Sportskanonen auf Einkaufstour

Endlich Sonnabend! Wie könnten wir das Wochenende besser auftakten lassen, als bereits ab acht mit dem Einkaufswagen kreuz und quer durch einen Konsumtempel zu juckeln? Zuvor schleichen jede Menge Kunden mit ihrem Auto über den Parkplatz: immer wieder hin und her auf der Suche nach einer Lücke. So nah wie nur irgend möglich am Eingang. Bloß keinen Schritt zu viel

Endlich Sonnabend! Wie könnten wir das Wochenende besser auftakten lassen, als bereits ab acht mit dem Einkaufswagen kreuz und quer durch einen Konsumtempel zu juckeln? Zuvor schleichen jede Menge Kunden mit ihrem Auto über den Parkplatz: immer wieder hin und her auf der Suche nach einer Lücke. So nah wie nur irgend möglich am Eingang. Bloß keinen Schritt zu viel.Erstaunt erblicke ich eine Person, die schwerfällig ihr Fahrzeug verlässt: ein - sagen wir mal - untergroßer Mensch. In einen länger nicht mehr sorgfältig gereinigten Trainingsanzug gezwängt. Der Kerl zieht sich verbissen aus dem Sitz empor. Nach der Mühsal stülpt sich ein Feinripp bespannter Bauchlappen über den Gummibund der so nie geplanten, dennoch äußerst eng anliegenden Sporthose. Hat sich der Gute auf der Fahrt zur Abspeck-Leibesübung ins Fitnessstudio vertan? Nein. So viele Irrtümer wären bestimmt zu viel des Zufalls. Der Laden strotzt nämlich vor seinesgleichen: Eine gehörige Anzahl solcher Prachtexemplare, deren ungezügelte Nahrungszufuhr formvollendete Körperrundungen schuf, rollen zwischen den Regalen. In Trainingsklamotten. Aus 100 Prozent Polyester. Ungewollt hauteng.

Unterdessen wuchten diese verkannten Sportskanonen beschwerlich, trotzdem mit glückseligem Gesichtsausdruck kiloweise fettigen Schweinebauch, Fertigmenüs an Glutamat, zu Tode gegarte Büchsennahrung in die Einkaufswagen, die sie wie Rollatoren vor sich herschubsen.

Wer kam auf die bekloppte Idee, Trainingsanzüge zur Straßenkluft zu erheben? Getoppt mit Sandalen samt weißen Tennissocken. Es bedarf keines Diktats aus den Modemetropolen, um auszumachen, dass dies die Augen der Betrachter wie eine aufgeschnittene Zwiebel schmerzt. Oder kommt das Befüllen von Einkaufswagen einer sportlichen Betätigung gleich?

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