Eine Künstlerin aus St. Wendel Die „wilde Biene“ Mia Münster

St. Wendel · Als Frau hat Mia Münster (1894-1970) selbstbestimmt gelebt, als Künstlerin fand sie nie zu einem unkonventionellen Stil. Warum, das erfährt man in einer neuen Dauerausstellung im Museum St. Wendel.

  Mia Münster 1941 in Lothringen – als einzige Frau in einer für den Landkreis Saarlautern bestellten Künstler- und Architektengruppe, die das ehemalige und evakuierte Kampfgebiet, die „Rote Zone“, dokumentieren sollten.

Mia Münster 1941 in Lothringen – als einzige Frau in einer für den Landkreis Saarlautern bestellten Künstler- und Architektengruppe, die das ehemalige und evakuierte Kampfgebiet, die „Rote Zone“, dokumentieren sollten.

Foto: Archiv Pfeifer/Museum St. Wendel

Mia Münster zählt zum Inventar saarländischer Kunstgeschichte, man begegnet den flotten Modezeichnungen und friedlichen Landschafts-Kompositionen der in St. Wendel Geborenen kaum je mit Begeisterung. Dass mittlerweile Respekt da ist, verdankt die 1894 Geborene Forschungen und Publikationen der 1980er und 1990er Jahre über die „verschollene Generation“ von Künstlern, alle zwischen 1890 und 1910 geboren, alle kaum je über regionale Bedeutung hinaus gekommen. Ihre Werke fanden kaum je Eingang in Museen. Warum? Diese Künstler waren vor dem Ersten Weltkrieg zu jung, um bereits eine eigene künstlerische Handschrift zu entwickeln, orientierten sich danach an Expressionismus und Kubismus, entwickelten einen „realistischen Expressionismus“. Dann kam die Kunstdiktatur der NS-Zeit, und nach dem Zweiten Weltkrieg passte Gegenständliches nicht zum Trend der Abstraktion, gefragt war nach der nationalsozialistischen Abschottung der Bruch mit Traditionen und der Anschluss an die internationalen Avantgarden, also Abstraktion. Nein, damit kann Mia Münster nicht dienen. Und ja, man ertappt sich auch jetzt wieder, beim Rundgang durch die neue Dauerausstellung im St. Wendeler Museum, bei einem gewissen pflichtschuldigen Achselzucken. Gemälde, Gouachen, Zeichnungen, die Themen Mode, Näherinnen, St.  Wendeler Stadtansichten, lothringische Dörfer – alles handwerklich ordentlich, auch charmant, aber aufregend? Nie. Umso mehr überrascht, wie viel Zeit man dann doch im Mia-Münster-Saal verbringt. Museumschefin Cornelieke Lagerwaard hat die Neukonzeption diesmal als Zäsur genommen, um den Blick zu weiten: von der Kunst- zur Zeitgeschichte, von der Künstlerin zur Frau. Das Ganze mag etwas textlastig geraten sein, denn neue Medien, seien es Filme oder Tablet-Software, hat die Kuratorin kaum integriert.