Spaßbadfirma untersucht städtische Bäder

Saarbrücken

Saarbrücken. Wie viele städtische Bäder braucht Saarbrücken? Wie groß ist die Nachfrage nach dem Angebot der Bäder jetzt, und wie wird sie sich entwickeln? Wie sieht es mit der Konkurrenz zu den städtischen Bädern aus - in der Stadt, aber auch in den Nachbargemeinden? Wie kann der Bedarf der Schulen und Schwimmvereine gedeckt werden? Das sind nur einige der Fragen, die ein Gutachten beantworten soll, auf dessen Grundlage die Landeshauptstadt entscheiden will, wie es mit ihren Bädern weitergeht. Diese Entscheidungsgrundlage soll die Firma liefern, die das Calypso, also das einzige private Bad in Saarbrücken betreibt, die "Gesellschaft für Entwicklung und Management von Freizeitsystemen mbh & Co. KG" (GMF).Seit 1. Januar wird das Calypso-Erlebnisbad "unter dem neuen Qualitätslabel Vivamar der GMF betrieben", wirbt das im bayerischen Neuried ansässige Unternehmen, das das Calypso von der städtischen Gesellschaft KBS gepachtet hat. Rund 900 000 Euro jährliche Pacht zahlt Vivamar der KBS, also der Stadt. Das Unternehmen bekommt von der Stadt - ebenfalls jährlich - einen Zuschuss von rund 700 000 Euro. Anders sei so ein Bad nicht zu verpachten, hatte der Saarbrücker Sportdezernent Harald Schindel (Linke) vor gut zwei Wochen erklärt.

Nun bekommt die Vivamar-Muttergesellschaft GMF 50 000 Euro plus Umsatzsteuer, also rund 60 000 Euro, für ein Gutachten, in dem sie die Situation der städtischen Bäder analysieren und unter anderem Wege aufzeigen soll, wie diese Bäder besser ausgelastet werden können. Im Klartext: Ein privater Badbetreiber, der im Wettbewerb steht zu den anderen Bädern in der Stadt und im Umland, soll zunächst eine neutrale Analyse anfertigen und dann auch noch erklären, wie die städtische Konkurrenz gestärkt werden kann.

In Auftrag gegeben hat das Gutachten die Bäderbetriebsgesellschaft Saarbrücken (BBS). Deren Aufsichtsratsvorsitzender ist der städtische Sportdezernent Harald Schindel. Die BBS gehört zur städtischen Verkehrs- und Versorgungsgesellschaft Saarbrücken (VVS). Er habe den Vertrag mit der GMF "nur unterschrieben", sagt BBS-Geschäftsführer Peter Schade. Mehr könne er dazu nicht sagen.

Bis Oktober werde es "erste Ergebnisse" in Sachen Bäderkonzept geben, kündigte Schindel in der Stadtratssitzung am Dienstag an. Er sehe jedoch "keine einfache Gesprächsbasis" für die Diskussion, die dann über die Zukunft der Bäder geführt werden müsse. Die Haushaltslage sei schwierig. Rund fünf Millionen Euro Miese machen die städtischen Bäder im Jahr, etwa eine Million Euro müssten gespart werden.

Dass Schindel erstmal Geld ausgibt, stößt beim Förderverein Fechinger Bad auf Unverständnis. Der Verein hat sich mit Energieexperten das Kombibad angesehen und ist zu dem Ergebnis gekommen: Die Personalkosten in der BBS-Chefetage, die auf die Bäder umgelegt werden, seien zu hoch. Rund 70 000 Euro könnte man da alleine für Fechingen einsparen, sagt die Vorsitzende des Vereins, Christel Weins. Bei der Auftragsvergabe an Fremdfirmen (unter anderem für Reinigung) sieht der Verein ein Einsparpotenzial von rund 100 000 Euro.

Die Zahlen, auf deren Grundlage der Verein seine Analyse angefertigt hat, seien falsch, sagen Schindel und Schade. Gerade bei den Personalkosten sei mit einer Steigerung zu rechnen, weil bisher teilweise unter Tarif gezahlt wurde, erklärte Schindel im Stadtrat. An wen er das Gutachten vergeben hat, erzählte er dort nicht.Foto: XXX

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort