Vier sonntägliche Shoppingtouren pro Jahr Mehr verkaufsoffene Sonntage im Saarland?

Saarbrücken/Homburg/Saarlouis/St.Wendel · Jeder Einzelhändler im Saarland darf an vier Sonntagen im Jahr sein Geschäft öffnen. Reicht das aus – oder sollte es in Corona-Zeiten mehr verkaufsoffene Sonntage geben?

 Verkaufsoffene Sonntage, wie hier in Saarbrücken, werden in Zeiten von Corona als ein „sinnvolles Instrument“ erachtet. Pro Jahr darf jeder Saar-Händler vier Mal im Jahr sein Geschäft zur sonntäglichen Shoppingtour öffnen. Eine Ausnahmeregelung, die mehr erlauben würde, soll es aber nicht geben.

Verkaufsoffene Sonntage, wie hier in Saarbrücken, werden in Zeiten von Corona als ein „sinnvolles Instrument“ erachtet. Pro Jahr darf jeder Saar-Händler vier Mal im Jahr sein Geschäft zur sonntäglichen Shoppingtour öffnen. Eine Ausnahmeregelung, die mehr erlauben würde, soll es aber nicht geben.

Foto: Heiko Lehmann

Es ist nun nicht so, dass Martina Eckert wutentbrannt wäre. Und doch ist bei ihr eine leichte Empörung zu spüren. Der Grund? Aus ihrer Sicht gibt es zu wenige verkaufsoffene Sonntage im Saarland. Ein Instrument, das ja immer gut funktioniere. Das immer „viele Kunden in unsere Stadt lockt“, wie sie resümiert. Ein Instrument aber, das in dieser schweren Zeit, der Corona-Pandemie, zu wenig genützt würde. Leider.  „Zwei bis drei weitere wären gut“, sagt Eckert also.  Zusätzlich zu den vier, die jeder Händler im Saarland nutzen  darf. Eine Anzahl, die bereits vor Corona galt. Eckert ist Geschäftsführerin vom Hut- und Herrenmodegeschäft Colling in St. Wendel. Ein Ambiente, das ja fast dazu verleitet, schnell mal den Hut zu ziehen. Vor dem Durchhaltevermögen des Einzelhandels.

„Gerade vor Weihnachten, an den Adventstagen, wären weitere verkaufsoffene Sonntage super“, sagt Eckert. Doch ab Dezember dürften die Geschäfte am Sonntag nicht aufhaben. Das wollen die Kirchen nicht, „die Stadt hatte bereits angefragt“, sagt Eckert, die Mitglied in der „Aktionsgemeinschaft St. Wendel“ ist. Ein Zusammenschluss, der etwa 110 Mitglieder umfasst. Bestehend aus Händlern, Dienstleistern und Autohäusern.

Fabian Schulz, Geschäftsführer des Handelsverbands Saarland, regt ebenfalls an, weitere Sonntage in dieser Ausnahmesituation zu erlauben. Frei nach dem Motto: Außergewöhnliche Situationen erfordern besondere Maßnahmen. „Gerade in Großstädten könnte das dem Einzelhandel durchaus weiterhelfen“, glaubt Schulz.  Er spricht in diesem Kontext von „mehr Flexibilität an den richtigen Orten“.  Davon profitieren könnten laut Schulz etwa die Textil- und Modebranche. Eine Sparte also, der es aufgrund des Corona-Virus besonders schlecht gehe. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete sie im Zeitraum von Januar bis Juni 2020 einen Umsatzverlust von 35,4 Prozent. Von Januar bis Mai sogar einen von 39 Prozent. Der Grund laut Schulz? „Das Ausfallen vieler Feste.“  Hochzeiten etwa. Oder Abibälle. Deshalb „brauchen wir als Einzelhandel jede Möglichkeit, um die Umsätze maximieren zu können“. Dazu zählten auch mehr verkaufsoffene Sonntage. Etwa in Saarbrücken, wo der „Shopping-Sonntag“ am 6. September „nach meinem Eindruck sehr gut angenommen worden ist. Besonders von Franzosen und Luxemburgern“.

Die Stadt Saarbrücken bestätigt das. So hätten über den Tag verteilt „30.000 Besucher“ die Fußgängerzone der Innenstadt betreten. Weshalb „die Sonderöffnungszeiten auch in Zukunft wichtig sind“, sagt Thomas Blug, Pressesprecher der Landeshauptstadt, der im selben Atemzug auf den 4. Oktober und den 8. November verweist. Dort finden die übrigen zwei verkaufsoffenen Sonntage in Saarbrücken statt. Außerdem plant die Stadt eine lange Einkaufsnacht für Samstag, den 12. Dezember. Insgesamt sieht Blug den Einzelhandel in Saarbrücken auf einem guten Weg. 

Etwas differenzierter bewertet es Stefan Schmidt, Pressesprecher für die Wirtschaftsförderung der Stadt Saarlouis. Einerseits sieht er die verkaufsoffenen Sonntage als „sinnvolles Instrument an, um pandemiebedingte Umsatzausfälle auszugleichen“. Das habe der
16. August sowie der 6. September gezeigt, als die Innenstadt jeweils gut besucht gewesen sei (am 4. Oktober und
29. November stehen dort die  letzten beiden verkaufsoffenen Sonntage an).

Andererseits weiß Schmidt, dass für einige Einzelhändler in Saarlouis die verkaufsoffenen Sonntage aufgrund der hohen Umsatzverluste zwischen März und Mai „nicht darstellbar sind“. In diese Kerbe schlägt auch Dagmar Pfeiffer, zuständig für das Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung in Homburg. Dort „reichen die vier Tage im Jahr völlig aus“, stellt sie klar.  Auch hier, in Homburg, ist das Kontingent zur Hälfte ausgeschöpft. Die übrigen zwei verkaufsoffenen Sonntage hat die Stadt laut Pfeiffer auf den 11. Oktober und
29. November terminiert.

Anruf bei Leander Weppler, der bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Saarland dieses Themenfeld betreut. Und damit ausgewiesener Experte ist. Frage: Sind weitere Sonntage angedacht? Seine Antwort:  „Nein“ – gefolgt von der Begründung, dass „man es damit nicht überreizen sollte“. Zum einen, weil der verkaufsoffene Sonntag in Corona-Zeiten sowieso „etwas seinen Reiz verloren hat“, da die meisten Veranstaltungen, die parallel dazu ausgetragen würden, nicht stattfänden. Zum anderen sei auch „die politische Lage“ zu sensibel, sagt er: „Stichwort Arbeitskräfte und Kirche.“ Weppler  spricht vom „Sonntagsarbeitsschutz“ und von der „Sonntagsruhe“, die der Einzelhandel einhalten müsse. Weshalb er resümiert, dass „mit den vier Sonntagen im Jahr ein faires Commitment gefunden wurde“. Auch das Saar-Wirtschaftsministerium stellt auf SZ-Anfrage klar, dass „wir den Beschäftigten im Einzelhandel nicht ihre so wichtige Sonntagsruhe wegnehmen dürften“. Außerdem sei nicht gesagt, dass „durch weitere verkaufsoffene Sonntage die Umsätze steigen würden“.

Die Frage, ob es weitere verkaufsoffene Sonntage geben soll, polarisiert also. Für Eckert aus St. Wendel sei „völlig klar gewesen, dass es nicht alle so sehen wie ich“. Was sie beruhigen dürfte: In St. Wendel stehen noch drei sonntägliche Shoppingtouren auf dem Programm: am 27. September, 18. Oktober und 29. November. Es gibt also keinen Grund, wütend zu werden.

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