St. Josef verliert die Geburtsklinik Sanfte Geburt ab 2013 nur noch in St. Theresia
Dudweiler/Saarbrücken. Heute werden die 500 Mitarbeiter des Dudweiler Krankenhauses St. Josef in einer Versammlung ausführlich informiert. Doch schon zuvor wandte sich ein Mitarbeiter an die SZ. Weil ihm und anderen Kollegen einiges zu Ohren kam. Cts-Geschäftsführer Hans-Joachim Backes ging daraufhin in die Offensive
Dudweiler/Saarbrücken. Heute werden die 500 Mitarbeiter des Dudweiler Krankenhauses St. Josef in einer Versammlung ausführlich informiert. Doch schon zuvor wandte sich ein Mitarbeiter an die SZ. Weil ihm und anderen Kollegen einiges zu Ohren kam. Cts-Geschäftsführer Hans-Joachim Backes ging daraufhin in die Offensive. Und bestätigt die Informationen der Belegschaft: Das Dudweiler cts-Krankenhaus und die Caritasklinik St. Theresia Saarbrücken, erklärt Backes, werden zum so genannten Verbundkrankenhaus zusammengeführt. Hierauf hätten sich die Gremien der cts-Schwestern vom Heiligen Geist (SvHG) und der cts verständigt.Laut Geschäftsleitung soll es keine Entlassungen geben. Einige Bedienstete müssten aber mit einem Arbeitsplatzwechsel zwischen Dudweiler und Rastpfuhl rechnen. Von der Zusammenlegung verspreche man sich "nicht nur eine Bündelung der Kräfte in Pflege und Medizin, sondern auch eine erhöhte Effizienz im Verwaltungsbereich". Im Klartext: nur noch ein Direktorium für zwei Häuser. Über die personellen Konsequenzen wollte die cts-Chefetage nicht reden. Backes: "Der Hintergrund für diese Entscheidung liegt im zunehmend harten Wettbewerb, dem besonders kleine Krankenhäuser derzeit ausgesetzt sind."
Was die Krankenhaus-Abteilungen anbelangt, so ist laut Backes ins Auge gefasst, die Frauenheilkunde - Frauenklinik plus Geburtshilfe - nur noch an einem Standort anzubieten, und zwar auf dem Rastpfuhl - ab Januar 2013. Letztlich auch wegen des dort vorhandenen Perinatalzentrums mit seinen Intensivmedizinern für Neugeborene. Im Übrigen arbeite man dort zusammen mit Fachärzten der Uniklinik Homburg. Im Gegenzug werde die Psychosomatik-Abteilung, seit 2010 nicht mehr in der Caritasklinik, sondern in St. Josef (im Seniorenhaus St. Irmina), ausgebaut. In der Frauenklinik sind 25 Beschäftigte von der Entscheidung direkt betroffen.
Was die Kostenentwicklung angeht, so verweist die cts auf "außerordentlich hohe Tarifabschlüsse" von vor zwei Jahren. Und das sei noch längst nicht das Ende der Fahnenstange. Das bereits bestehende Defizit werde "noch einmal deutlich ausgeweitet", ohne dass man wirksam gegensteuern könne.
Die Mitarbeiter müssen wohl finanzielle Opfer bringen. Denn: Es ist beabsichtigt, aufgrund der "schwierigen wirtschaftlichen Situation" die so genannte "Notöffnungsklausel" zu beantragen. Sie ermöglicht eine Erhöhung der Arbeitszeit beziehungsweise Lohnkürzung, um die Arbeitsplätze zu sichern, wie es heißt. Nicht ausgeschlossen wird, das Weihnachtsgeld zu kürzen oder zu streichen. Über solche und ähnliche Maßnahmen entscheidet demnächst eine paritätisch besetzte Kommission von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite.
Die cts-Chefetage weist auch darauf hin, dass der bundesweit feststellbare Mangel an Ärzten kleine Krankenhäuser - und damit auch St. Josef in Dudweiler - stärker treffe als andere, "vielleicht weil sich die betreffenden Ärzte bessere Rahmenbedingungen für ihren Arbeitseinsatz eher an großen Krankenhäusern versprechen". Dudweiler. Seit Mitte der 1980er Jahre wird in St. Josef Dudweiler praktiziert, was dem Leitgedanken der sanften Geburt entspricht. Dazu tragen besonders die Beleg-Hebammen bei und auch das so genannte Rooming-in rund um die Uhr sowie die Stillförderung. Beim Rooming-in wird den Müttern und Vätern oder anderen engen Bezugspersonen ermöglicht, mit dem Kind auf der Säuglingsstation zu übernachten.
Zurückzuführen ist die Einführung der sanften Geburt mit all ihren Begleiterscheinungen vor allem auf Dr. Hans Schales, ehemals Chefarzt in St. Josef, mittlerweile medizinisch tätig in Simbabwe (Afrika-Projekt). Es wird darauf Wert gelegt, dass das Neugeborene liebevoll und ohne unnötigen Stress auf die Welt kommt und dass Mutter und Kind direkt nach der Geburt zusammenbleiben.
570 Kinder erblickten im vergangenen Jahr in St. Josef das Licht der Welt. Und es sind nicht wenige Frauen, die von weit her das Krankenhaus ansteuern, um ihr Kind hier auf die Welt zu bringen. Weil die Klinik nach wie vor einen hervorragenden Ruf genießt. Die Entbindungsabteilung und die gesamte Frauenklinik stellten sich Ende September 2010 nach umfangreichen Renovierungsarbeiten bei einem Tag der offenen Tür einem interessierten Publikum vor. mh
"Zunehmend hartem Wettbewerb sind besonders kleine Krankenhäuser ausgesetzt."
Hans-Joachim Backes
