St. Ingberts Gipfelstürmer

Mit elf Jahren stand Patrick Klemmer zum ersten Mal auf dem Gipfel eines Berges. Sein Onkel Georg Klemmer führte ihn 1985 auf die 2630 Meter hohe Alpspitze im Wettersteingebirge. Ab diesem Zeitpunkt war die Leidenschaft des heute 37-jährigen St. Ingberters fürs Bergsteigen geweckt. "Das war ein unglaubliches Erlebnis", erinnert sich Klemmer, und seine Augen glänzen vor Begeisterung

Mit elf Jahren stand Patrick Klemmer zum ersten Mal auf dem Gipfel eines Berges. Sein Onkel Georg Klemmer führte ihn 1985 auf die 2630 Meter hohe Alpspitze im Wettersteingebirge. Ab diesem Zeitpunkt war die Leidenschaft des heute 37-jährigen St. Ingberters fürs Bergsteigen geweckt. "Das war ein unglaubliches Erlebnis", erinnert sich Klemmer, und seine Augen glänzen vor Begeisterung. Nach diesem einschneidenden Erlebnis im Wettersteingebirge folgten viele Bergtouren in der Schweiz, ehe Patrick Klemmer sich dranmachte, die schönsten Berge dieser Welt zu erobern. So bezwang er den Chimborazo (6310 Meter) in Ecuador oder auch den Huayna Potosi (6088 Meter) in Bolivien. Doch seine größte Leidenschaft gilt den Bergen in Nepal. Im Jahr 2000 bereiste Klemmer erstmals das ferne asiatische Land. Damals besuchte er seine nepalesischen Studienfreunde in Kathmandu. "Schon bei der Abreise wusste ich, ich würde wiederkommen, um einen Berg zu besteigen", erzählt Klemmer. Und das tat er dann auch mehrmals.Seine letzte Tour nach Nepal startete Klemmer im vergangenen Oktober. Im Gepäck hatte der Bergsteiger dieses Mal etwas ganz Besonderes verstaut: ein Wappen der Stadt St. Ingbert. Das hatte Oberbürgermeister Georg Jung dem 37-jährigen Wirtschafstingenieur mit auf den Weg gegeben. Die Ankunft in Kathmandu bedeutete für Klemmer auch ein Wiedersehen mit seinen Freunden. "Ich bin für sie schon fast so etwas wie ein Bruder", sagt er stolz. Aber auch das Land Nepal sei inzwischen wie eine zweite Heimat. Nepal zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Das merke man vor allem in den ländlichen Regionen. Dort pflüge man die Felder noch mit Ochsen und man habe das Gefühl, die Zeit sei stehen geblieben. "Mich fasziniert die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen", sagt Klemmer. In Nepal leben Anhänger verschiedener Religionen wie Buddhisten, Hindus, Moslems und Christen friedlich miteinander. Kathmandu ist eine Millionenstadt. "Hier sind Stromausfälle an der Tagesordnung und der Verkehr ist chaotisch", so Klemmer. Durch diesen chaotischen Verkehr ging es für den 37-Jährigen und elf weitere Tourteilnehmer Mitte Oktober mit einem Bus von Kathmandu ins ländliche Gebiet. Auf einer Höhe von 750 Metern startete die Trekking-Tour durch das Annapurna-Near-Tilicho-Gebiet. Das bedeutete: 18 Tage ohne fließendes Wasser oder sonstigen Komfort, dafür aber jede Menge körperliche Anstrengungen und Übernachtungen im Zelt. "Ich mache viel Sport und Konditionstraining", sagt Klemmer. Damit bereite er sich auf solche Touren vor. Außerdem hat er Kletter- und Eiskurse in der Hochgebirgsschule Glockner besucht.

25 Kilo Gepäck durfte jeder Teilnehmer mitnehmen. Das meiste davon wurde von Trägern geschultert. Das Tagesgepäck musste aber jeder Bergsteiger selbst tragen. Die Tour begann in einem suptropischen Klima. "In den folgenden Tagen hat man so ziemlich jede Vegetation durchlaufen", sagt Klemmer. In den ersten Tagen waren Reisterrassen und Bananenplantagen zu sehen, dann ab einer Höhe von 2500 bis 3500 Metern wechselte die Landschaft. Alles wurde karger. Es gab dolomitenähnliche Wälder, dann folgte Geröll. "Ab 5000/5500 Metern kam der Schnee". Die höchste Übernachtung hatte die Truppe in einer Höhe von 5100 Metern. Dort war das Übernachten im Zelt richtig ungemütlich, denn es herrschten Temperaturen von Minus 20 Grad. Doch der Aufstieg auf den Gipfel des Chulu Far East entschädigte für all das. "Wir hatten tolles Wetter, strahlend blauen Himmel." Oktober sei generell die beste Reisezeit für Nepal, da die Regenzeit dann vorbei ist. Sechs der insgesamt zwölf Teilnehmer erreichten gemeinsam den Gipfel: vier Frauen und zwei Männer. Ihnen bot sich ein "unbeschreiblicher" Blick auf die Annapurna-Kette mit den 8000er Gipfeln des Manaslu, Annapurna I und Dhaulagiri. In schwindelerregender Höhe von über 6000 Metern hielt Klemmer das St. Ingberter Wappen in Händen. "Es war schön, etwas aus der Heimat bei sich zu haben." Von nun an wird der 37-Jährige das Wappen zu jeder Tour mitnehmen.

Während des Abstiegs wartete auf die Bergsteiger-Gruppe in 5000 Metern Höhe ein weiterer Höhepunkt: der Tilicho-See. Er ist einer der höchstgelegenen Seen der Welt und hinter ihm ragen die Schneegipfel der mächtigen 7000 bis 8000 Meter hohen Berge in den Himmel. Es sei eine faszinierende, aber auch anstrengende Tour gewesen, so das Fazit Klemmers. Konditionell hatte der St. Ingberter keine Probleme. Und das, obwohl der Sauerstoffgehalt über 6000 Meter unter 50 Prozent sinkt. Auf dem Rückweg sei er kurz krank gewesen. Aber das sei normal. "Ohne Erkältung kommt man da nicht durch." Auf vielen größeren Touren sind Expeditionsärzte dabei und auch eine Hubschrauberrettung sei möglich. Schwierig werde es ab 6000 Metern. Generell gilt: Jeder Teilnehmer einer Trekking-Tour muss seine eigene körperliche Verfassung einschätzen können.

Patrick Klemmer begeistert bei diesen Touren der Abenteuer-Charakter: "Man weiß nie, was einen erwartet." Außerdem reize ihn am Bergsteigen die Möglichkeit, an die eigenen körperlichen Grenzen zu gehen und die Natur auf eine ganz besondere Art und Weise zu erleben. "Ein Sonnenaufgang auf einem Berggipfel - das ist einfach faszinierend."

Wer an Nepal und an Berge denkt, dem fallen natürlich zuerst das Himalaya-Gebirge und der Mount Everest (8848 Meter) ein. Den größten Berg der Erde hat Patrick Klemmer gesehen, als er vor einigen Jahren im Everest-Gebiet unterwegs war. Damals war sein Ziel der Island Peak. Einmal in seinem Leben einen 8000er zu besteigen, das wäre ein Traum des 37-Jährigen. Doch er ist Realist genug, um zu wissen, dass sich dieser wohl nie erfüllen wird. Es gebe zu viele Gefahren wie Lawinen, schnelle Wetterwechsel und ähnliches. Was sich Klemmer allerdings fest vorgenommen hat, ist der Einstieg ins Höhenbergsteigen mit einem 7000er. Vielleicht ist es schon im nächsten Jahr soweit und dann ist das Wappen St. Ingberts auch wieder dabei - auf dem Gipfel in 7000 Meter Höhe.

ZUR PERSON

Patrick Klemmer aus St. Ingbert ist seit seinem elften Lebensjahr begeisterter Bergsteiger. Der 37-Jährige hat insgesamt 23 4000er Berge in der Schweiz bestiegen. Gipfel wie das Matterhorn und Weisshorn hat er dabei erklommen. Darüber hinaus war er in Nepal, Ecuador, Peru und Bolivien unterwegs. In diesen Ländern stand er auf zehn 5000er Gipfeln und auf vier 6000er Gipfeln. Neben der Faszination für das Bergsteigen ist er generell gerne in der Natur unterwegs und genießt auch Fahrradtouren im Bliesgau. evy

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