Begegnung der Generationen und Stile

Den Top Act präsentiert das Festival "Jazz-Transfer" zum Schluss. Am 16. November kommt der südafrikanische Weltklassepianist Abdullah Ibrahim, auch unter seinem alten Namen Dollar Brand vielen bekannt, in die Aula der Uni

Den Top Act präsentiert das Festival "Jazz-Transfer" zum Schluss. Am 16. November kommt der südafrikanische Weltklassepianist Abdullah Ibrahim, auch unter seinem alten Namen Dollar Brand vielen bekannt, in die Aula der Uni. War es schwer, den Altstar nach Saarbrücken zu bekommen?Krause: Abdullah Ibrahims Musik hat mich in einer bestimmten Phase meines Lebens begleitet und mir viel bedeutet. Er ist - wenn Sie so wollen - der "Bob Dylan" unseres Festivals. Ich habe mich bereits im Frühjahr 2008 festgelegt, ihm einen Termin hier angeboten und ihn dann im Sommer im Konzert in Belgien gehört. Eigentlich ist das ganze wie im Traum: das kleine Saarbrücker Jazz-Syndikat mit seinen begrenzten Mitteln lädt eine Ikone des Jazz ein, die sonst in Deutschland beispielsweise in den Philharmonien in Essen oder Berlin spielt, und somit kann dieser Großmeister des Pianos auf seinem Weg hierher bei einem finanziell und organisatorisch wesentlich üppiger ausgestatteten Jazzfestival in Mannheim Station machen, das von unseren Aktivitäten profitiert. Das Festival soll Forum für die Begegnung von amerikanischem und europäischem Jazz sein. Wie spiegelt sich das in der Auswahl der Bands für 2008 wieder?Krause: Vor allem dadurch, dass die eingeladenen Formationen das zeigen, was im besten Sinne "Standard" ist, sowohl in Europa als auch in den USA - Jazz-Musik auf einem sehr hohen Niveau, innerhalb der für unser Festival kennzeichnenden stilistischen Bandbreite. Viele Stimmen finden hier Gehör. Dies betrifft sowohl die Musikstile als auch die Generationen. Dieses Jahr haben wir ein dezidiert internationales Programm - ein spannendes Experiment. Musik aus der Schweiz, Deutschland, Frankreich und den USA steht im Mittelpunkt. Dabei kommt sowohl die jüngere Generation als auch die ältere zu Gehör. Amina Claudine Myers, Doug Hammond, die Mitglieder des "European Jazz Ensembles", Joe Haider und Daniel Humair gehören zur Generation der 60- und 70-Jährigen, die auch heute noch mit viel Freude eine sehr vitale Musik spielen. Aus Deutschland geben wir jüngeren, noch nicht so bekannten Musikern eine Chance, sich in internationalem Rahmen zu präsentieren, so der Gitarristin Barbara Jungfer, dem Saxofonisten Jürgen Hagenlocher oder dem Pianisten Benjamin Schäfer, die wir für exzellente Vertreter ihres Genres halten. Für ein Konzert geht das Festival ins "Maison des Cultures Frontieres" (MCF) nach Freyming-Merlebach. Ein Beitrag zur Verbindung der deutschen und französischen Jazz-Szene?Krause: Selbstverständlich, und damit auch ein Beitrag zur Verbindung des Publikums auf beiden Seiten der Grenze. Ein Teil unseres Publikums kommt ja aus Frankreich, der "Républicain Lorrain" berichtet regelmäßig über uns in seiner Rubrik "Sortir en Sarre" - da gehen wir doch auch gerne über die Grenze. Wir sind nach wie vor begeistert vom hohen Niveau des französischen Jazz - er genießt in Europa eine Ausnahmestellung. Ein hervorragendes französisches und ein ebenso gutes deutsches Quartett in einem Doppelkonzert, organisiert in Frankreich von einem deutschen Verein, ermöglicht durch André Pérotin, den engagierten Leiter des MCF, dazu noch als Dreingabe einer der weltbesten amerikanischen Trompeter - da fehlt eigentlich nur noch der "Vin du Festival", den wir dieses Jahr übrigens auch bieten können. Zum Konzept gehört, dass das Festival wandert. Es gibt Veranstaltungen im Rathausfestsaal, im Kulturbistro Malzeit, auf dem Halberg, in der Aula der Universität. Andere Spielorte wie zum Beispiel das E-Werk und Rolands Eck sind weggefallen. Warum?Krause: Das ist ganz einfach. Unsere Kapazitäten sind begrenzt und in keiner Weise gesichert, wir müssen uns auf das Machbare konzentrieren. Tontechnik, Beleuchtung, Vorverkauf, Kassendienst, das so genannte "Backstage", Instrumentenservice und vieles mehr sind sehr verdienstvolle Aufgaben, die alle erst einmal abgearbeitet werden müssen, ganz zu schweigen von der organisatorischen Vorarbeit, der Aufstellung des Festivaletats oder der Werbung. Wenn's ausschließlich nach mir ginge, würde ich den ganzen November jeden Tag ein Konzert mit mindestens zwei Bands in den dafür geeigneten "locations" machen - ein Top-Event für die Großregion und darüber hinaus. Damit es soweit kommt, müsste sich allerdings auch der Saarbrücker Kulturdezernent etwas bewegen, er hat uns bisher nicht in sein Herz geschlossen. Im Klartext: gerne wieder mehr Spielorte, doch wir kämpfen um das Überleben des Festivals in seiner jetzigen Form. Ohne die Unterstützung der Oberbürgermeisterin und des Teams vom städtischen Amt für Öffentlichkeitsarbeit würde es kein "Jazz-Transfer 2008" geben. Die Trompete steht im Mittelpunkt des Festivals. Was verbindet der künstlerische Leiter mit diesem Instrument?Krause: Seine eigene Vergangenheit. Ich weiß noch genau, wie ich eines Abends als Sextaner vor dem Fernseher saß und Maurice André sah und hörte - und ab da gab ich keine Ruhe mehr bis ich dieses Instrument selbst lernen und spielen konnte. Die obligatorische Satchmo-LP im Plattenschrank meiner Eltern oder, etwas später, ein Ludwig Güttler auf der Bachtrompete - die Faszination war einfach da. Alle Trompeter des diesjährigen Festivals habe ich vorher live gehört. Am tiefsten berührt hat mich Alex Sipiagin, den man in Deutschland noch nicht so gut kennt, aber der nach meinem Dafürhalten bereits jetzt ein ganz Großer ist.Das Festival "Jazz-Transfer" startet am 7. November im Rathausfestsaal und endet am 16. November mit dem Konzert von Abdullah Ibrahim in der Aula der Universität. Karten gibt es an allen cts-Vorverkaufsstellen, im Musikhaus Arthur Knopp und bei SR am Markt.

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