Spielereien mit Form und Sprache

Saarwellingen · Der Künstler Didier Kriebs aus Saint-Avold zeigt im Alten Rathaus Saarwellingen Gemälde von großer Exaktheit und Stilsicherheit, aber zugleich voller Ironie, Witz und einer großen Portion Weiblichkeit.

 Didier Kriebs zeigt die Bilder noch bis zum 10. Mai. Foto: Alt

Didier Kriebs zeigt die Bilder noch bis zum 10. Mai. Foto: Alt

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Wer bei Dessous an Damenunterwäsche denkt, liegt grundsätzlich nicht ganz falsch. Didier Kriebs spürt der weiblichen Schönheit nach, indem er sie schwach verhüllt, Formen mit fliegenden Schleiern mehr verstärkt als verbirgt und sie arabeskenhaft umgibt. Der Maler aus Saint-Avold spielt nicht nur mit Formensprache, sondern mit Sprache überhaupt. So deutet bereits der Titel der Ausstellung im Alten Rathaus Saarwellingen "Dessous de Cartes" in verschiedene Richtungen.

Jedenfalls hat das mit Verbergen ebenso zu tun wie mit Aufdecken. Dieses wäre ohne jenes nicht möglich. Entdeckt werden kann, dass die Bilder einen Prozess durchlaufen haben: Kriebs bemalt die Leinwand nicht nur, er gibt ihr collagenhafte Struktur durch Papierschnipsel oder Zeitungsausschnitte. Aus Fetzen entstehen Reliefgebilde. Der Zufall behält aber nicht das letzte Wort. Am Ende überzieht Kriebs seine Gemälde mit Firnislack - dick und hart wie fernöstliche Lackkunst. Durch den Klarlack hindurch bleiben Krakelee-Linien wie in Ölgemälden alter Meister sichtbar.

Ein Schlüsselbild hängt im Flur: "Vitruve", benannt nach dem römischen Architekten und Maschinenbauer Vitruvius (erstes Jahrhundert vor Christus), der die Vorlage lieferte für die berühmte Proportionenzeichnung Leonardo da Vincis. Kriebs lässt in seinem Bild zwei Plakatkleber diese Zeichnung wie ein Werbeplakat auf eine Wand kleben. Das geht bekanntlich so, dass viele Einzelteile exakt zusammengesetzt und dann mit viel Kleister angeklebt und glatt gestrichen werden. Genau dies macht Kriebs mit seinen Bildern. Er baut sie aus Einzelteilen zusammen, zerstört gar Zusammenhänge, um sie zu rekonstruieren und mit Lack zu konservieren. So verleiht er auch der flüchtigen Schönheit seiner vielen Frauen Dauer.

Öffnungszeiten bis 10. Mai: Dienstag bis Samstag 17 bis 20 Uhr, Sonntag 18 bis 20 Uhr. Zum Gespräch mit dem Künstler wird für Sonntag, 28. April, 11 Uhr, eingeladen.

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