Sparkurs im Dekanat Homburg

Homburg/Hassel. Ein Sparprogramm der Protestantischen Landeskirche der Pfalz sieht den Wegfall von 40 Pfarrstellen Stellen vor. Betroffen ist auch das Dekanat Homburg (siehe Info)

 Vollbesetzte Gotteshäuser, wie hier bei einer Nachtveranstaltung, gehören längst nicht mehr zum Alltag der Protestantischen Landeskirche der Pfalz, zu der auch die Saarpfalz gehört. Bevölkerungsrückgang, Austritte und weniger Steuereinnahmen machen der Kirche zu schaffen. Foto: SZ

Vollbesetzte Gotteshäuser, wie hier bei einer Nachtveranstaltung, gehören längst nicht mehr zum Alltag der Protestantischen Landeskirche der Pfalz, zu der auch die Saarpfalz gehört. Bevölkerungsrückgang, Austritte und weniger Steuereinnahmen machen der Kirche zu schaffen. Foto: SZ

Homburg/Hassel. Ein Sparprogramm der Protestantischen Landeskirche der Pfalz sieht den Wegfall von 40 Pfarrstellen Stellen vor. Betroffen ist auch das Dekanat Homburg (siehe Info). "Aufgrund der demographischen und finanziellen Situation der Landeskirche müssen wir in Homburg vier Stellen einsparen", sagt Dekan Fritz Höhn, der zusammen mit seinem Stellvertreter, Wilfried Bohn aus Schwarzenbach, zu Gast in unserer Redaktion war. Grundlage sei eine künftige Gemeindemitgliederzahl von 1900. Der Sparbeschluss, der Anfang 2011 durch die Kirchenregierung in Speyer entschieden werden soll, trete bis 2015 in Kraft. Die Kirchengemeinden bleiben aber unangetastet. Sie behalten, so der Dekan, weiter mit ihren Presbyterien ihre rechtliche Selbstständigkeit. Im Vergleich zu den Katholiken sei das protestantische Sparprogramm "moderat".

Im Einzelnen sieht der Vorschlag des Bezirkskirchenrates folgendes vor: Kleinottweiler (426 Mitglieder) soll von Niederbexbach (609) abgetrennt und nach Oberbexbach (1506) eingegliedert werden. Niederbexbach soll demnach mit Limbach und Altstadt 2 (1416) eine neue Einheit bilden. Hier müsste die Verwaltung deshalb von zwei Pfarrern übernommen und geteilt werden. Höhn: "Wohnsitz bleibt Niederbexbach." Die beiden Theologen verschweigen nicht, dass es "von Seiten Kleinottweilers Bedenken gegen diesen Vorschlag gibt". Höhn: "300 Gemeindeglieder haben auf einer Unterschriftenliste ihren Unmut geäußert." Im Januar solle deshalb noch einmal ein Gespräch mit dem Presbyterium geführt werden.

Die weiteren vorgesehenen Änderungen: Die Pfarrstelle Homburg 4 (Bruchhof-Sanddorf mit 1070 Gläubigen) kommt zur Pfarrstelle Homburg 3 (derzeit 2728). Bisher gehörte hierzu Beeden (1024). Beeden wird aus der Stelle Homburg 3 herausgelöst und Schwarzenbach-Schwarzenacker-Wörschweiler (1026) zugeordnet. Die Pfarrstelle Wiesbach (845) kommt zu Großbundenbach (906). Der Dekan sagte: "Hier sind noch einige wenige verwaltungstechnische Dinge, darunter das Führen der Kirchenbücher zu klären."

Nach dem Homburger Sparvorschlag soll auch die Stelle Hassel 2 (Mitglieder: 1048), das ist Rohrbach, aufgehoben werden und künftig zu Hassel 1 (mit Hassel selbst, Oberwürzbach, Niederwürzbach und Reichenbrunn mit derzeit 1691 Mitgliedern) gehören. Höhn und Bohn verschweigen nicht, dass "es auch dort Bedenken gegen eine solche Lösung gebe". Aber auch dies "ist lösbar".

Die beiden Pfarrer verweisen darauf, dass "mit allen betroffenen Presbyterien gesprochen worden ist". Der stellvertretende Dekan Bohn: "Es ist eine strukturelle Anpassung und nicht aktuell auf Personen bezogen. Kirche hat sich auf die Gesellschaft einzustellen. Unser Vorschlag ist auch ein Stück Gerechtigkeit." Höhn: "Unser Vorschlag ist das Anpassen an die Realität." Die Lebenslagen in unserer Gesellschaft hätten sich verändert. "Es gibt den Mainstream mit vielen partikularen Interessen", sagt der Dekan, und erklärt weiter: "Das prägt natürlich auch unsere Arbeit." Früher seien die Verhältnisse überschaubar gewesen. Dann zeichnen die beiden Theologen aus dem Homburger Dekanat ein düsteres Bild. Derzeit verliere die pfälzische Landeskirche pro Jahr 6000 Mitglieder, davon seien 1000 bis 2000 Austritte, die restlichen 4000 gingen aus demographischen Gründen verloren. In Homburg seien dies etwa 500 Mitglieder pro Jahr. Höhn: "Deshalb müssen wir handeln, auch wenn dies eine unangenehme und undankbare Aufgabe ist. Nur so hat unsere Kirche eine Zukunftschance."

Auf einen Blick

 Der Homburger Dekan Fritz Höhn (links) und sein Stellvertreter Wilfried Bohn aus Schwarzenbach erklärten ihre Sparvorschläge in einem Gespräch mit unserer Redaktion. Foto: Thorsten Wolf

Der Homburger Dekan Fritz Höhn (links) und sein Stellvertreter Wilfried Bohn aus Schwarzenbach erklärten ihre Sparvorschläge in einem Gespräch mit unserer Redaktion. Foto: Thorsten Wolf

Das protestantische Dekanat Homburg hat rund 50 000 Mitglieder. Es reicht von Hassel über Homburg, Bexbach bis Großbundenbach und Steinwenden und grenzt an die Kirchenbezirke Kusel, Pirmasens, Zweibrücken, Otterbach und Kaiserslautern. Homburg ist von der Fläche und der Gläubigenzahl eines der größten der in Speyer ansässigen Protestantischen Landeskirche der Pfalz. Aufgrund der Größe stellt das Dekanat fünf Abgeordnete (Synodale) für das Kirchenparlament (Synode). Das Dekanat Zweibrücken, zu dem auch Einöd und das Bliestal gehören, entsendet vier Synodale. Der Bezirkssynode in Homburg gehören 128 Personen aus 41 Kirchengemeinden an. Die Landeskirche hat derzeit 582 000 Mitglieder. Sie ist eine "unierte Kirche": Evangelisch-lutherische und reformierte Christinnen und Christen haben sich 1818 zu einer Kirche zusammengeschlossen. Die Landeskirche untergliedert sich in 20 Kirchenbezirke, an deren Spitze stehen die Dekane (politisch vergleichbar mit Landräten) mit 429 Kirchengemeinden. 397 Kirchengemeinden liegen in Rheinland-Pfalz, 32 im Saarland (40 000 Gläubige). In ihr arbeiten 600 Pfarrerinnen und Pfarrer und 109 Gemeindediakone und Jugendreferenten. jkn

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