Spatenstich von 1910

Dillingen. Vor der Kirche liegen drei Kubikmeter Sand. "Kindergartenfähig", wird Pfarrer Gerhard Jakob später sagen. Im dicht besetzten sogenannten Saardom fand am Samstagabend der feierliche Gottesdienst zur 100-Jahr-Feier des ersten Spatenstichs am 21. August 1910 statt

Dillingen. Vor der Kirche liegen drei Kubikmeter Sand. "Kindergartenfähig", wird Pfarrer Gerhard Jakob später sagen. Im dicht besetzten sogenannten Saardom fand am Samstagabend der feierliche Gottesdienst zur 100-Jahr-Feier des ersten Spatenstichs am 21. August 1910 statt. "Ob wir auch heute den Mut hätten?", sprach Manfred Kostka, Pfarrer von Sulzbach-Hühnerfeld, das große Projekt in schwierigen Zeiten an. Etwa ein Dutzend Mitbrüder machten die Messe zu einem beeindruckenden Ereignise. Mit dabei Pfarrer Gerhard Jakob und vom Bistum Trier Prälat Warnfried Bartmann. Zusätzlich zur Orgelmusik füllten die faszinierenden Gesänge der Chorgemeinschaft "Musica Sacra" und Sopranistin Anne Gratz das Kirchenschiff. Jakob hatte bei den Vorbereitungen zur Feier "einen frischen Wind durch viele Gemeinschaften" gespürt. Das gebe Hoffnung für eine neue Verbundenheit von Stahl, Politik, Gesellschaft und Pfarrgemeinden. Wie damals, als viele gemeinsam das Kirchenprojekt realisierten. Die größte Kirche des Saarlandes. Während drinnen die Messe lief, nahmen draußen auf dem Weinligplatz schon die Ersten an silbern glänzenden Bistrogarnituren Platz. Denn nach dem Gottesdienst spielte die Katholische Laiengemeinschaft Szenen rund um den historischen Spatenstich nach. Dazu gehörte die Rede von Pastor Johann Peter Hillen 1907 vor dem Kirchenverein. Dort hatte Hillen seine Idee eines neuen Gotteshauses vor mehr als 300 Männern dargestellt. Denn St. Johann war längst zu klein geworden für die wachsende Stadt. Auf 250 000 Mark war der Rohbau geschätzt worden, der Innenausbau auf 70 000 Mark. "Acht Mark em Johr", würde das Projekt eine Familie kosten. So hieß es in einer Szene, die den Alltag von Mathias Groß 1910 nachstellte. Weiteres Geld für den Kirchenbau kam damals über Spenden und durch Veranstaltungen. Landrätin Monika Bachmann erinnerte an den neunten Landrat des Landkreises Saarlouis, Freiherr Schütz von Lerodt. Der habe damals vom "Dillinger Dom" gesprochen. Bürgermeister Franz-Josef Berg hielt eine Rede, als wäre er vor 100 Jahren Bürgermeister von Dillingen gewesen. Damals lebten dort um die 8000 Einwohner. Mit Schaufeln und Schubkarren gingen Offizielle und Bevölkerung schließlich die drei Kubikmeter Sand an. Der war für den Kindergarten bestimmt. Gegen eine Spende konnte jeder mitwirken.

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