St. Ingberts Müllberg schrumpft

St. Ingbert. Als Oberbürgermeister Georg Jung in seiner Neujahrsansprache ganz nebenbei anmerkte, wie ruhig es in St. Ingbert mittlerweile um das Thema Müll geworden sei, nickte der ganze Saal. In der Tat: Der Zündstoff rund ums Müllverwiegen ist verpufft

 Hochgestapelt wurde im Vorjahr nur bei den Mülltonnen selbst: Denn die Erwartung, durch das Verwiegen der Abfälle werde sich deren Menge pro Haushalt deutlich verringern, hat sich in St. Ingbert offenbar erfüllt. Foto: Becker&Bredel

Hochgestapelt wurde im Vorjahr nur bei den Mülltonnen selbst: Denn die Erwartung, durch das Verwiegen der Abfälle werde sich deren Menge pro Haushalt deutlich verringern, hat sich in St. Ingbert offenbar erfüllt. Foto: Becker&Bredel

St. Ingbert. Als Oberbürgermeister Georg Jung in seiner Neujahrsansprache ganz nebenbei anmerkte, wie ruhig es in St. Ingbert mittlerweile um das Thema Müll geworden sei, nickte der ganze Saal. In der Tat: Der Zündstoff rund ums Müllverwiegen ist verpufft. Und er wird auch nicht neu aufflammen, wenn der Entsorgungsverband Saar (EVS) ab Mitte Februar seine Bescheide über die Abfallgebühren an die Bürger verschicken wird. Zu eindeutig ist die Bilanz, die der EVS vorab gezogen hat."Die Restmüllmengen sind im Vorjahr in St. Ingbert gegenüber 2010 um rund 40 Prozent zurückgegangen und auch die Biomüllmengen sank 2011 um rund 13 Prozent", sagt Marianne Lehmann, die Pressesprecherin des EVS. Den naheliegenden Schluss, dass angesichts dieser Zahlen wohl die meisten Haushalte in der Mittelstadt weniger Müll in den Tonnen hatten und damit weniger Gebühren als noch 2010 zahlen müssen, wollte man in Saarbrücken nicht bestreiten, aber auch nicht bestätigen. "Wer tatsächlich Gebühren gespart hat, lässt sich erst feststellen, wenn die Gebührenbescheide erstellt sind", erklärte Lehmann. Momentan sei die Gefahr zu groß, die Erwartung auf eine Ersparnis doch noch enttäuschen zu müssen.

Mutiger bei der Einschätzung, wie die Müllgebühren für die St. Ingberter ausfallen, ist man allerdings im Rathaus. "Wir werden sogar die Erwartung übertreffen, dass drei Viertel der Haushalten weniger für die Entsorgung zahlen als zuvor", sagt Thomas Schöben vorher. Der Mitarbeiter in der Abteilung "Umwelt und Abfallwirtschaft" stützt seine Prognose auf die Wiegedaten der städtischen Müllfahrzeuge, die in St. Ingbert rund 9500 graue 120-Liter-, etwa 4000 graue 240-Liter- sowie inzwischen fast 9000 Bio-Tonnen leeren. Demnach ist der Restmüll, der in den Müllauto-Trommeln landete, von rund 7800 Tonnen (2010) auf 4700 Tonnen gesunken. Das Biomüll-Aufkommen ging von 2900 auf 2500 Tonnen zurück. Gestiegen ist im Vorjahr hingegen die Menge an Altpapier, die die Stadt im Auftrag des EVS in blauen Tonnen sammelt: von 2200 auf 2500 Tonnen.

Noch interessanter, weil bald im Geldbeutel wirksam, wird es für die Bürger allerdings, wenn Schöben die Wiegedaten aus dem städtischen Computer weiter aufschlüsselt. So hatten rund 40 Prozent der Haushalte in ihren 120-Liter-Tonnen weniger als die 95 Kilogramm Restmüll, die in der Grundgebühr von 79,37 Euro als Mindestgewicht enthalten sind. Weitere 36 Prozent enthielten maximal 240 Kilo Restmüll, was dem Preis der früheren "Monatstonne", also einer 120-Liter-Tonne, die einmal monatlich abgefahren wurde, entspricht. Und gerade einmal sechs Prozent der Haushalte hatten am Ende des Jahres mehr als 413 Kilo Restmüll in der 120-Liter-Tonne, müssen also mehr zahlen als die 178,04 Euro für das Jahr 2010.

Ein ähnliches Bild ergibt sich nach Angaben der Stadt auch bei den grauen 240-Liter-Tonnen, die vor allem in Mehrfamilienfamilienhäusern genutzt werden. Schöben: "Hier können 87 Prozent der Nutzer damit rechnen, dass sie weniger oder höchstens die gleichen Gebühren zahlen als vor dem Müllverwiegen."

Wenige Biomüll-Giganten

Auch bei den Biotonnen ist das Vorjahresergebnis nach Angaben der Abteilung "Umwelt und Abfallwirtschaft" frappierend. Denn 77 Prozent der Haushalte entsorgten weniger Biomüll, als die Grundgebühr von 33,84 Euro einschließt. Vier Prozent der St. Ingberter landen auf dem Niveau, das der alte Gebühr entspricht. Bleiben 19 Prozent, die richtig viele grüne Abfälle loswerden mussten. Schöben: "Einige kamen sogar auf bis zu 1800 Kilogramm Biomüll im Jahr, da war die grüne Tonne aber jeder der 26 Leerungen randvoll."

Mit der Müllverwiegung habe St. Ingbert genau das richtige System gewählt, findet daher Oberbürgermeister Georg Jung: "Über 90 Prozent der Haushalte sparen Geld." Mit der Müllverwiegung, dem neuen Wertstoffzentrum und den anderen Angeboten im Bereich der Entsorgung stehe St. Ingbert im Saarland vorbildlich da. "Wir handeln ökologisch sinnvoll und kostengünstig zum Wohle unserer Bürgerinnen und Bürger", meint der OB.

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