Solarstrom: Interesse ist kraftlos

St. Wendel. Ambitioniert gingen die Verantwortlichen an die Sache heran. Wollten es Hausbesitzern schmackhaft machen, Solaranlagen aufs Dach zu setzen und somit umweltschädliche Energie wie Öl und Gas zu sparen. Um herauszufinden, ob der Bau überhaupt geeignet dafür ist, richtete die Wirtschaftsförderung des Landkreises St

St. Wendel. Ambitioniert gingen die Verantwortlichen an die Sache heran. Wollten es Hausbesitzern schmackhaft machen, Solaranlagen aufs Dach zu setzen und somit umweltschädliche Energie wie Öl und Gas zu sparen. Um herauszufinden, ob der Bau überhaupt geeignet dafür ist, richtete die Wirtschaftsförderung des Landkreises St. Wendel als landesweit eine der ersten im Internet eine Datenbank ein, mit dessen Hilfe entsprechende Informationen abzurufen sind. Für Jedermann. Seit Mai 2011 ist das Angebot am Netz, das Solardach-Kataster. Es bietet unter anderem darüber Aufschluss, wie stark die Sonne auf den vorgesehenen Standort einstrahlt.

Doch nach anfänglich respektablem Zuspruch, wie es Landrat Udo Recktenwald (CDU) heute einschätzt, ging die Nachfrage erheblich zurück.

Keine Infos zu Projekten

Der Verwaltungsmann nennt Zahlen: Seien bis Ende 2011 im Durchschnitt rund 40 Anfragen pro Gemeinde zur Wirtschaftlichkeit einer solchen Photovoltaikanlage auf dem Dach des eigenen Wohnhauses angekommen, stürzte diese Zahl im Vorjahr auf schlappe sieben Interessenten pro Gemeinde. Recktenwald: "Wir haben nur die Anfragen gezählt, wissen aber nicht, ob daraus auch konkrete Pläne wurden." Geschweige denn eine Anlage gebaut wurde. Darüber führe seine Behörde keine Statistik. Das wäre wohl auch aus Datenschutzgründen eher heikel.

Woran liegt's, dass das Interesse an Solarstrom dermaßen einbrach? Der Chef im Landratsamt sieht dafür die Debatten um gekürzte staatliche Installationszuschüsse und unsichere Energieabnahmegarantien als Gründe. Und die Montage sei zudem bei vielen mit einem Kredit verbunden. Das habe die Menschen verunsichert. Ähnliche Entwicklungen registriere auch der Nachbar-Landkreis Merzig-Wadern, der zudem mit seinem Angebot später und geradewegs mitten in diese Spardiskussion hinein gestartet sei.

Dabei gehe es nach Recktenwalds Ansicht bei solchen Anlagen nicht nur um den Verkauf der selbst produzierten Elektrizität an Versorgungsbetriebe, die den Strom sodann ins öffentliche Netz einspeisen. "Photovoltaik kann auch zum größten Teil den Eigenverbrauch decken", sieht er Vorteile, um dadurch Energiekosten einzusparen. Ob sich der Aufbau aufs Dach rentiert, dazu gebe es neben sowohl bei den Gemeinden im St. Wendeler Land und bei der Wirtschaftsförderung des Kreises kostenlose Beratungen.

wfg-wnd.de

Foto: B&K/SZ

Meinung

Investoren fehlen Garantien

Von SZ-Redakteur

Matthias Zimmermann

Die anhaltende Debatte um gekappte Staatszuschüsse für Solaranlagen sowie schwindende Abnahmegarantien für damit produzierten Strom hat es der Energiewende gewiss ein gutes Stück schwerer gemacht. Denn der Aufbau kostet nun mal Geld. Und das nicht zu wenig. Für Eigenheimbesitzer, die unter Umständen ihr Hausbaudarlehen abstottern, womöglich noch Familie zu versorgen haben und ein Auto unterhalten müssen, ein nicht zu vernachlässigender Entscheidungsfaktor, ob für solch eine Privatinvestition tatsächlich neue Schulden sinnvoll sind. Verantwortungsvoll ist es dann, zu überlegen, ob die Kredite nicht die eigenen Möglichkeiten überstrapazieren. Der Hinweis, daran zu denken, mit der selbst produzierten die eigene Abhängigkeit von gelieferter Energie zu minimieren und kaum zu kalkulierende Preisschwankungen abzuwehren, zieht kaum.

Hintergrund

Das Solardachkataster ist eine Internetseite, von der Wirtschaftsförderung des Landkreises St. Wendel angeboten. Hier können Hausbesitzer in der Region ihr Haus auf Luftbildern entdecken. Entsprechende Farben verraten, ob sich eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Eigenheims für Stromerzeugung oder lediglich Warmwasser rentiert. Je roter, desto größer die Sonneneinstrahlung und damit die Energieausbeute. Die Angaben sind kostenlos und von Unternehmen unabhängig.

Experten in den Rathäusern des St. Wendeler Landes und bei der Wirtschaftsförderung analysieren ebenfalls gebührenfrei die Daten und schlussfolgern die nützliche Quadratmeter für eine mögliche Solarkraftanlage.

Diese Daten gibt der Interessent ins Solardachkataster ein. Diese errechnet dann ein Zirka-Preis für den Aufbau. Darin fließen ständig aktualisierte Infos zur staatlichen Fördersumme ein.

Mit dem behördlich errechneten Preis kann der Bürger nun Angebote bei Betrieben einholen. hgn

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