Regionaler Leitartikel Spitzenforschung im Saarland

Saarbrücken · Medikamente sollen Krankheiten heilen oder verhüten. Wenn Patienten mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen, kann es jedoch zu schädlichen Wechselwirkungen kommen. Nach einer Einschätzung der Europäischen Kommission sind allein in Europa etwa 197 000 Todesfälle pro Jahr auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen zurückzuführen.

Das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik in Sulzbach betont, dass sich die Häufigkeit und der Schweregrad der unerwünschten Nebenwirkungen erhöhen, wenn Patienten regelmäßig gleichzeitig fünf oder mehr Medikamente einnehmen – was auf die Mehrheit der über 70-Jährigen zutrifft – , wenn gleichzeitig zwei oder mehr Langzeiterkrankungen vorliegen und wenn eine ungünstige erbliche Veranlagung vorhanden ist. In den Arztpraxen und Kliniken wissen die Mediziner in vielen Fällen gar nicht Bescheid, wie viele und welche verschiedenen Medikamente ihre Patienten einnehmen. Es fehlt schlicht an Informationen, was andere Ärzte verschrieben haben. Über diese Informationen verfügen jedoch die Krankenkassen. Deshalb stellt jetzt die Barmer im Saarland niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern und Apothekern in einem Pilotprojekt die Patientendaten zur Verfügung. Dadurch soll verhindert werden, dass einem Patienten Medikamente verschrieben werden, die schädliche Wechselwirkungen entwickeln. Das Fraunhofer-Institut in Sulzbach und die Pharmazie an der Universität des Saarlandes entwickeln derweil mithilfe künstlicher Intelligenz eine Software, die es ermöglicht, große Datensätze zur Demografie, zum Gesundheitszustand, zur Medikation und zu genetischen Merkmalen einzelner Patienten zu erfassen und zu analysieren. Dadurch wird es möglich sein, personalisierte Therapien ohne Nebenwirkungen zu verordnen. Das ist Spitzenforschung im Saarland.

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