Sorgen grundlos, Jury war wohlauf

Saarbrücken. Um 20.40 Uhr, nachdem die Jury lange beraten hatte, klingelte am vergangenen Donnerstagabend bei dem Saarbrücker Schriftsteller Hans Gerhard das Mobiltelefon. "Sie haben den Hans-Bernhard-Schiff-Literaturpreis gewonnen. Doch. Haben Sie." Joachim Schiff, Vorsitzender des Beirates des Hans-Bernhard-Schiff-Preises, überbringt die Entscheidung der fünfköpfigen Jury

 Preisträger des diesjährigen Schiff-Literaturpreises: der Autor Hans Gerhard. Foto: Iris Maurer.

Preisträger des diesjährigen Schiff-Literaturpreises: der Autor Hans Gerhard. Foto: Iris Maurer.

Saarbrücken. Um 20.40 Uhr, nachdem die Jury lange beraten hatte, klingelte am vergangenen Donnerstagabend bei dem Saarbrücker Schriftsteller Hans Gerhard das Mobiltelefon. "Sie haben den Hans-Bernhard-Schiff-Literaturpreis gewonnen. Doch. Haben Sie." Joachim Schiff, Vorsitzender des Beirates des Hans-Bernhard-Schiff-Preises, überbringt die Entscheidung der fünfköpfigen Jury. Sie hat Gerhard für seine Erzählung "Flachs und Lärchen" als Träger des Hauptpreises ausgewählt. Die Erzählung um Arbeiter in russischer Kriegsgefangenschaft offenbare eine unerwartete Identität, begründete die Jury ihre Wahl. Die Jury, in der Waltraud Schiffels, Alena Wagnerovà, Johannes Birgfeld, Jean-Louis Kieffer und Heiner Zietz ihre Stimme abgaben, nahm sich reichliche anderthalb Stunden Zeit. Währendessen hatten die Beiratsmitglieder um Joachim Schiff, Sohn von Hans-Bernhard Schiff, den Ablauf der 13. Preisverleihung schnell besprochen. Und so diskutierten sie bald über die Verenglischung der deutschen Sprache, die Vorteile des Campens mit dem Zelt und tauschten schließlich Witze aus.

Nach mehr als einer Stunde geduldigen Wartens kamen Mutmaßungen auf: Sind die Texte so schlecht, dass man sich auf keinen Preisträger einigen kann? Oder gibt es sehr viele gute Texte? Vielleicht ist die Jury auch eingeschlafen? Ein Mitglied des Beirats befriedigte schließlich die Neugier der Gruppe, schaute nach der Jury und sagte schmunzelnd: "Sie wirken sehr konzentriert und lebendig."

Schließlich standen die Preisträger fest und vergessen war der Ärger mancher Jurymitglieder über schlechte Texte, die zu klischeehaft oder am Motto "Erst mit der Sprache kommt die Unruhe über die Wesen" vorbeigingen. Neben dem mit 5000 Euro dotierten Hauptpreis werden noch zwei Sonderpreise vergeben. Die elfjährige Joana Weis bekommt für ihre "raffinierte" Tiergeschichte "Warum Tiere nicht sprechen können" einen Anerkennungspreis in Höhe von 100 Euro, der Gymnasiallehrer Sven Buchwalter aus Großblittersdorf erhält für die "spannende" historische Geschichte "Le soldat ennemi" den Förderpreis von 400 Euro.

Die drei Preisträger und ihre 64 Mitbewerber konnten ihre Texte in deutscher, französischer oder luxemburgischer Sprache und in den unterschiedlichen Mundarten einreichen. Ihre unveröffentlichten Beiträge sollten inhaltlich oder über die Person einen Bezug zur Saar-Lor-Lux-Region haben. Jurymitglied Waltraud Schiffels hatte ganze drei Tage damit verbracht, alle Texte zu lesen. Sie sucht originäre Geschichten von begabten Autoren, die es lohnt, zu fördern: "Das wichtigste Kriterium für die Auswahl ist die eigene Lesekenntnis, so werden redundante Texte erkannt." Auch auf innere Stimmigkeit und Vermittelbarkeit der Texte bei der Verleihung käme es an.

Der Hans-Bernhard-Schiff-Literaturpreis wird alljährlich in Gedenken an die literarische Arbeit und das Engagement von Hans-Bernhard Schiff für Werke ausgelobt. Schiff kam nach dem Zweiten Weltkrieg nach Saarbrücken und leitete die Literaturabteilung beim Saarländischen Rundfunk. Er schrieb kulturkritische Beiträge und verfasste Lyrik, Prosa, Essays und philosophische Betrachtungen. Die Preisverleihung, bei der die drei Autoren ihre Texte vortragen, findet am 16. Dezember im Kulturzentrum am Eurobahnhof in der Lützelbachstraße statt. Die Veranstaltung wird um 19.30 Uhr von Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) eröffnet. Interessierte sind willkommen.

 Erhält den Anerkennungspreis: Joana Weis (11). Foto: privat

Erhält den Anerkennungspreis: Joana Weis (11). Foto: privat

 Sven Buchwalter bekommt den Förderpreis. Foto: privat

Sven Buchwalter bekommt den Förderpreis. Foto: privat

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