St. Bonifatius bietet den Grauen Langohren Schutz

Püttlingen · Nabu, Kirchengemeinde und Stadtverwaltung wollen dafür sorgen, dass die kürzlich unterm Dach von St. Bonifatius entdeckten Fledermäuse dort auch ein sicheres Zuhause haben. Der Nabu bittet zudem die Bevölkerung um Informationen über Fledermaus-Vorkommen.

Im Dachstuhl der Pfarrkirche St. Bonifatius auf der Püttlinger Ritterstraße hatte die NABU-Ortsgruppe bei einer Begehung mit Fledermausexpertin Dr. Christine Harbusch eine Wochenstube des "Grauen Langohrs" entdeckt. Rund zehn Weibchen waren mit ihren Jungtieren zu beobachten (wir berichteten).

Diese Fledermaus-Kinderstube ist eine der wenigen bekannten Quartiere dieser seltenen Fledermausart. Damit dieses Sommerquartier langfristig und nachhaltig gesichert wird, überreichte Roland Krämer, Staatssekretär im Umweltministerium, zusammen mit Bürgermeister Martin Speicher und dem stellvertretenden NABU-Landesvorsitzenden Rudi Reiter eine Fledermaus-Plakette an Vikar Piotr Pronsczuk und den NABU-Ortsvorsitzenden Hans-Joachim Schmidt. Beide versprachen, das Fledermaus-Quartier zu sichern und auszubauen, denn das "Graue Langohr" finde auf der Ritterstraße ideale Lebensbedingungen.

Die Fledermaus benötigt als Jagdraum strukturreiche Gärten, Obstwiesen und naturnahe Laubwälder, wo sie nach ihrer Lieblingsspeise, den Nachtfaltern jagt. Auch der nahe Absinkweiher mit seiner reichen Insektenfauna bietet den Fledermäusen Nahrung. Es gelte deshalb, die Einflugschlitze in den Dachraum der Kirche langfristig zu sichern und eventuell notwendige Renovierungsarbeiten nur mit Rücksicht auf die Fledermauskolonie auszuführen.

Damit die Fledermäuse auch den Winter ungefährdet überstehen können, müssen zudem unterirdische Winterquartiere in Püttlingen angelegt oder geöffnet werden. Bürgermeister Martin Speicher versprach, mitzuhelfen, weitere unterirdische Stollen und Bunker zu öffnen, damit Fledermäuse dort ungestört in Winterstarre den Winter verbringen können. Die NABU-Ortsgruppe bittet deshalb auch Privatpersonen, Sommerquartiere von Fledermäusen zu melden (Dachstühle, Scheunen, hohle Bäume, hinter Wandverschalungen oder Fensterläden). Und wo unterirdische Kellergewölbe, Stollen, Tunnels oder Bunker geöffnet werden können, helfen die Mitarbeiter des Natur- und Vogelschutzvereins gerne bei der fledermausfreundlichen Gestaltung.

"Fledermaus-Meldungen" bitte an Hans-Joachim Schmidt, Tel. (0 68 98) 6 57 10.

Zum Thema:

Auf einen BlickDas Graue Langohr findet man, abgesehen von den nördlichen Ländern, in ganz Europa, wobei die nördlichen Vorkommen zurückgehen. Es wird einschließlich Schwanz maximal zwölf Zentimeter lang, die Flügelspannweite beträgt 25 bis 30 Zentimeter, die Ohren sind drei bis vier Zentimeter groß. Die Lebenserwartung beträgt bis 25 Jahre, die Fluggeschwindigkeit bei der nächtlichen Jagd auf Falter bis 30 Stundenkilometer. Die Grauen Langohren mögen's warm und bevorzugen Kulturlandschaften, in Mitteleuropa leben sie gerne im Bereich menschlicher Behausungen. Ihre Sommerquartiere oder Wochenstuben befinden sich meist in Gebäuden, die Winterquartiere im Schnitt etwa 20 Kilometer entfernt in Höhlen, Kellern und Stollen. red

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