Sprachenvielfalt macht Europa schwierig

Völklingen/Püttlingen. Anlässlich der Europawoche (siehe "Stichwort") besuchte der Püttlinger Europaabgeordnete Jo Leinen (Foto: hth) am Freitagvormittag das Völklinger Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasium (MLK). Der Sozialdemokrat ist Vorsitzender des Umweltausschusses des Europaparlaments

Völklingen/Püttlingen. Anlässlich der Europawoche (siehe "Stichwort") besuchte der Püttlinger Europaabgeordnete Jo Leinen (Foto: hth) am Freitagvormittag das Völklinger Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasium (MLK). Der Sozialdemokrat ist Vorsitzender des Umweltausschusses des Europaparlaments.Leinen und seine Kollegen, erfahren die 60 Elftklässler von MLK und Albert-Einstein-Gymnasium, beschäftigen sich mit Klimaschutz, Abfallpolitik und genmanipulierten Pflanzen. Eine Schülerin will wissen, ob der prominente Gast E 10 tankt. "Ich würde es tanken, ganz klar!", versichert der Diesel-Fahrer. Über Atomkraftwerke, die Menschenrechtslage in der Türkei und Muezzinrufe in Deutschland wird ebenfalls diskutiert.

Spannend auch Leinens Plaudereien aus dem Nähkästchen. Seine Erzählungen verdeutlichen: Es ist nicht einfach, die Interessen von 27 Mitgliedsstaaten unter einen Hut zu bekommen. Ein Beispiel: "Die Würde des Menschen ist unantastbar", heißt es im deutschen Grundgesetz. Als die Formulierung in die EU-Charta der Grundrechte übernommen werden sollte, berichtet Leinen den Schülern der Politik-Kurse, intervenierte der spanische Kollege. In seinem Land ist nämlich nicht die "Würde", sondern die "Ehre" unantastbar.

Die babylonische Sprachenvielfalt macht die Verhandlungen nicht leichter. "Englisch muss man können", betont der Parlamentarier. Aber auch Französisch und Deutsch gehören zu den Arbeitssprachen. Bei den Debatten gibt es Übersetzer. Und weil die einen ausgezeichneten Job machen, kommt es nur selten zu Missverständnissen. Wohl aber zu komischen Situationen. Etwa wenn ein Witz erzählt wird und die Lachsalven erst zeitversetzt einsetzen.

Gäste, berichtet Leinen, seien immer wieder beeindruckt von den vielen Dolmetscherkabinen im Saal. "Was kostet das?", fragen einige Besucher angesichts des enormen Aufwands. Leinens Antwort ist knapp und einfach: "Weniger als ein Tag Krieg!"

Stichwort

Die Europawoche wird jedes Jahr in ganz Deutschland gefeiert, als gemeinsame Aktion der Bundesländer, der Bundesregierung, der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments. Sie erinnert an die "Schuman-Erklärung", die im Mai 1950 den Grundstein legte für die Europäische Union. red

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