Speyer jagt den Dirndl-Weltrekord
Speyer · Die Heimat des Dirndls ist Bayern. Doch am Samstag wollen Pfälzer dem Freistaat den Dirndl-Weltrekord streitig machen. Auch Saarländer reisen zur Unterstützung an. Zugelassen sind übrigens auch Männer im Dirndl.
Der Südwesten Deutschlands feiert in diesem Jahr das "Wittelsbacherjahr" - und das treibt manchmal recht bizarre Blüten. So startet das pfälzische Speyer am Samstag im Zusammenhang mit dem Themenjahr einen Dirndl-Weltrekordversuch und versucht damit, Straubing in Bayern den Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde streitig zu machen. Mindestens 1177 Menschen im Dirndl müssen sich im Festzelt auf dem Speyerer Brezelfest einfinden, damit es klappt. Straubing hatte 2012 auf dem Gäubodenvolksfest 1176 Dirndl-Trägerinnen zusammengetrommelt und damit dem schwäbischen Stuttgart den Titel abgejagt.
Nun gehörte Schwaben zwar noch nie zur Pfalz - ein anderer Teil von Baden-Württemberg aber sehr wohl: Die Region um Mannheim war einst Teil der Kurpfalz, in der die Wittelsbacher herrschten. Bayern war lange Zeit das weniger bedeutende Herzogtum, die Kurfürsten residierten unter anderem in Heidelberg. Dass die linksrheinische Pfalz als Folge des Wiener Kongresses ab 1816 zur bayerischen Provinz degradiert wurde, haben ihre Bewohner bis heute nicht ganz verwunden. Ein Grund mehr also für einen kleinen Seitenhieb auf den großen Freistaat. Oder doch kein Seitenhieb? Eigentlich sei es eher eine nette Geste, sagt der Sprecher der Stadt Speyer, Matthias Nowack. Die Vorfälle von einst müsse man heute nun wirklich nicht mehr so bierernst nehmen.
Dass aus Bayern Dirndl-Träger anreisen, um der Pfalz zum Weltrekord zu verhelfen, glaubt Franz Joachim Bechmann vom veranstaltenden Verkehrsverein Speyer nicht. Aber das ist vielleicht auch gar nicht nötig. Das Echo sei groß, sagt Bechmann. Sogar eine Rugbymannschaft aus Saarbrücken habe sich angesagt. Auch den bekennenden Dirndl-Fan Rainer Brüderle (FDP), der mit einem Spruch über Frauen im Dirndl für Empörung gesorgt hatte, habe man angesprochen. Er habe aber erklärt, er habe andere Termine.
Ernst wird es am Samstag ab 18 Uhr: Dann werden die Dirndl-Trägerinnen und -Träger durchnummeriert ins Festzelt gelassen. Die Tracht muss aus Mieder, Rock, Bluse und Schürze bestehen. Beim Geschlecht sind die Regeln lockerer: Erlaubt sind auch Männer, sofern sie im Dirndl erscheinen. Laut Nowack liegen schon mehrere Anmeldungen von männlichen Dirndlträgern vor - etwa von vier Jungs aus einer Berufsschulklasse, die Dirndl geschneidert hat. Klappt der Weltrekord, wird natürlich ausgiebig gefeiert. Und wenn nicht? "Egal", sagt Nowack. Dann werde trotzdem gefeiert. Auf jeden Fall mit Weißbier - aus der Pfalz.