Söhne sind die wahren Experten

Völklingen/Warndt. Mit Feuerwerk ist es offenbar ähnlich wie mit Kleidern oder Autos: super preiswert und extrem teuer gehen besonders gut. So kam Tayfun Akbas, der gestern im Völklinger Globus die Sonderverkaufsfläche mit Ware füllte, kaum nach mit den China-Böllern, 80 Stück für unter vier Euro. Das sei seit drei Jahren ein Renner, berichtete Akbas

Völklingen/Warndt. Mit Feuerwerk ist es offenbar ähnlich wie mit Kleidern oder Autos: super preiswert und extrem teuer gehen besonders gut. So kam Tayfun Akbas, der gestern im Völklinger Globus die Sonderverkaufsfläche mit Ware füllte, kaum nach mit den China-Böllern, 80 Stück für unter vier Euro. Das sei seit drei Jahren ein Renner, berichtete Akbas. Nicht viel zu erklären gab es auch bei einem immer gut verkäuflichen Artikel namens "Familien-Feuerwerk", das für fünf bis 13 Euro hunderte Effekte und mindestens 30 Minuten Beschäftigung verspricht. Eines heißt sinnigerweise sogar "All inclusive". Vorläufig ausverkauft war zur Mittagsstunde bereits eine knapp 70 Euro teure Batterie, die mit einmaligem Anzünden ein ganzes Feuerwerk in Gang setzt. Da der Gesetzgeber neuerdings eine deutlich höhere Sprengstoff-Menge erlaubt (500 Gramm), fragen die Kunden gezielt nach solchen "Super-Krachern", die den Rahmen ausschöpfen.Fast überall an den Verkaufsstellen, ob bei Rewe in Großrosseln, beim Rofu-Kinderland in Völklingen oder im Kaufland in Wehrden: Es waren die Söhne, die ihren Erziehungsberechtigten Fachbegriffe wie "Effekthöhe" oder "Schweifaufstieg" erklärten.

Neuerdings bieten Hersteller und Handel sogar die Möglichkeit, im Internet Produktvideos über einzelne Artikel anzusehen. Leider entfalten auch die prächtigsten Raketen und lautesten Böller in den Filmchen nicht die tatsächliche Wirkung aus der Silvesternacht. Ob so etwas eine gute Werbung ist? Dann doch lieber gleich persönlich zur Fachfirma Drumm, die gestern Abend in Wadgassen wieder zum "Vorschießen" ihrer Artikel aus dem Verkauf einlud. Hunderte Menschen machten sich ein bestmögliches Bild über das, was sie selbst verfeuern möchten.

Sind die Kinder die eigentlichen Experten, so bestimmen am Ende die Erwachsenen über die Ware, die im Einkaufskorb landet. Viele Familien, die wir gestern beim Einkauf befragten, haben sich Budgets gesetzt. So etwa Viktor Hipke, der mit 30 Euro ins Wehrdener Kaufland gekommen war. Schier erschlagen von der Fülle des Sortimentes, ließ sich der Familienvater ausgiebig Zeit fürs Studium der bisweilen sehr poetischen Produktinformationen: "Leuchtintensive Kometenaufstiege in Multi-Colour mit fetzigem Crackling-Bukett, gefolgt von einer in Fächerform geschossenen Salve hochsteigender Luftheuler - finalisierend eine großkalibrige Bombetten-Salve", heißt es da unter anderem. " Jedes Jahr was anderes" kauft Hipke, am liebsten Batterien, die mit nur einem einzigen Anzünden dutzende Schüsse abfeuern. Das sei einfacher und sicherer, vor allem wenn man etwas getrunken habe, wird versichert.

Sandra Maul aus Klarenthal ließ ihren Sohn Nico das Kinderfeuerwerk auswählen und hatte vom Ehemann den Auftrag, wieder ein paar schöne Raketen einzukaufen. Die Hausfrau wählte wie immer einen Impulskauf "nach Gefühl".

Mit Vergleichbarkeit und Preistransparenz ist es auf dem Feuerwerksmarkt ohnehin nicht weit her. Es ist ein flinkes Geschäft mit viel Emotionen, das am 1. Januar Schall und Rauch ist. Umtausch ausgeschlossen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort