Sportlicher Senior mit Erfahrung

Neunkirchen · Die Saarbrücker Zeitung öffnet Türen zu Chefzimmern im Landkreis Neunkirchen. In welchem Umfeld und in welcher Atmosphäre wird gearbeitet? Heute Teil 17: Besuch bei dem Neunkircher Anwalt Wolfgang Preßer.

Neunkirchen. Riesige Aktenberge oder eine herumhängende schwarze Robe sucht man vergebens. Auch mit Gesetzeswerken voll gepropft ist das Büro von Wolfgang Preßer nicht. Und die Größe des Raumes ist für den Status des Seniors in einer renommierten Neunkircher Anwaltskanzlei eher bescheiden. "Auf Statussymbole lege ich keinen Wert", sagt der Jurist aus Ottweiler im Gespräch mit der SZ. Mit einer Ausnahme vielleicht: Ein flotter BMW darf's schon sein, für den Mann, der seit 30 Jahren die sportlichen Karossen aus München bevorzugt. Ein BMW-Modell ziert auch ein Regal seines Büros. Ansonsten sind da nur Familienfotos zu entdecken, etwa die beiden Töchter. Eine von ihnen ist dem Vater in die Juristerei gefolgt und ist heute ebenfalls Mitglied der Kanzlei. Die andere ist Zahnärztin in Speyer, hat aber immerhin einen Anwalt zum Mann. Optischer Blickfang an den Wänden sind die Kunstdrucke von Calder.1976, nach dem Jurastudium in Saarbrücken, stieg Wolfgang Preßer ins Anwaltsleben ein - dort wo er heute noch tätig ist. 1982 machte ihn Adalbert Halm zum Partner, heute ist er mit 63 Jahren Senior und mit seiner Erfahrung und Routine "primus inter pares" (Erster unter Gleichen) in der Neunkircher Lutherstraße. Die Kanzlei hat mit Dr. Christian Halm, Dr. Ralf Heydrich, Ralf Thilmany und Julia Preßer vier weitere Gesellschafter sowie drei angestellte Rechtsanwälte. Eine Besonderheit sind zwei "Filialen" in Thüringen. Eine davon, in Bechstedt, managt Dr. Richard Dewes, ein alter Studienfreund Preßers. Der Sozialdemokrat Dewes hat bekanntlich seine politische Karriere forciert, als er vom Saarland nach Thüringen wechselte. Er brachte es dort bis zum Innenminister und blieb dem Osten auch nach seinem Ausstieg aus der Politik treu.

Wolfgang Preßer wahrt den Gesamtüberblick im Kollegenkreis, der auf eine ganze Palette von Fachgebieten spezialisiert ist. Er sichtet am Morgen die Eingangspost und wirft auch mal seine Erfahrung in die Waagschale, sozusagen ein "Privileg des Seniors". Preßer selbst ist Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht sowie für Arbeitsrecht. Viel Raum in seiner Tätigkeit, so schildert er, nimmt die Beratung von Unternehmen ein, daneben vertritt er Mandanten bei Prozessen im gesamten südwestdeutschen Raum.

Eine Maxime Preßers: Zufriedenheit bei den Klienten erzielen: "Man kann nicht jeden Prozess gewinnen, aber der Mandant muss das Gefühl haben, dass der Anwalt sein Bestes getan hat!" Letztlich habe dies ihm und der Kanzlei den Ruf einer "engagierten Tätigkeit" eingebracht. Was schon deshalb wichtig sei, weil "weit über 90 Prozent des Klientenstamms" über Empfehlungen rekrutiert würden.

Der Alt-Jurist, der nun allmählich ans Kürzertreten denkt, ist von seiner Berufswahl überzeugt: "Ich möchte nichts anderes als Anwalt sein!" Insofern trauert er auch dem Umstand nicht nach, dass ihm als jungem Mann mit Prädikatsexamen eine Richterstelle im damals "schwarzen Saarland" verwehrt wurde. Auch wenn er als Anwalt wohl weniger komfortable Arbeitszeiten hat: "Ich habe während meines ganzen Berufslebens samstags gearbeitet." Allerdings höchstens bis zur Sportschau. Die ist nämlich für den seit jeher Sportbegeisterten Pflicht. Als Borussia Neunkirchen für drei Spielzeiten in der Fußballbundesliga war, habe er nur ein einziges Heimspiel versäumt, hält er fest. Auch zu den Formel-1-Rennen in Monaco ist er viele Jahre lang gefahren. Wolfgang Preßer selbst schwingt mit Begeisterung das Tennis-Racket. Für seinen Verein Blau-Weiß Hüttigweiler war er gerade bei den saarländischen Seniorenmeisterschaften im Einsatz. Auch passionierter Skifahrer ist er. Jetzt geht's aber erst mal in Sommerurlaub. Mit dabei ist die vierjährige Enkelin Greta: Opa will ihr auf Mallorca das Schwimmen beibringen. "Weit über 90 Prozent der Klienten werden über Empfehlungen rekrutiert."

Wolfgang Preßer

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