Unsere Woche Abschiedstour mit Handtuch

An der Grenze zur Türkei wird sichtbar, dass die europäischen Werte längst im Stacheldraht des real existierenden Rechtspopulismus hängen. Nur keine Situation wie 2015. Und bei uns?

 Thorsten Grim

Thorsten Grim

Foto: SZ/Robby Lorenz

Rechter Terror in Serie. Ein Geisteskranker, der an Rosenmontag einen Mottowagen der Menschenverachtung in eine fröhlich feiernde Schar steuert. Und dann Corona. Ungewissheit allenthalben. Leergehamsterte Regale – auch im St. Wendeler Land. Global sind Gesichtsmasken zur Mangelware geworden. Dennoch ist dieser Tage überall zu hören: Es gibt absolut keinen Grund zur Panik. Keine Panik! Das kommt dem Leser des britischen Autoren Douglas Adams entgegen, der diese wohlmeinende Handlungsempfehlung doch eh verinnerlicht hat: „Don’t Panic!“, steht in großen, freundlichen Buchstaben auf der Schutzhülle des Reiseführers „Per Anhalter durch die Galaxis“. Ein größerer Eintrag im Anhalter ist dem Handtuch gewidmet. Ein Handtuch, so heißt es, ist ungefähr die kolossal nützlichste Sache, die man haben kann, wenn man unterwegs ist. Man kann sich damit wärmen, darauf liegen, darunter schlafen. Man kann es als Segel für ein Floß verwenden und bei Gefahr als Notsignal. In nassem Zustand ist es eine ausgezeichnete Nahkampfwaffe. Und man kann es sich vors Gesicht binden, um sich gegen schädliche Gase zu schützen. Da haben wir es! Das ist die Antwort auf Covid-19 und den Ausverkauf der Masken. Das beruhigt mich, schließlich bin ich Risiko-Patient. Also ein Mann. Darum, wenn sie in den kommenden Wochen jemanden mit leicht verwirrt-melancholischem Blick und Handtuch sehen (Größe 42), der mit einer Träne im Knopfloch verstohlen gen Himmel blickt, an Blümelein riecht und in der St. Wendeler Parkstraße Bäume umarmt, als gebe es kein Wiedersehen, seien Sie bitte nett zu ihm. Es könnte ich sein – auf Abschiedstour in meinem letzten Lenz.

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