Späte Ehre für Püttlinger Schneidermeisterin

Püttlingen. "Mein Schornsteinfeger hat es in die Wege geleitet", schmunzelt die Damenschneiderin Anneliese Boos. Der Kaminkehrer habe nämlich in ihrem Hausflur ihren Meisterbrief aus dem Jahr 1955 entdeckt und mit ihrem Einverständnis die Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) über das überfällige Jubiläum "50 Jahre Meisterbrief" informiert

Püttlingen. "Mein Schornsteinfeger hat es in die Wege geleitet", schmunzelt die Damenschneiderin Anneliese Boos. Der Kaminkehrer habe nämlich in ihrem Hausflur ihren Meisterbrief aus dem Jahr 1955 entdeckt und mit ihrem Einverständnis die Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) über das überfällige Jubiläum "50 Jahre Meisterbrief" informiert. Dort erhielt Anneliese Boos vor wenigen Tagen, mit 71 weiteren goldenen beziehungsweise diamantenen Meistern aus dem Saarland, die Auszeichnung. Ein Grund zurück zu blicken: 1947 beginnt Anneliese Utter im damaligen Textilwaren-Geschäft "Müller & Bauer" in Riegelsberg ihre Lehre als Damenschneiderin. 1948 wechselt sie zur Obermeisterin Emilie Gillen nach Saarbrücken. Dort fertigt sie 1955 ihr Meisterstück, ein Kleid mit Kostümjacke und diversen Handarbeiten, "alles selbst entworfen und eigenhändig gefüttert und genäht."

Die Prüfung wird in Theorie und Praxis bestanden. Die junge Meisterin erhält eine Anstellung bei den damaligen Saarbergwerken, in deren Haushaltungs- und Nähschule. Der "Tag X" am 6. Juli 1959 - damals wurde das Saarland wirtschaftlich der Bundesrepublik Deutschland angeschlossen - bringt Veränderungen auch im Leben der jungen Schneidermeisterin. Sie übernimmt als Selbstständige ein Stoffgeschäft mit eigenem Nähatelier in Saarbrücken-Burbach, das sie bis 1962 leitet. Es folgen über drei Jahrzehnte im eigenen Geschäft in der Püttlinger Straße in Köllerbach. 14 Lehrlinge hat Anneliese Boos in ihren Berufsjahren erfolgreich an ihr Handwerk heran geführt. In Kursen der Volkshochschule lehrte sie zudem unzähligen Hobbyschneidern den richtigen Umgang mit Nadel, Faden und Garn, Schere, Bügeleisen, Dorn und Nähmaschine. Sie habe in ihrem Beruf tatsächlich Karriere gemacht und deswegen auch gar kein anderes Hobby gebraucht, bilanziert sie 1989, als sie krankheitsbedingt den Ruhestand antritt. Für den ihr jetzt zuteil gewordenen Goldene Meisterbrief hat Boos nun einen Ehrenplatz gefunden - in ihrem Hausflur. et

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