8000 saarländische Schimpfwörter zwischen zwei Buchdeckeln

St. Wendel. Welch ein froher Abend war das am Donnerstag in der Stadt- und Kreisbibliothek. Edith Braun und Karin Peter stellten ihr neuestes Mundartbuch vor: Schimpfwörter und Kosewörter in saarländischen Mundarten, zusammengefasst in dem Buch "Von Aabääter bis Zwuurwel"

St. Wendel. Welch ein froher Abend war das am Donnerstag in der Stadt- und Kreisbibliothek. Edith Braun und Karin Peter stellten ihr neuestes Mundartbuch vor: Schimpfwörter und Kosewörter in saarländischen Mundarten, zusammengefasst in dem Buch "Von Aabääter bis Zwuurwel". Die Autorinnen riefen den Zuhörern Ausdrücke und Redewendungen ins Gedächtnis, mit denen sie täglich umgehen, die manchmal eine unterschiedliche Bedeutung haben können und die - so leid es den Mundartdamen auch tut - teils auch in Vergessenheit zu geraten scheinen."Warum schimpft ein Mensch?", fragte Edith Braun zu Anfang. "Weil er sich ärgert oder weil etwas schief gelaufen ist. Schimpfen bedeutet, Dampf ablassen. Deshalb ist es gesund." Die Menschen sollten den Ärger nicht herunterschlucken. Sie bekämen sonst ein "dicken Hals", würden rot sehen und "in den Magen bekommen". Mit anderen Worten: Um nicht krank zu werden, soll man drauflos schimpfen. Edith Brauns Kollegin Karin Peter erweiterte diese Feststellung durch die Untersuchung einer britischen Uni: "Auch Fluchen kann Schmerzen lindern."Nach Edith Braun eignet sich jedes Wort als Schimpfwort. Die Lautstärke entscheide, die Gestik, der Gesichtsausdruck und vor allem die Betonung. Wenn zum Beispiel jemand den Satz "Sie Abgeordneter!" richtig betone, sei aus dem Abgeordneten ein Schimpfwort geworden. Die Autorin gab aber zu bedenken, dass Schimpfwörter kein Spaß seien, sondern ein Waffenarsenal. "Sie können verletzen wie eine Waffe - denken sie an die Schimpfkanonade." Allerdings treffe nicht jede "Waffe" den Gegner an der richtigen Stelle. Rheinfränkisch, moselfränkisch und alemannisch bezeichnete Karin Peter als die großen Mundartgruppen im Saarland. Zusammen mit Edith Braun hat sie in jahrelanger Arbeit Schimpfwörter gesammelt und dabei 17 Bücher aus verschiedenen Orten durchforstet. Schwerpunkt bildet die Saarbrücker, St. Ingberter und Saarlouiser Mundart. Unter den Dörfern sind auch Marpingen und Werschweiler und die Orte rund um den Schaumberg.Tiernamen und KörperteileGegliedert ist das Buch zunächst in Schimpfwörter, die sich aus Tiernamen (zum Beispiel "Bleedhammel"), aus Vornamen ("Salaadheini"), aus Körperteilen ("Eierkobb"), aus Gegenständen ("Saubeidel"), aus dem Verhalten ("Brólljesmacher") und aus unterschiedlichen Charaktereigenschaften ("Halbgehénkder") ergeben. Eine saarländische Besonderheit ist beispielsweise, dass das Schimpfwort "Bankert" (uneheliches Kind) in Hassel bei St. Ingbert ein Kosewort ist ("das klääne, liewe Banggerdsche"). Ein großes Kapitel ist das Zielgruppenverzeichnis ("Rappeldürre", "Angsthasen" oder "Rumtreiber"). Auch die Flüche kommen in dem Buch nicht zu kurz. Dem Leser begegnet der "Greizgewidderdunnerkeil", "Hundsfurze" und "Puuschdekuuche". Auf zehn Seiten sind Kosewörter gesammelt. Eines davon gehört auch zum Buchtitel: eine "Zwuurwel" ist in Saarlouis eine kleine Göre. Der "Aabääter" im Buchtitel ist übrigens kein Arbeiter, sondern ein Großmaul. Bevor der Abend endete, erfreuten Edith Braun und Karin Peter ihre Zuhörer mit mundartlichen Redewendungen wie "Dó schlaat doch der Deiwel dreizehn" oder "Legg mich am Ärmel". Unter anderen war auch vom "Neimerder", ein missgünstiger Mensch (abgeleitet von Neuntöter) die Rede. Dieser Ausdruck wird im St. Wendeler Land noch oft gebraucht. gtr"Von Aabääter bis Zwuurwel", 210 Seiten, fester Einband, 14,90 Euro, erhältlich bei Buch + Papier Klein, St. Wendel.

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