Auf dem Weg ins große AbenteuerWie die 1-Euro-Schule zu ihrem Namen kommt

Ein Jahr ohne fließendes Wasser, ohne Strom rund um die Uhr und ohne ein gemütliches Bett. Das wird für Silas Porten (19) aus Hermeskeil und mich, Tim Koscheny (18) aus Wadern nun zur Realität. Silas Porten hat gerade seine Ausbildung und parallel dazu sein Fachabitur beendet und ich bin seit kurzem erfolgreicher Abiturient

 Die 1-Euro-Schule liegt im Zentrum Äthiopiens, in Monopol. Fotos: Koscheny

Die 1-Euro-Schule liegt im Zentrum Äthiopiens, in Monopol. Fotos: Koscheny

 SilasPorten

SilasPorten

Ein Jahr ohne fließendes Wasser, ohne Strom rund um die Uhr und ohne ein gemütliches Bett. Das wird für Silas Porten (19) aus Hermeskeil und mich, Tim Koscheny (18) aus Wadern nun zur Realität. Silas Porten hat gerade seine Ausbildung und parallel dazu sein Fachabitur beendet und ich bin seit kurzem erfolgreicher Abiturient. Wir kennen uns schon sehr lange, da wir beide die Freie Christliche Gemeinde in Hermeskeil besuchen und seit dem Herbst 2009 steht unser Entschluss fest, dass wir gemeinsam für ein Jahr nach Äthiopien fliegen werden. Entstanden ist diese Idee dadurch, dass Silas Porten schon zweimal in diesem Land war, um beim Aufbau einer Schule, der 1-Euro-Schule, mitzuhelfen. Diese Schule existiert nun schon seit drei Jahren und liegt im Zentrum Äthiopiens in der Nähe einiger kleiner Dörfer, deren Kinder sonst keine Möglichkeit hätten die Schule zu besuchen. Von einem zweiwöchigen Baueinsatz an der Schule im September 2008, zu dem Silas Porten mit gemischten Gefühlen aufgebrochen war, kehrte er mit Malaria nach Deutschland zurück. Doch während seiner Reise hatte er sich für das Land begeistert. "Die Menschen dort und vor allem die Kinder, sind mir so ans Herz gewachsen, dass ich trotz den Versuchen von Freunden und Verwandten, mich davon abzuhalten, wieder für 15 Tage nach Äthiopien zur 1-Euro-Schule geflogen bin", berichtet er im Nachhinein. Von dem zweiten Baueinsatz im Oktober 2009 kehrte er auch ohne Erkrankung wieder zurück, jedoch blieb sein Aufenthalt trotzdem nicht ohne Folgen für ihn. Und auch nicht für mich. Sein Wunsch war es nun, ein ganzes Jahr dort zu verbringen, denn er hatte gesehen, wie viel man in Äthiopien helfen kann. Kurzerhand erklärte ich mich bereit mitzukommen und nach einigen Monaten Planung und Diskussionen mit Menschen, die uns von diesem Schritt abraten oder unterstützen wollten, steht der Abflug nun kurz bevor. In Äthiopien haben wir einiges vor. Zuerst einmal werden wir drei Monate in Nazreth, der drittgrößten Stadt in diesem Land verbringen, um uns mit der Kultur vertraut zu machen. Wohnen werden wir in dem Haus des Managers der 1-Euro-Schule. Zacharias Adane (25), ein gebürtiger Äthiopier aus Nazreth, der maßgeblich an dem Bau der Schule beteiligt war, leitet diese nun schon seit ihrer Entstehung vor drei Jahren, direkt vor Ort. In dieser Stadt werden wir an einer Grundschule, der Greenland Primary School, als Praktikanten angestellt sein, um dort im Fach Englisch zu unterrichten. Außerdem werden wir einen täglich zweistündigen Sprachkurs in der Landessprache Amharisch machen, bei einem für uns engagierten Privatlehrer. Doch diese ersten drei Monate sollen nur dazu dienen, uns an das Land, die Kultur und die Sprache zu gewöhnen, damit wir an unser eigentliches Ziel gehen können: Die 1-Euro-Schule in Monopol, einem kleinen Dorf im Zentrum Äthiopiens. Dort werden wir neun Monate lang verschiedene Aufgaben haben. Zum einen werden wir auch hier Englisch unterrichten, aber nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Lehrer, die teilweise ein katastrophales Englisch sprechen. Außerdem wollen wir den Menschen, die dort wohnen, einen besseren Umgang mit Hygiene beibringen, indem wir als gute Beispiele vorangehen. Es ist dort ganz normal, dass der kleine Junge, der gerade Kamelkot mit bloßen Händen in einem Sack gesammelt hat, danach zu Hause mit eben diesen Fingern isst, ohne sich davor zu waschen. Schließlich wollen wir auch noch in den christlichen Kirchen vor Ort ein Programm für die Kinder gestalten. Denn diese sitzen während des gesamten Gottesdienstes, der teilweise einen ganzen Vormittag dauern kann, bei den Erwachsenen und müssen sich langweilen. Insgesamt haben wir eine Menge vor, sind aber zuversichtlich, einen großen Teil davon in die Tat umzusetzen. Die Kosten für dieses sicher außergewöhnliche Jahr, die sich auf etwa 2000 Euro belaufen, tragen wir selber, teilweise mit Unterstützung unserer Eltern.Am heutigen Freitag, 3. September, beginnt unsere Reise und wer uns begleiten und immer auf dem laufenden gehalten werden will, findet unter www.barfussdurchafrika.de einen Blog mit immer aktuellen Informationen.St. Wendel. 1-Euro-Schule heißt eine kleine Schule mitten in Äthiopien. Seit Januar 2008 haben die Kinder aus den umliegenden Dörfern die Möglichkeit, hier die Grundschule zu besuchen. Der Gründer dieser Schule ist Wim Hoddenbagh (60) aus Trier. Als Vertreter der freien Christlichen Gemeinde in Trier fährt er schon seit Jahren regelmäßig nach Äthiopien um dort die Emmaus-Arbeit zu unterstützen, die Bibelkurse für die Einheimischen anbietet. Auf diesem Weg lernte er Zacharias Adane (25) kennen, der ihn davon überzeugte, wie gut es wäre, eine Schule in Monopol, einem Kleinen Dorf mitten in Äthiopien zu bauen. Aber warum 1-Euro-Schule? Als Wim Hoddenbagh in der Planungsphase feststellte, dass 2000 Spender, die zehn Jahre lang jeden Monat einen Euro bezahlen, ausreichen, um eine Schule für 480 Kinder zu bauen und sie zehn Jahre lang zu betreiben, gab er ihr kurzerhand diesen Namen. Doch mittlerweile geht diese Rechnung leider nicht mehr auf. Denn in Äthiopien gab es eine starke Inflation von 45 Prozent im Jahr 2009 und die Rohstoffpreise sind unabhängig davon auch noch angestiegen. Der Name 1-Euro-Schule jedoch ist geblieben und ziert mittlerweile auch das Eingangstor der Schule. Zurzeit lernen hier schon 240 Kinder lesen, schreiben und rechnen. Im neuen Schuljahr, das ab September beginnt, können Dank einem neu fertiggestellten Schulgebäude dann 320 Schüler unterrichtet werden. Für den Bau der Schule machen sich jedes Jahr Freiwillige aus Deutschland auf, um in mehreren Baueinsätzen nach und nach alle Gebäude der Schule zu errichten oder Reperaturen an älteren Gebäuden vorzunehmen. kt

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort