Aus dem Vergessen gemalt

Bosen. Da gab es prächtige Monumentalbauten wie die Berliner Synagoge mit ihrer goldenen Kuppel. Es gab sehr unterschiedliche Baustile. In kleineren Städten oder Dörfern waren die Gotteshäuser oft schlicht und bescheiden

 Alexander Dettmar. Foto: SZ/atb

Alexander Dettmar. Foto: SZ/atb

Bosen. Da gab es prächtige Monumentalbauten wie die Berliner Synagoge mit ihrer goldenen Kuppel. Es gab sehr unterschiedliche Baustile. In kleineren Städten oder Dörfern waren die Gotteshäuser oft schlicht und bescheiden. Zweifellos gehörten sie aber über viele Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte überall in Deutschland zum Ortsbild als steinerne Zeugen für das Bekenntnis deutscher Bürger jüdischen Glaubens zu ihrer Religion und ihrer Kultur. Alexander Dettmars Bilder nehmen den Betrachter mit auf eine Reise in ein Deutschland, das es so nicht mehr gibt. Das geistliche und kulturelle Neben- und Miteinander von christlichen Kirchen und Synagogen, meist auch optische Mittelpunkte in Städten und Dörfern, wurde durch die braune Diktatur unwiederbringlich zerstört, die Vernichtung der Juden in Europa war erklärtes Ziel der Nazis. Die eindrucksvollen Bilder Alexander Dettmars bewahren die Spuren jüdischer Kultstätten und jüdischen Lebens in Deutschland als zeitlose Monumente, als Erinnerung in Schönheit - und ohne erhobenen Zeigefinger. Geprägt von Schlichtheit, aber mit signifikanter Farbgestaltung lässt er in seinen Gemälden längst Zerstörtes wieder auferstehen, reduziert heute noch Vorhandenes und anderwertig Genutztes auf seinen ursprünglichen Kern. Nach dem überwältigenden Erfolg seiner Ausstellung im Leo-Baeck-Institut in New York hätte man seine Werke im Anschluss gern auch in den großen Metropolen der USA gezeigt. Er hat abgelehnt und auf später verwiesen, weil er in Deutschland im Wort steht - auch in Bosen, wo die Ausstellung seit längerem geplant und terminiert ist. Auch ist es ihm und den Ausstellern wichtig, die Bilder dort zu zeigen, wo ihre Wurzeln liegen. So werden sich in einem Großteil der Werke jüdische Kultstätten, Friedhöfe, Wohn- und Schulhäuser oder auch Geschäftsviertel aus dem Saarpfälzischen- und Moselraum wiederfinden, auch aus dem Kreis St. Wendel und der Gemeinde Nohfelden. red

Auf einen BlickDie Ausstellung wird am Freitag, 20. August, um 19 Uhr eröffnet und ist in der Folge zu sehen bis einschließlich 26. September. Die Öffnungszeiten sind jeweils freitags von 14 bis 19 Uhr, samstags, sonntags und feiertags von elf bis 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Zum Zyklus "Synagogen in Deutschland" sind inzwischen mehrere Buch- und Katalogpublkationen entstanden. Zur aktuellen Ausstellung in Bosen wird ein Katalog in limitierter Auflage erscheinen. red

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