Altes Schaf hat Traberkrankheit

Tholey. Schon wieder ist der Landkreis St.Wendel von einer Tierkrankheit betroffen. Anfang 2007 musste das Geflügel aus Angst vor der Vogelgrippe weggeschlossen werden. Im August brach die Blauzungenkrankheit aus, wovon Rinder, vor allem aber Schafe betroffen waren

 Vor allem Schafe, aber auch Ziegen, sind manchmal anfällig für die Traberkrankheit. Foto: SZ

Vor allem Schafe, aber auch Ziegen, sind manchmal anfällig für die Traberkrankheit. Foto: SZ

Tholey. Schon wieder ist der Landkreis St.Wendel von einer Tierkrankheit betroffen. Anfang 2007 musste das Geflügel aus Angst vor der Vogelgrippe weggeschlossen werden. Im August brach die Blauzungenkrankheit aus, wovon Rinder, vor allem aber Schafe betroffen waren. Jetzt ist in der Gemeinde Tholey ein Schaf in einer Herde von 21 Tieren eines Privatmanns erkrankt, diesmal jedoch an Scrapie, der so genannten Traberkrankheit. Es handelt sich um den sechsten Scrapie-Fall in diesem Jahr in Deutschland und den ersten im Saarland, der jetzt vom Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit in Riems bestätigt wurde. Vorausgegangen war ein gesetzlich vorgeschriebener, stichprobenartiger Test Ende Juni in der Tierkörperbeseitigungsanlage in Rivenich bei Trier. Dort sollte das etwa neun bis zehn Jahre alte Tier ohnehin entsorgt werden, weil sein Besitzer das Fleisch des zahnlosen Schafs mit seinem strubbeligen Fell wohl nicht auf den Tellern seiner Familie sehen wollte. Das Testergebnis fiel positiv aus und wurde ans Bundesforschungsinstitut weitergeleitet."Das Tier litt wohl schon vier, fünf Jahre an der BSE-ähnlichen Krankheit", vermutet Sebastian Buchmann (Foto: SZ), Abteilungsleiter Lebensmittel- und Veterinärwesen der Regionalstelle Ost des Landesgesundheitsamtes in Ottweiler. Er ist damit in der Behörde auch zuständig für den Landkreis St. Wendel. Es bestehe "überhaupt kein Grund zur Besorgnis", gibt Buchmann Entwarnung. Die Tiere würden ja nicht "nach außen" verkauft. Und nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen sei Scrapie ohnehin nicht auf Menschen übertragbar. "Noch dazu ist die jetzt festgestellte Form der Erkrankung atypisch, kommt - wie in diesem Fall - nur bei einzelnen Tieren vor, verläuft also nicht seuchenhaft", sagt der Chef-Veterinär.Dennoch müsse der Tierbestand nach geltendem Recht der Europäischen Union jetzt amtlich überwacht werden. Das heißt, für einen Zeitraum von drei Jahren werden geschlachtete oder verendete Tiere, die älter als 18 Monate sind, besonders aufmerksam begutachtet und einzeln untersucht. Bei den Schafen wird eine so genannte Genotypisierung vorgenommen, mit der herausgefunden werden kann, ob die Tiere anfällig sind für Scrapie oder nicht. Weil diese Infektionskrankheit von Schaf zu Schaf übertragen werden könne, wird die Herde dann in drei Kategorien aufgeteilt - in Tiere, die weiterhin zu Zuchtzwecken verwendet werden dürfen, in solche, die geschlachtet werden dürfen und in Schafe, die gekeult werden müssen. Deshalb will Buchmann nicht ausschließen, dass demnächst die ganze Herde getötet werden muss: "Möglicherweise hat der Besitzer inzwischen ohnehin keinen Appetit mehr auf seine Schafe." "Möglicherweise hat der Besitzer inzwischen ohnehin keinen Appetit mehr auf seine Schafe."

StichwortScrapie (kommt vom englischen Wort "scrape", das so viel wie "kratzen", "schaben" bedeutet) oder Traberkrankheit (Paraplegia enzootica) ist eine übertragbare, langsam tödlich verlaufende Erkrankung des Gehirns (Enzephalopathie) bei Schafen und in geringerem Ausmaß auch bei Ziegen. Sie wird höchstwahrscheinlich durch fehlgebildete Eiweiße (Prionen) hervorgerufen. Scrapie geht mit Hohlraumbildungen (Vakuolisierungen) in den Nervenzellen einher und äußert sich in Verhaltens- und Gangstörungen, deshalb Traberkrankheit. Der englische Name rührt daher, dass die erkrankten Schafe infolge starken Juckreizes die Tendenz haben, sich die Wolle abzuscheuern. Sie gehört zu den übertragbaren (transmissiblen) spongiformen Enzephalopathien (TSE). Die Traberkrankheit ist nicht behandelbar und wie alle TSE eine anzeigepflichtige Tierseuche. red

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