Befürworter: Park bringt Schub Negative Erfahrung - Fehlanzeige

Türkismühle. Für 450 Personen war die Halle der Türkismühler Gesamtschule bestuhlt. Aber die Gäste, die am Freitagabend gekommen waren, mussten noch Sitzgelegenheiten reintragen. Das Interesse an der ersten Info-Veranstaltung von Landkreis St. Wendel und Gemeinde Nohfelden zum Ferienpark am Bostalsee war riesig. Genau wie das Experten-Wissen auf dem Podium (siehe Info-Kasten)

Türkismühle. Für 450 Personen war die Halle der Türkismühler Gesamtschule bestuhlt. Aber die Gäste, die am Freitagabend gekommen waren, mussten noch Sitzgelegenheiten reintragen. Das Interesse an der ersten Info-Veranstaltung von Landkreis St. Wendel und Gemeinde Nohfelden zum Ferienpark am Bostalsee war riesig. Genau wie das Experten-Wissen auf dem Podium (siehe Info-Kasten). Denn aus allen Bereichen standen Vertreter Rede und Antwort.Vor allem die Finanzen beschäftigte Gegner - unter ihnen Kerstin Giering aus Bosen und UBNN-Fraktionssprecher im Gemeinderat, Steffen Schopper. Besonders im Hinblick auf die stille Einlage des Landkreises für den Bau der Ferienhäuser. Aber Michiel Illy, Projektleiter bei Center Parcs Europe, beruhigte den überwiegenden Teil der Besucher. Er erklärte, dass der Betreiber eine Miet-Garantie von 225 Millionen Euro auf 30 Jahre gebe: "Das Risiko liegt also bei Center Parcs, nicht beim Landkreis." Und Landrat Udo Recktenwald (CDU) erinnerte, dass beispielsweise im neuen Park in Frankreich am Tag der Eröffnung bereits alle Häuser verkauft gewesen seien. Auch Bernd Therre von der Strukturholding Saar glaubt an Center Parcs, "einen Partner, der über Jahre zu uns gehalten hat": "Selbst wenn der Landkreis alle 225 Häuser kaufen müsste, würden die Mieteinnahmen die Gesamtkosten des Kreises übersteigen."

An ein Scheitern glaubte niemand auf dem Podium. Peter Hauptmann vom Saar-Wirtschaftministerium rechnet gar mit einem "Struktureffekt", der jede Menge Investitionen nach sich ziehen werde. Außerdem sei der Ferienpark ein Schub für den Tourismus: "Wir kommen als Saarland als Reise-Destination auf die Landkarte." Viele Gäste kämen als Parkbesucher erstmals in die Region.

Neues hatten Illy sowie die beiden Architekten Wolfgang Schramm und Rembert Middendorf zu bieten. Sie erklärten, wie der Park aussehen soll. Der Vier-Sterne-Park werde, so Illy, besser ausgestattet als andere dieser Kategorie. Die Häuser seien zweigeschossig und meist größer. Sie seien südlich ausgerichtet, so dass Besucher zumindest aus dem ersten Stock, dem Schlafzimmer, einen Blick auf den See genießen könnten. Schramm erklärte die Dörferstruktur - und dass jedes Dorf seine Eigenheiten bekommen soll. Außerdem gebe es punktuelle Angebote am Strandbad, einen Dorfplatz, es könne Fußball, Billard, Darts, Tennis und Bowling gespielt - und im Winter gerodelt werden. Die Surfschule, betonte Illy auf Nachfrage, bleibe erhalten. Genau wie der Rundweg.

Zentraleinheit und Schwimmbad erklärte Middendorf. Das Aqua-Mundo solle nicht, wie in anderen Parks, ein tropischer Dschungel werden. Vielmehr stelle er sich das Thema Binnen-Schifffahrt vor. Die Hauptattraktion bleibe das Wellenbecken. Hinzu kommen verschiedene Gastronomie-Angebote sowie ein Supermarkt, in dem auch regionale Produkte sowie Souvenirs verkauft würden. Bis Sommer 2013 soll der Ferienpark fertig sein. Türkismühle. Negatives, sagt der ehemalige Medebacher Bürgermeister Heinrich Nolte, falle ihm nichts ein. Er berichtete am Freitag aus eigener Erfahrung, welche Nutzen ein Ferienpark einer Gemeinde bringen kann. Denn in Medebach/Hochsauerlandkreis wurden vor 15 Jahren 560 Center-Parcs-Häuschen eingeweiht.

Seitdem habe sich viel getan. So viel, dass sich heute sechs Kommunen in diesem Landkreis ebenfalls um die Ansiedlung eines Parks bemühten. "Das wäre zu viel für die Region", sagte Nolte. Immerhin habe der Park ein Einzugsgebiet von etwa zwei Autostunden.

Nolte berichtet von 800 000 Übernachtungen im Jahr, vor 1995 seien es rund 40 000 gewesen. "Das war ein Push für unsere Hotellerie und Gastronomie." 230 000 Gäste kommen pro Jahr, 280 Arbeitsplätze seien entstanden. Der Einzelhandel gebe an, dass 40 Prozent der Umsätze auf Ferienpark-Gäste zurückgingen. Dabei gebe es keinerlei Saisonprobleme. Denn in einem solchen Ferienpark sei auch bei schlechtem Wetter Saison - und außerhalb der Ferien, da viele Familien mit Kleinkindern kämen. "Was gibt es eine schönere Zielgruppe als junge Familien?"

Da die Häuschen kontinuierlich renoviert und der Park weiterentwickelt werde, profitierten dauerhaft Handwerker in der Region. Und Vereine. Denn der Park habe, genau wie der am Bostalsee geplante, ein offenes Konzept. "Jetzt können plötzlich unsere Tennisspieler im Winter in der Halle trainieren", freute sich Nolte. Das Schwimmbad sei außerdem eine Bereicherung für die Bürger: "Ein solches Angebot könnten wir als Gemeinde mit etwa 8000 Einwohnern niemals vorhalten."

Hinzu kämen wesentlich höhere Anteile an Grund- und Einkommensteuer. Was dazu führe, dass Medebach noch einen ausgeglichenen Haushalt habe. Noch etwas sei ungewöhnlich in der Region: Da der Park Kanal- und Abwassergebühren zahle, habe Medenbach ein Jahr nach der Eröffnung die Wassergebühren gesenkt. him

Auf einen Blick

Auf dem Podium saßen: Andreas Veit (CDU), Bürgermeister der Gemeinde Nohfelden; Landrat Udo Recktenwald (CDU); Peter Hauptmann, Staatssekretär im Saar-Wirtschaftsministerium; Birgit Grauvogel, Geschäftsführerin der Tourismuszentrale Saarland; Michiel Illy, Center Parcs Europe; Landschaftsarchitekt Wolfgang Schramm; Bernd Therre, Geschäftsführer der Strukturholding Saar; Heinz-Peter Klein, Geschäftsführer der Projektgesellschaft Bostalsee; Heinrich Nolte, Ex-Bürgermeister der Gemeinde Medebach; Architekt Rembert Middendorf, Michael Ostien von der Landesentwicklungsgesellschaft Saarland, sowie Michael Dietz, Eckhard Heylmann, Magnus Jung und Werner Wilhelm als Vertreter der Gemeinde oder des Landkreises im Aufsichtsrat der Projektgesellschaft Bostalsee. Moderator war SZ-Redakteur Dagobert Schmidt. him

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort