Sohn Fritz starb im KZ Auschwitz

Völklingen. Das jüdische Ehepaar Samuel und Emmi Lieser besaß ein Textil- und Konfektionsgeschäft in der Poststraße 13. Das Ehepaar und seine beiden Söhne Fritz und Rudolf traf die Diskriminierung und Verfolgung bereits im Jahr 1935 - dem Jahr, in dem das damalige Saargebiet an Nazi-Deutschland angegliedert wurde. Die Liesers wurden gezwungen, ihr Geschäft weit unter Wert zu verkaufen

 Ein Bild aus noch glücklichen Tagen: Emmi Lieser (Mitte) im Jahr 1924 mit Verkäuferinnen ihres Textil- und Konfektionsgeschäftes in der Poststraße 13. Foto: Bildarchiv Horst Kunkel/Stadtarchiv Völklingen

Ein Bild aus noch glücklichen Tagen: Emmi Lieser (Mitte) im Jahr 1924 mit Verkäuferinnen ihres Textil- und Konfektionsgeschäftes in der Poststraße 13. Foto: Bildarchiv Horst Kunkel/Stadtarchiv Völklingen

Völklingen. Das jüdische Ehepaar Samuel und Emmi Lieser besaß ein Textil- und Konfektionsgeschäft in der Poststraße 13. Das Ehepaar und seine beiden Söhne Fritz und Rudolf traf die Diskriminierung und Verfolgung bereits im Jahr 1935 - dem Jahr, in dem das damalige Saargebiet an Nazi-Deutschland angegliedert wurde. Die Liesers wurden gezwungen, ihr Geschäft weit unter Wert zu verkaufen. Sie wanderten Ende 1935 nach Frankreich aus. Nach dem Kriegsausbruch 1939 waren sie auch dort nicht mehr vor Verfolgung sicher.Der frühere Stadtarchivar Achim Becker ("Völklinger Schätze", Heft 7, Ausgabe 1/2010) und der Pädagoge Jürgen Dreher (Festschrift "90 Jahre Völklinger Realgymnasium") haben dokumentiert, wie es der Familie Lieser erging. Zunächst lebte sie in Straßburg, floh dann vor den heranrückenden deutschen Truppen nach Vichy und von dort nach Le Puy. Der Sohn Rudolf trat in die französische Armee ein. Fritz wurde dagegen im August 1942 in Le Puy verhaftet und über das französische Sammellager Drancy ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Dort kam er im November 1942 ums Leben.

Im Mai 1945 endeten der Krieg und die Herrschaft der Nationalsozialisten. Im Februar 1948 kehrte das Ehepaar Lieser nach Völklingen zurück. Es stellte Antrag auf Wiedergutmachung, erlebte aber den Ausgang des Verfahrens nicht mehr.

"Der Name F. Lieser fehlt auf dem Ehrenmal unserer Schule für die Gefallenen und Opfer zweier Weltkriege", stellte Jürgen Dreher mit Bedauern fest. Fritz, ein begabter junger Mann, hatte zu den jüdischen Schülern gehört, die das Gymnasium nach dem Anschluss an Nazi-Deutschland verlassen mussten.

Das Aktionsbündnis Stolpersteine hat inzwischen 20 Schicksale von NS-Opfern in Völklingen dokumentiert. Es trifft sich wieder am heutigen Mittwoch um 19.30 Uhr im Café Valz.

Auf einen Blick

Bei den Stolpersteinen handelt es sich um zehn mal zehn Zentimeter große Messingtafeln. Sie sollen in den Gehweg vor Häusern eingesetzt werden, in denen NS-Opfer wohnten. Ein Gedenkstein kostet rund 120 Euro. Das Geld soll über Spenden aufgebracht werden. Kontakt zum Aktionsbündnis: Caroline Conrad, Kreuzbergstraße 7, 66 333 Völklingen. Spendenkonto bei der Stadtsparkasse: 895 104 63, Bankleitzahl 590 510 90, Verwendungszweck "Stolpersteine". er

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