Sparte4: Bastian Sick und der Mohn-Google-Hupf

Saarbrücken

Saarbrücken. Was wussten wir womöglich noch nicht über Bastian Sick (Foto: Bellhäuser), Journalist, Autor und verkaufstüchtiger Sprachpfleger der Nation? Dass er seine Hemden am liebsten nach Farben sortiert und regelmäßig an der blau-lila Grenze scheitert? Dass ihn das Scrabbeln mit Großmutter und seine Begeisterung für Max Kruses Urmel-Bücher entscheidend geprägt haben? Oder dass er die Saat für seinen Karriereschub im zarten Kindesalter mit der Lektüre vom "Schlumpfissimus, König der Schlümpfe" legte? Sicher kein notwendiges Wissen, aber eines, das bestens unterhält, so wie Sick es präsentiert. Es ist viel los in der Sparte4: Bei "Reden mit. . ." von SR2 KulturRadio sitzt er mit den Moderatoren Wolfram Jung und Bianca Schwarz auf dem Sofa, und plaudert hyperaktiv über seine Marotten, Vorlieben und natürlich den enormen Erfolg seiner "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod"-Bücher. Er sähe sich gar nicht als Gralshüter, Wächter über korrekte Grammatik, aber als jemand, der auf Standards Acht gibt, denn, wo käme man hin, ohne sie. Außerdem habe er, wie wir alle, Spaß an sprachlichen Entgleisungen, die ja nicht nur aus den "bildungsfernen" Schichten kämen. Der Journalismus etwa sei eine sehr dankbare Quelle, sonst hätten ja die Zwiebelfisch-Kolumnen beim "Spiegel" nicht entstehen können, die sich aus Sicks Arbeit in der Schlussredaktion und seinen Korrektur-Mails für Kollegen speisten. Von seinen Lesern bekomme er täglich Mails über kleinere und größere Sprach-Schandtaten, sei's das "naive Olivenöl'', der "Mohn-Google-Hupf" oder das "Alpenpfeilchen". Natürlich haben sich immer schon Leute intensiv mit der deutschen Sprache befasst. Zum Beweis gibt es eine Kostprobe aus Eike Christian Hirschs "Deutsch für Besserwisser'' (1976). Aber keinem von ihnen ist es, wie Sick, gelungen, daraus ein Massenphänomen zu machen, das Menschen nach korrekten Zeitformen und exakter Konjugation hungern lässt. Sicher haben die Medien das Ihre dazu getan, aber Sick ist eben auch energiegeladener Entertainer. Ebenso komisch bei Analysen über das Moselfränkische Holen-statt-Nehmen-Phänomen, wie als "h"-frei trällernde Mireille Mathieu.

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