger gemacht. Außerdem erklärt er: „Während bei dem Original-Plejaden-Foto die hellen Pünktchen alles Sterne sind, sind bei mir die hellen Pünktchen Pixelfehler im Chip aufgrund der Weltraumstrahlung.“

SZ-Leser Christoph Pütz hat den neunten Teil der SZ-Aktion „Mir sprooche üwwerALL“ gewonnen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort