Barocke und romantische Orgelmusik in St. Wendel

St. Wendel. Der letzte Abend der diesjährigen Konzertreihe Orgelmusik am Abend in der Wendelinus-Basilika brachte eine willkommene Wiederbegegnung mit Henry Fairs, der sich inzwischen als Professor und Universitätsorganist in Birmingham etabliert hat. In höchster Perfektion interpretierte er barocke und vor allem hochvirtuose romantische Orgelwerke

St. Wendel. Der letzte Abend der diesjährigen Konzertreihe Orgelmusik am Abend in der Wendelinus-Basilika brachte eine willkommene Wiederbegegnung mit Henry Fairs, der sich inzwischen als Professor und Universitätsorganist in Birmingham etabliert hat. In höchster Perfektion interpretierte er barocke und vor allem hochvirtuose romantische Orgelwerke. Fairs begann mit der effektvollen Toccata in F-Dur von Dietrich Buxtehude und ließ ihr zwei Choralvorspiele von Johann Sebastian Bach folgen. Das lebhaft bewegte "O Lamm Gottes unschuldig" spielte er mit eleganter Figurierung der Melodie in Strophe 1 und 2 und einem kraftvollen Cantus firmus des Basses in der dritten Strophe. Bei "Nun danket alle Gott" erglänzte die Melodie in hellem Sopran. Ein Beitrag zu Robert Schumanns 200. Geburtstag waren die "Vier Skizzen" op.56, die eigentlich für ein Pedalklavier komponiert wurden. Die Orgel kann natürlich das Werk noch weit farbenreicher wiedergeben. Fairs nutzte alle Möglichkeiten zu fein schattierten Kontrasten und beeindruckte durch den tänzerischen Schwung, den er unablässig durchhielt. Ein britischer Altersgenosse Schumanns ist Samuel Sebastian Wesley, der damals Kathedralorganist in Fairs' Heimatort Hereford war. In seinem "Choral Song" mündet eine eher klassische Melodie in eine durch und durch romantische Fuge, die hohe technische Ansprüche stellt. Dass Fairs weit über allen derartigen Schwierigkeiten steht, zeigte er in der Sonate "Der 94. Psalm" des genialen sehr früh verstorbenen Lizt-Schülers Julius Reubke, der sich mit diesem Werk ein bleibendes Denkmal "symphonischer" Musik schuf. Über die wechselnden Stimmungen der Teile zog der Solist einen großen Spannungsbogen und ließ immer wieder durch die neuen Färbungen aufhorchen, welche er beispielsweise einem düsteren Piano zu verleihen wusste. Die Glaubenszuversicht, die sich im Finale manifestiert, schien in titanischer Kraft die gewohnten musikalischen Ausdrucksformen fast zu sprengen, obwohl die Interpretation sich durch mustergültige Geschlossenheit auszeichnete. Henry Fairs dankte den faszinierten Zuhörern mit einem kleinen, aber dennoch imposanten Werk des Franzosen Alexandre Boëly, der wie Reubke im Jahre 1858 verstorben war.

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