St. Ingberts SPD stellt sich neu auf

Hassel. Ohne offene parteiinterne Debatten verlief eine neuerliche Delegiertenversammlung des SPD-Stadtverbandes St. Ingbert. Und das, obwohl am Dienstagabend in der evangelischen Begegnungsstätte in Hassel das umgesetzt wurde, was vor wenigen Wochen an gleicher Stelle nur als Drohkulisse für Streit sorgte. Der SPD-Stadtverband wählt eine fast komplett neue Führungsmannschaft

Hassel. Ohne offene parteiinterne Debatten verlief eine neuerliche Delegiertenversammlung des SPD-Stadtverbandes St. Ingbert. Und das, obwohl am Dienstagabend in der evangelischen Begegnungsstätte in Hassel das umgesetzt wurde, was vor wenigen Wochen an gleicher Stelle nur als Drohkulisse für Streit sorgte. Der SPD-Stadtverband wählt eine fast komplett neue Führungsmannschaft. An ihre Spitze wählten die 51 Delegierten aus allen Stadtteilen im Beisein von weiteren knapp 100 Sozialdemokraten Sven Meier. Stellvertretende Vorsitzende sind fortan Dunja Sauer sowie Christa Wagner. Ein entscheidender Grund, interne Turbulenzen durch ein Bild großer Geschlossenheit unter den St. Ingberter Genossen vergessen zu machen, waren auch die Landtagswahlen am 25. März. "In der heißen Phase des Wahlkampfes braucht die SPD im Land und im Saarpfalz-Kreis auch eine schlagkräftige Truppe von Sozialdemokraten in St. Ingbert", betonte der SPD-Kreisvorsitzende Stefan Pauluhn.In dieser Stimmungslage hatte auch Versammlungsleiter Albrecht Herold die jüngeren Differenzen rasch abgehakt: "Diese Debatten sind Vergangenheit." Dass die bisherige Vorsitzende des SPD-Stadtverbandes, Christina Wieth, keinen Rechenschaftsbericht vorlegte und wie sechs weitere Vorstandsmitglieder, die schon vorab ihren Verzicht auf eine erneute Kandidatur erklärt hatten, nicht zu der Delegiertenversammlung erschienen war, erwähnte Herold ebenfalls eher am Rande.

Angesichts der Landtagswahl hatten es St. Ingberter Themen schwer. Sven Meier beschrieb seinen Wunsch nach einer sozialen und starken Stadt. Ansonsten widmete sich der neue Stadtverbandsvorsitzende in seinem Schlusswort der ersten großen Aufgabe: "Wir sind bereit für einen neuen Wahlkampf." Mit einem Mindestlohn, weniger Leiharbeit und Tariftreue nannte er Themen, die auch den Inhalt der beiden anderen Reden des Abends bestimmt hatten. Der Kreisvorsitzende Stefan Pauluhn warb nachdrücklich für eine große Koalition im Land - geführt von der SPD als stärkster Partei: "Dieses Bundesland wird nur Bestand haben, wenn wir die Regeln der Schuldenbremse einhalten." Für den Wahltag erwartet Pauluhn ein Kopf-an-Kopf-Rennen: "Wir brauchen daher jede Stimme." Einen Appell zu engagiertem Wahlkampf richtete auch Clemens Lindemann an die aus seiner Sicht jetzt wieder "starke SPD in St. Ingbert". Der Landrat erwartet zudem zweierlei von einer großen Koalition: ein Entschuldungsprogramm für die Kommunen und eine verbesserte Schulpolitik.

Im Zusammenhang mit der Landtagswahl sorgte die St. Ingberter SPD auch für eine personelle Weichenstellung. Einstimmig schlugen die Delegierten dem SPD-Kreisverband Dunja Sauer als Landtagskandidatin vor. Die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Oberwürzbach soll auf dem durchaus aussichtsreichen Platz fünf der SPD-Landesliste nominiert werden.Foto: Schetting

Foto: Schetting

Meinung

Wie lange hält der Burgfrieden?

Von SZ-RedakteurManfred Schetting

Fast über Nacht haben sich die Vorzeichen geändert, unter dem der Neuanfang in der St. Ingberter SPD propagiert wird. Wollte eine neue Mannschaft um Sven Meier zunächst für klare Verhältnisse nach der verlorenen OB-Wahl sorgen, stand jetzt die Geschlossenheit für den Landtagswahlkampf im Vordergrund. Alles andere als dieser Strategiewechsel hätte die Schlagkraft der SPD geschwächt. Dennoch bleiben Zweifel, ob es den St. Ingberter Sozialdemokraten gelungen ist, die Differenzen in den eigenen Reihen dauerhaft zu kitten. Denn die bisherige Stadtverbandsvorsitzende und ein halbes Dutzend Mitglieder der SPD-Stadtratsfraktion haben das Feld erst einmal kampflos geräumt, um sich in Wahlkampfzeiten nicht dem Vorwurf eines parteischädigenden Verhaltens auszusetzen. Das riecht sehr nach einem Burgfrieden, der spätestens nach dem 25. März wieder zu Ende sein könnte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort