Wochenkolumne Politik-Versagen und ein Armutszeugnis

Das hier ist bereits der zweite Satz meiner Wochen-Kolumne. Ein erster fällt mir partout nicht ein, so sehr ich auch grübele. Der Grund ist, dass unsere Kolumne sich ja (mehr oder weniger) mit Geschehnissen im St. Wendeler Land auseinandersetzen soll.

Afghanistan bewegt auch SZ-Redakteur Thorsten Grim in St. Wendel
Foto: Robby Lorenz

Nun ist ja im schönsten Saar-Landkreis der Welt durchaus einiges passiert, was man thematisieren könnte. Etwa die Feier zum 50. Jahrestag des Bildhauer-Symposions. Oder den Ärger, den die Quarantäne-Anordnung für zahlreichen Kinder in der Oberthaler Kita verursacht hat. Oder die Sorgen der Friseur-, Gastronomie- und Hotelbetriebe im Kreis, die parallel zu den rasant nach oben gehenden Corona-Infektionszahlen wieder steigen. Aber es gelingt mir nicht. Weil meine Gedanken immer wieder weggleiten, um dann am immer gleichen Punkt zu landen: in Afghanistan. Und auch hier fällt es mir schwer, die rechten Worte zu finden für die Bestürzung, die ich ob der Geschehnisse am Hindukusch, wo einst unsere Freiheit verteidigt werden sollte, empfinde. Das Wissen, dass sich hierbei zwei Regierungsmitglieder aus dem Saarland nicht eben mit Ruhm bekleckert haben, macht es nicht besser. Wenigstens ist AKK im Gegensatz zu ihrem Kabinettskollegen aus Saarlouis Manns genug, die Verantwortung für ein durchaus mögliches Versagen in ihrem Bereich übernehmen zu wollen. Dennoch ist der mit einem Vertrauensverlust einhergehende Schaden so riesig, dass die Konsequenzen, die daraus zu ziehen sein werden, noch nicht mal ansatzweise zu überschauen sind. In meinen Augen steht letztlich sogar das Militärbündnis selbst auf dem Prüfstand. Oder besser gesagt: Die Nato hat sich selbst infrage gestellt. Und auch das muss hier noch rein: Dass sich der Großteil der Linkspartei unter der Woche im Parlament der Abstimmung zu den Evakuierungsmaßnahmen der Bundeswehr enthielt, ist – bei aller Sympathie für eine pazifistische Grundüberzeugung – ein Armutszeugnis.