Diese Standorte sind betroffen Sparkasse schließt mehrere Filialen im Saarpfalz-Kreis

Homburg/StIngbert/Blieskastel · Insgesamt sind im Saarpfalz-Kreis zehn Standorte betroffen – darunter Selbstbedienungsstellen und solche, in denen noch Mitarbeiter vor Ort sind. Die Schließungen sorgen schon jetzt für schwere Kritik.

 Die Kreissparkasse macht im Saarpfalz-Kreis mehrere Filialen zu.

Die Kreissparkasse macht im Saarpfalz-Kreis mehrere Filialen zu.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Update: Seit bekannt wurde, dass die Kreissparkasse Saarpfalz zehn Standorte zum 1. März schließen wird, regt sich dagegen zunehmend Widerstand. Die Rede ist etwas von einem „Schlag ins Gesicht der Betroffenen“ – mehr Reaktionen zur Sparkassen-Schließung hier.

Ursprungsmeldung: Die Kreissparkasse Saarpfalz dünnt ihr Filialnetz aus. Insgesamt werden zehn Standorte zum 1. März schließen. Betroffen davon sind sechs mit Mitarbeitern besetzte sowie vier Selbstbedienungs-Stellen (SB). Das teilt Ingo Sonnenschein, Pressesprecher der Bank, auf Anfrage unserer Zeitung mit.

Sparkassen-Schließungen: Diese Standorte sind betroffen

Betroffen sein werden demnach die Filialen in

  • Beeden,
  • Jägersburg,
  • Kirrberg,
  • Oberbexbach,
  • Bliesmengen-Bolchen und
  • Oberwürzbach – hier waren jeweils noch Mitarbeiter vor Ort.

Es seien allerdings bereits Öffnungszeiten reduziert worden. Ebenfalls wegfallen werden die SB-Filialen in Schwarzenbach, in Erbach im Berliner Wohnpark, in Lautzkirchen sowie in Reinheim, wobei bei Letzterem lediglich ein Geldautomat an der Front des Kulturparks installiert sei.

Die Sparkasse wolle natürlich die Kundennähe herstellen, aber das Kundenverhalten habe sich extrem geändert, sagte Sonnenschein zu den Gründen für die Schließungen.

Weniger Nutzer in den Sparkassen-Filialen

 Es werde seltener Bargeld an Automaten abgehoben, teilt die Kreissparkasse Saarpfalz mit.

Es werde seltener Bargeld an Automaten abgehoben, teilt die Kreissparkasse Saarpfalz mit.

Foto: picture alliance / dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Überraschend ist die Entwicklung nicht, denn schon 2020 hatte sich der Trend fortgesetzt, dass Nutzerzahlen in den Filialen zurückgingen. Wie der Vorstand damals im Rückblick auf das erste Pandemiejahr mitteilte, sei das durch Corona etwas beschleunigt worden. Bereits da hatte es geheißen: Auf Dauer würden langfristig wohl nicht alle Geschäftsstellen zu halten sein.

Zuletzt waren 2018 sieben Geschäftsstellen der Kreissparkasse Saarpfalz geschlossen worden, dann hatte es 2019 und auch in den beiden Coronajahren keine weiteren Schließungen gegeben – bis jetzt.

Die KSK Saarpfalz habe bereits im Dezember alle Ortsvorsteher und Ortsvertrauensleute in einem persönlichen Gespräch über die Pläne informiert, sagte Sonnenschein zu den aktuellen Schließungen. Im Januar würden auch alle betroffenen Kunden angeschrieben und schriftlich informiert, zudem werde ihnen mitgeteilt, wo sie Alternativen finden. Insgesamt gebe es kreisweit dann nach dem 1. März noch 20 Geschäftsstellen, 16 mit persönlichen Ansprechpartnern und vier als SB-Filialen. An allen Standorten finde man auch Geldautomaten des Kreditinstituts.

Sparkassen-Schließung: Kritik kommt aus Jägersburg

Die Filialschließungen sorgen bereits jetzt für Kritik. So hatten die Jägersburger Ortsverbände von VdK und Arbeiterwohlfahrt (Awo) in einem Brief an den KSK-Vorstandsvorsitzenden Amin Reinke sowie den Vorsitzenden des Verwaltungsrates des Kreditinstituts, Landrat Theophil Gallo, ihren Unmut geäußert. Sie fordern, dass die Jägersburger Filiale erhalten bleiben soll, um die Grundversorgung weiterhin zu gewährleisten. „Mit Entsetzen“ habe die Jägersburger Bevölkerung von den Schließungsplänen erfahren. „Insbesondere für ältere und behinderte Mitbürger ist es sehr schwierig oder gar unmöglich, ohne Filiale in Jägersburg ihre Geldgeschäfte zu tätigen, zumal es hier keine andere Möglichkeit gibt, Geld abzuheben, Überweisungen zu tätigen oder Kontoauszüge auszudrucken“, so die Vorwürfe.

Viele der Betroffenen seien zudem auf einen Rollator oder Rollstuhl angewiesen, sodass die Nutzung von Bussen nur begrenzt möglich sei. Gerade ältere Menschen hätten zudem oft kein Mobiltelefon beziehungsweise keinen Computer und könnten ihre Bankgeschäfte infolgedessen auch nicht von zu Hause tätigen. Zudem betonen sie, dass es sich laut dem deutschen Sparkassen- und Giroverband um ein „gemeinwohlorientiertes Geschäftsmodell“ handle. Mit Verweis auf dessen Internetseite führen sie zudem an, dass es der Auftrag der öffentlich-rechtlichen Sparkassen sei, „die Gelegenheit zur sicheren Geldanlage zu geben, allen den Zugang zum bargeldlosen Zahlungsverkehr zu ermöglichen, insbesondere auch wirtschaftlich schwächeren Bevölkerungskreisen sowie die flächendeckende Versorgung mit Finanzdienstleistungen zu gewährleisten“.

Verändertes Verhalten bei Bankgeschäften

Ingo Sonnenschein verteidigte das Vorgehen des Kreditinstituts: „Wir müssen auf die veränderten Kundenströme reagieren“, machte er deutlich. Und „wir schließen keine Filialen, wo die Kunden Schlange stehen“.

Er untermauerte das veränderte Verhalten bei Bankgeschäften in Zahlen. Zwischen 2020 und 2022 seien die Kassenposten, darunter versteht man alle Handlungen, die in einer Geschäftsstelle mit Personal ausgeführt werden, um 35 Prozent zurückgegangen. Ziehe man Jägersburg als Beispiel heran, dann falle dies sogar noch deutlich stärker aus: ein Rückgang um gut 67 Prozent. Im Jahr 2019 seien in Jägersburg noch 73 dieser Kassenposten pro Tag verzeichnet worden. 2022 seien es noch 24 täglich gewesen. Dabei müsse man berücksichtigen, dass dafür jede Aktion gewertet wird, wenn also jemand mehrere Dinge tut, etwa eine Ein- und eine Auszahlung vornehme, dann werde das mit jeweils einem Kassenposten gezählt. Es kommen also noch deutlicher weniger Personen in die Filiale, im Fall von Jägersburg seien das in der Regel um die 15 Personen pro Tag – und dabei habe man an den Standorten die Öffnungszeiten bereits reduziert. In Jägersburg sei der Abruf von Kontoauszügen um 22 Prozent zurückgegangen, bei der Anzahl der Verfügungen am Geldautomat sei es ein Minus um 20 Prozent.

Weniger Bargeld abgehoben, mehr Kartenzahlungen

Im Durchschnitt gebe es im Kreis 35 Prozent weniger dieser Selbstbedienungsthemen, das Bargeldabheben am Automaten sei um 18 Prozent reduziert. Gleichzeitig seien die bargeldlosen Transaktionen mit der Karte um 50 Prozent gestiegen. Das Online-Banking nutzten mittlerweile rund 64 Prozent der Kunden der Kreissparkasse Saarpfalz.

Außerdem gebe es weitere Angebote der Bank für diejenigen, die eben nicht online agieren können oder möchten. So könne man beispielsweise das telefonische Kundenservicecenter nutzen und darüber etwa auch Überweisungen aufgeben. Wer im Notfall Bargeld brauche, dem werde schon seit Jahren ein Bargeldservice angeboten, bei dem das Geld nach Hause gebracht wird. Das koste allerdings 4,95 Euro und sei auf extreme Notsituation begrenzt, schränkte Sonnenschein ein.

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