Sobo Swobodnik, Paul Plotek und die Kuhfladen-Magie

Saarbrücken. Eigentlich muss man hier die Klappe halten. "Psssst" steht auf einem Blatt Papier, das im Lesecafé der Saarbrücker Stadtbibliothek an die Wand zwischen Kaffeeautomat und Zeitschriftenregal geheftet ist. Die Botschaft ist klar: Wer hier liest, sollte das für sich tun und die anderen Leser nicht stören

 Sobo Swobodnik in der Stadtbibliothek. Foto: Martin Rolshausen

Sobo Swobodnik in der Stadtbibliothek. Foto: Martin Rolshausen

Saarbrücken. Eigentlich muss man hier die Klappe halten. "Psssst" steht auf einem Blatt Papier, das im Lesecafé der Saarbrücker Stadtbibliothek an die Wand zwischen Kaffeeautomat und Zeitschriftenregal geheftet ist. Die Botschaft ist klar: Wer hier liest, sollte das für sich tun und die anderen Leser nicht stören. Die Aufforderung zu schweigen gilt natürlich nicht für Sobo Swobodnik. Der Mann ist schließlich nicht zum großen Schweigen, eingeladen - und außer ihm liest hier eh keiner. Denn eigentlich hat die Stadtbibliothek schon eine Stunde geschlossen.Es ist Dienstagabend, kurz nach sieben, und der Tod geht um in der Stadtbibliothek. Paul Plotek stolpert durch eine irre Geschichte. Eine Wahrsagerin sucht Antworten in Kuhfladen, in "rechts- und linksdrehender Scheiße". Hier und da wird gelacht. Dann wieder der Atem angehalten. Sobo Swobodnik liest aus seinem im vergangenen Jahr erschienen Krimi "Kuhdoo".

Inzwischen ist zwar schon der nächste, der sechste Krimi mit Swobodniks Anti-Helden Paul Plotek, einem arbeitslosen Schauspieler mit Alkoholproblem, erschienen. Aber für "Kuhdoo" hat Swobodnik "die Mimi" bekommen. Das ist ein Krimi-Publikumspreis, über den Leser im Internet (www.wortundtotschlag.de) abstimmen können, erklärt Bibliotheksleiterin Karin Lauf-Immesberger die Auswahl des Buches. "Kuhdoo" kann man sich in der Stadtbibliothek ausleihen. Die neuste, im April erschienene Plotek-Geschichte, "Ahoi Polaroid", steht auch im Regal. Und Swobodniks Roman über den Widerstandskämpfer Johann Georg Elser sowieso.

Aber um den Widerstand geht es jetzt nicht. Es geht um Paul Plotek, den die Grausamkeit der Welt mal wieder weg von seinem Bier am Münchner Tresen in eine ungeheuerliche Geschichte katapultiert. Hinein in einen "satirischen Kriminalroman", erklärt Bodo Swobodnik - nur für den Fall, dass es jemand nicht gemerkt hat. Und auch das für alle, die nur langsam verstehen: Auch wenn er wie sein Protagonist auf der Schwäbischen Alb aufgewachsen ist und Schauspieler war - nein, er sei nicht Paul Plotek, sagt Sobo Swobodnik und liest weiter. Irgendwann hält er die Klappe - und zurück bleibt die Lust, selbst weiterzulesen.

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