Kinderuni Saar Auch Sprachen haben Verwandtschaft und Familie: Professor Roland Marti zeigt das an der Kinderuni Saar

Special | Saarbrücken · Die Kinderuni Saar dreht sich in diesem Sommersemester um „Sprachwelten“. Bei der zweiten Vorlesung ging Slavistik-Professor Roland Marti am Mittwoch (7. Juni) der Frage auf den Grund, wie Adam und Eva sprachen. Und ob man das überhaupt wissen kann.

 Sprachforscher Roland Marti unterhält sich mit seinem jungen Kinderuni-Publikum im Audimax der Saar-Universität in Saarbrücken.

Sprachforscher Roland Marti unterhält sich mit seinem jungen Kinderuni-Publikum im Audimax der Saar-Universität in Saarbrücken.

Foto: Iris Maria Maurer

Roland Marti beginnt seinen Vortrag mit einer kleinen Rede – in einer Sprache, die außer ihm nur ein paar Tausend Menschen in der Niederlausitz sprechen. „Hat mich jemand verstanden?“, fragt er scherzhaft sein junges Publikum. „Das ist Polnisch!“, versucht es jemand. „Nein, das ist Niedersorbisch“, stellt der Professor für slavische Philologie, Altphilologie und Sorabistik an der Saar-Uni fest. Marti forscht seit Jahrzehnten zu so genannten Minderheiten-Sprachen – und spricht selbst fast ein Dutzend Sprachen aus verschiedenen Sprachfamilien. Um diese sprachverwandtschaftlichen Beziehungen ging es in seiner nicht ganz so kinderleichten Vorlesung.

Denn Kindern die Systematik von Sprachwissenschaft zu erklären, ist kein leichtes Unterfangen. Marti nahm deshalb erstmal Bezug zur Lebenswirklichkeit seines jungen Publikums. „Wer spricht Deutsch?“ Alle Finger gehen hoch. „Französisch?“ Viele. „Englisch?“ Einige. „Türkisch?“ Wenige. Bei „Arabisch“ waren es nur noch eine Handvoll. Bei Russisch und Ukrainisch ein paar mehr. Und für Rumänisch meldete sich ein einziges Kind.

Rund 7000 Sprachen gibt es auf der Welt

„Und wie viele Sprachen, schätzt ihr, werden auf der Welt gesprochen?“, fragte der Professor weiter. Es sind um die 7000, aber so genau könne das niemand sagen. Allein in Europa habe man um die 300 Sprachen gezählt. Und die wiederum gehören zu Sprachfamilien – romanisch, slawisch, indo-germanisch. „Sprachen sind miteinander verwandt“, erklärte der Professor.

Wie man das erkennt und erforscht, zeigte er den Kindern anhand von Lautverschiebungen (Veränderung der Konsonanten im Laufe der Sprachgeschichte) in mehreren romanischen Sprachen, ausgehend vom Lateinischen.

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Ein Beispiel: Aus der lateinischen Zwei (duo) wird im italienischen die „due“, im Französischen heißt es „deux“, auf Spanisch „dos“, in Portugiesisch „dois“ und auf Rumänisch „doi“. Die Kinder lasen vor und machten mit. Marti zeigte, wie aus der englischen „night“ die deutsche „Nacht“ wird und dass „Twitter“ mit „Zwitschern“ verwandt ist, indem er das Publikum sich die Worte intuitiv erschließen ließ. Das erforderte viel Konzentration – und nach einer Weile stiegen einige Kinder aus. Ein bisschen so wie beim biblischen Turmbau zu Babel, als die hochmütigen Menschen von Gott bestraft wurden, der ihre Kommunikation lahm legte, indem er sie in neue Sprachfamilien einteilte, die sich nicht mehr unterhalten und verständigen konnten. Sie gaben den Turmbau entnervt auf. Diese Geschichte erzählte der Professor.

Gesprochen wird beim Ausatmen

Die Kinder in Martis Vorlesung allerdings gaben nicht auf. Und zeigten sich begeistert, als er ihnen erklärte, dass alle Sprachen zumindest eines gemeinsam haben: Sie werden beim Ausatmen gesprochen. „Nicht wie die Pferde, die wiehern durch Einatmen!“ Dann animierte er das Publikum dazu, zu versuchen beim Einatmen zu sprechen – ein Riesen-Spaß, den alle ausgiebig probierten.

Zwar blieb die Frage offen, wie Adam und Eva wohl gesprochen haben mögen. Manche vermuteten Lateinisch, andere Griechisch. Oder Hebräisch, die Sprache in der das alte Testament geschrieben ist. Und ob die Kinder am Ende behalten haben, was Vokale und Konsonanten sind – und was man mit ihnen so alles machen kann? Jedenfalls nahmen sie mit, dass es miteinander verwandte Sprachfamilien gibt, die nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten funktionieren. Und dass man Sprachen nach dieser Systematik lernen kann.

Aktion „Bring a friend“: In diesem Semester gibt es noch freie Plätze an der Kinderuni. Deshalb können Kinder Freunde mitbringen. Wer Interesse hat, kann bei der letzten Vorlesung am 28. Juni, 16 Uhr, dabei sein. Thema „Was ist Künstliche Intelligenz, und wie lernt sie unsere Sprache?“(Prof. Dr. Julia Knopf). Anmeldung unter: https://kinderuni.saarland/bring-friend

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