Sollen Kinder unterm Regenbogen lernen?

Grügelborn. Ob die Grügelborner "Erlebnisschule Regenbogen" pünktlich zum Schuljahresbeginn 2008/9 an den Start gehen kann (wir berichteten), steht noch in den Sternen

 Auf dem Schwarzenbacher Hof sollen bald Kinder lernen. Foto: atb

Auf dem Schwarzenbacher Hof sollen bald Kinder lernen. Foto: atb

Grügelborn. Ob die Grügelborner "Erlebnisschule Regenbogen" pünktlich zum Schuljahresbeginn 2008/9 an den Start gehen kann (wir berichteten), steht noch in den Sternen. Nach Informationen der Saarbrücker Zeitung sind die Macher der privaten Bildungseinrichtung am vergangenen Mittwoch nochmals ins saarländische Kultusministerium einbestellt worden, wo sie Fragen zum Schulkonzept beantworten mussten. Für dieses Konzept wirbt der Trägerverein der "Erlebnisschule Regenbogen" derzeit unter dem Motto "Wenn ein Kind sich geliebt fühlt, dann wird etwas Wunderbares entstehen".Der Schulverein hatte erst Mitte Dezember 2007 eine Genehmigung für die Bildungseinrichtung beantragt, die Grund- und Gesamtschule werden soll. Zurzeit prüft das Ministerium, ob der "neue pädagogische Ansatz" genehmigungsfähig ist, wie Ministeriumssprecher Torsten Rott bestätigt."Wir sind nicht im Zugzwang", sagt Schulmitinitiator Bernhard Brill. Er betreibt gemeinsam mit seiner Frau Rita-Maria das so genannte "Haus des Phönix" mit seinem "Zentrum für Ganzheitliche Gesundheit" und dem "Zentrum für Ganzheitliche Seminare und Ausbildungen", wozu auch ein Gästehaus auf dem Schwarzenbacher Hof in Grügelborn gehört, in dem zunächst auch die Schule untergebracht werden soll. Zum Areal gehört ein riesiger Rundgarten "mit meditativem Charakter", erklärt Brill, der sich in jüngster Zeit im Zusammenhang mit dem Schulvorhaben "Vorurteilen und Stimmungsmacherei" ausgesetzt sieht. "Die Schule hat mit diesen Dingen nichts zu tun", stellt er klar und meint Seminare wie Meditation, Traumarbeit, Schamanismus und Astronomie oder Ausbildungen zum Reinkarnations-Therapeuten und spirituellen Lehrer, die er anbietet. Brill: "Wir unterstützen die Schule nur. Sie soll nach neuesten pädagogischen Erkenntnissen arbeiten." Gleichwohl gibt es einen Link, also eine Verbindung von der Internet-Seite der Regenbogen-Schule zu der des "Hauses des Phönix". "Das sollten wir ändern, damit kein falscher Eindruck entsteht", so Brill.Hintergrund abklopfenDiesen "falschen Eindruck" hat offenbar bereits der Referent für Weltanschauungsfragen und Sekten des Bistums Trier, Matthias Neff, gewonnen. Er bezeichnet das "Haus des Phönix" als "großen esoterischen Anbieter, der schon lange im Geschäft ist und nun mit einer Schule an die Öffentlichkeit tritt". Er befürchtet, die Kinder "könnten in einem esoterischen Weltbild erzogen werden, das nicht anschlussfähig ist an das konventionelle Weltbild". Das "Haus des Phönix", in dem laut Neff "offenbar eine Art Lebensgemeinschaft" existiere, sei geprägt von einem "tiefen Misstrauen zur gegenwärtigen Zivilisation und der modernen Technik". Deshalb mahnt Neff zur Vorsicht. Eltern sollten sich mit dem Konzept der Schule "kritisch auseinandersetzen" und deren "weltanschaulichen Hintergrund" abklopfen. Inzwischen habe sich das Schulvorhaben "wunderbar entwickelt", sagt Aloisius Pongratz, der Vorsitzende des Schulträgervereins, der nach eigenen Angaben derzeit "50 Mitglieder aus dem gesamten Bundesgebiet" hat. Der Heiltherapeut im "Haus des Phönix", den es vor zehn Jahren aus Bayern ins Saarland verschlug, spricht von "zwölf bis 15 Kindern", deren Eltern bislang Interesse für die Alternativschule bekundet hätten: "Andere wollen sich später outen, wenn es mit der Schule wirklich losgehen kann." Vorwürfe, die Schule wolle ein esoterisches Weltbild vermitteln und die Gemeinschaft um das "Haus des Phönix" bewege sich am Rande einer Sekte, weist Pongratz als "böse Unterstellungen unterhalb der Gürtellinie" zurück. Vielmehr wolle man "die Vorgaben des Kultusministeriums erfüllen" und anbieten, was auch eine "normale Schule" anbieten müsse, sogar evangelischen und katholischen Religionsunterricht: "Wir wollen den Kindern nur eine schöne Schulzeit ermöglichen, ohne Hausaufgaben." Man habe bereits ein Lehrerehepaar gefunden, das hier unterrichten könnte. Auch die Höhe des Schulgeldes stehe nun fest. Das erste Kind koste 290 Euro, jedes weitere 70 Euro pro Monat. Man könne "in jedem Fall mit zwei Klassen" beginnen. Dafür sieht Freisens Bürgermeister Wolfgang Alles keinen Bedarf: "Eine zusätzliche Schule ist nach der Grundschulreform, im Zuge derer wir ja eine Einrichtung schließen müssen, den Bürgern nicht zu vermitteln. Die Schullandschaft in Freisen ist in Ordnung."Davon lässt sich Schulmitinitiator Brill allerdings nicht beirren: "Egal, wann die Genehmigung kommt, wir halten an unserem Schulvorhaben fest."

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