Handball Auch 30 Bullen sind noch zu schwach

Marpingen · Handball-Weltmeister von 2007 drehen im Gastspiel bei den Black Bulls richtig auf. Schwarzer hofft auf Wiederholung.

 Volles Haus in der Marpinger Sporthalle: Das Spiel der Handball-Legenden begeisterte die Fans.

Volles Haus in der Marpinger Sporthalle: Das Spiel der Handball-Legenden begeisterte die Fans.

Foto: B&K/Bonenberger

Es war ein perfekter Abend: Die Allstars des deutschen Handballsports haben es in der voll besetzten Marpinger Sporthalle noch einmal richtig krachen lassen. Mit spektakulären Szenen besiegten sie den A-Ligisten Black Bulls Urexweiler bei deren zehnjähriger Geburtstagsfete mit 40:19. Das Wichtigste an dem Spiel war jedoch, dass die Fans zufrieden nach Hause gingen — und mehrere Hilfsprojekte mit Spenden bedient wurden. „Es war ein super Event für alle. Wir machen solche Spiele, um Gutes zu tun“, sagte der ehemalige Weltklasse-Kreisläufer Christian Schwarzer (318 Länderspiele), der sieben- bis neun Mal im Jahr das Allstar-Team zu Benefizspielen zusammentrommelt.

Doch was machen die „alten Hasen“, die fast alle für die deutsche Nationalmannschaft in den vergangenen Jahrzehnten aufgelaufen sind, eigentlich heute so? Etwa Henning Fritz, der 2004 als erster Torhüter zum Welthandballer gekürt wurde? Die B-Lizenz für Trainer hat der 42-jährige gelernte Sportmanager mittlerweile in der Tasche, er ist Mitgründer des Onlineportals www.badboys-handball.com und arbeitet zudem als TV-Experte. Und er ist auch noch gerne selbst ab und zu auf dem Platz. Mit geradezu stoischer Ruhe wartete er auf die Würfe der Black Bulls, zeigte ein paar schöne Paraden – und hatte Spaß. „Für uns ist es eine tolle Sache, wenn wir uns treffen. Entscheidend ist aber, dass wir Geld für einen guten Zweck sammeln“, meinte er.

Bei Übertragungen der Bundesliga werden die Handballfreunde seinen Weggefährten Daniel Stephan künftig nicht mehr sehen und hören können. Stephans Stimme beim Sender Sport 1 verstummt. Ab September gibt’s die Bundesliga nur noch beim Pay-TV-Sender Sky. „Ich finde das nicht gut. Die Spiele der Handball-Bundesliga müssten alle sehen können“, bedauerte Stephan. Mit Krafttraining hält sich der 43-Jährige fit. „Ich spiele noch Golf, obwohl das kein Sport ist, aber man geht bei einer Runde immerhin zehn Kilometer“, sagt er und grinst. Der Welthandballer von 1998 organisiert zudem Handballcamps und bringt die Sportart in Grundschulen. „Als Vereinstrainer möchte ich eher nicht arbeiten, wenn schon, dann lieber beim Verband. Doch da war aktuell nichts frei“, erklärte er. Auch nach Jahrzehnten funktioniert Stephans Zusammenspiel mit den Kreisläufern der Weltmeistermannschaft von 2007, Schwarzer und Andrej Klimovets (Sportlehrer und Trainer des Drittligisten TGS Pforzheim) blind.

Für Leutershausens Zweitliga-Trainer Marc Nagel (31 Länderspiele) endete die abgelaufene Saison ganz bitter. „Wegen eines Tores sind wir abgestiegen. Saarlouis hätte uns helfen können, aber das 27:27-Unentschieden hat nur Essen geholfen“, blickte Nagel zurück. Immerhin etwas Gutes gibt es: Aus beruflicher Sicht kommt ihm eine Spielzeit in der 3. Liga etwas entgegen. „Gleichzeitig als Lehrer und Zweitliga-Trainer zu arbeiten ist schon grenzwertig“, meinte der 47-Jährige, der an einem Karlsruher Gymnasium Mathe und Sport unterrichtet.

Nach dem 28:14-Zwischenstand tobten sich die Allstars auf dem Parkett so richtig aus. „Du machst die Fehler, und ich muss raus  – immer die gleiche Scheiße“, flachste das hünenhafte Nordlicht Olaf Mast (deutscher Meister 1996 mit dem THW Kiel) mit Diplom-Biologe Christian Armbruster (TuS Schutterwald), der als Landestrainer beim Südbadischen Handballverband tätig ist. Von Rechtsaußen flog Linkshänder Armbruster zweimal ein und versenkte per „Kempa-Trick“ die Kugel aus der Luft.

 Für viele Fans ist er immer noch die Nummer eins: Autogramme von Torhüter Henning Fritz  waren in Marpingen besonders gefragt.

Für viele Fans ist er immer noch die Nummer eins: Autogramme von Torhüter Henning Fritz  waren in Marpingen besonders gefragt.

Foto: B&K/Bonenberger
 Er kann’s immer noch: Christian Schwarzer im Hechtsprung.

Er kann’s immer noch: Christian Schwarzer im Hechtsprung.

Foto: B&K/Bonenberger

Gegen Ende mussten sich die Allstars den Angriffen von 30 „schwarzen Bullen“ erwehren. Aber düpieren ließen sie sich nicht, und Holger Löhr (119 Länderspiele) markierte mit einem spektakulären Rückhandwurf den 40:19-Endstand. Das Benefizspiel war jedenfalls ein voller Erfolg. „Es ist überragend, was die Jungs hier organisiert haben, vielleicht gibt es ja eine zweite Auflage“, stellte Schwarzer eine Wiederholung in Aussicht. Zumal es anschließend noch eine lange dritte Halbzeit im Alsweiler Pfarrheim gab.

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