Sonnensegen für die Felder

Wadrill. Bei Einbruch der Dunkelheit rollen die Vereinsmitglieder ein brennendes Strohrad von der Anhöhe "Perscher Kopf" über eine Strecke von etwa 600 Metern talabwärts bis in den Wadrillbach, wo es erlischt. Das brennende Strohrad soll als Symbol der Sonne über Äcker, Wiesen und Felder den Sonnensegen bringen, den Winter vertreiben und für eine ertragreiche Ernte sorgen

 Als Symbol der Sonne soll das brennende Erbsenrad den Winter vertreiben. Foto: Erich Brücker

Als Symbol der Sonne soll das brennende Erbsenrad den Winter vertreiben. Foto: Erich Brücker

Wadrill. Bei Einbruch der Dunkelheit rollen die Vereinsmitglieder ein brennendes Strohrad von der Anhöhe "Perscher Kopf" über eine Strecke von etwa 600 Metern talabwärts bis in den Wadrillbach, wo es erlischt. Das brennende Strohrad soll als Symbol der Sonne über Äcker, Wiesen und Felder den Sonnensegen bringen, den Winter vertreiben und für eine ertragreiche Ernte sorgen.So ist der Brauch überliefert worden, und so wird er schon seit Jahrzehnten am Sonntag nach Aschermittwoch in Wadrill ausgeführt. Seit jeher wird im Hochwaldort dieser Sonntag zumindest bei der älteren Bevölkerung auch "Erbsensonntag" genannt, womit der hohe Stellenwert verdeutlicht wird, den die Wadriller diesem alten Kulturgut einräumen. Der ursprünglich heidnische Brauch wurde unter dem Einfluss der Kirche mit christlichen Symbolen ergänzt. So werden heute zunächst ebenfalls aus Stroh gewickelte "Kerzen" und ein großes Kreuz angezündet. Nach dem gemeinsamen Lied "Großer Gott, wir loben Dich", zu dem die Gesellschaft der Musikfreunde aufspielen wird, wird das aus Stroh gewickelte Rad in Brand gesteckt und anschließend an einer langen Führungsstange von vier Mitgliedern des Heimatvereins talabwärts in die Wadrill gerollt, wo es erlischt.

Das hinabrollende Erbsenrad, das früher ebenso wie Kreuz und Kerzen aus Erbsenstroh gewickelt war, daher auch sein heute noch gültiger Name, bietet einen unheimlichen und zugleich faszinierenden Anblick. Während früher Holzräder mit Stroh umwickelt wurden, nehmen die Naturfreunde mittlerweile ein aus Eisen gefertigtes wieder verwendbares Gestell mit Felge und Speichen und wickeln etwa 15 Strohballen hinein. Das Rad ist mannshoch und wiegt über fünf Zentner. Das Rad wird am Samstagmorgen ab neun Uhr erstmals im Freizeitgelände der Harteich-Hütte gewickelt.

Interessierte Leute mit Kindern sind gern gesehene Gäste. Mit einem Traktor wird es am späten Sonntagnachmittag mit Kreuz und Kerzen auf den "Perscher Kopf" gebracht, während es früher zu Fuß unter Beteiligung vieler Schaulustiger zu der Anhöhe gebracht wurde. Diese Tradition konnte nicht beibehalten werden. Dagegen ist es weiterhin Tradition, dass am Sonntagnachmittag die Vereinsmitglieder im Dorf unterwegs sind, um Eier zu sammeln. Nach dem Erlöschen des Erbsenrades treffen sich Akteure, Bevölkerung und auswärtige Schaulustige in der Wadrilltalhalle zum gemeinsamen Eieressen.

HINTERGRUND

Mit einer geführten Wanderung rund um Wadrill mit Ziel Perscher Kopf können sich interessierte Schaulustige einstimmen. Die Wanderzeit beträgt etwa zweieinhalb Stunden. Wanderführer sind Helmut Klein und Ludwig Birtel. Treffpunkt ist um 16 Uhr an der Wadrilltalhalle. Wenn das Feuer des Erbsenrades erloschen ist, gibt es in der Halle den traditionellen Abschluss mit einem zünftigen Eieressen. eb

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