Stargast in Saarbrücken Kinderuni Saar: Astronaut Matthias Maurer beantwortet teils heikle Fragen (Bildergalerie)

Exklusiv | Saarbrücken · Auf ihn haben viele Kinder gewartet: Astronaut Matthias Maurer besuchte die Kinderuni Saar und seinen „alten“ Campus, denn hier studierte er Materialwissenschaften.

So wird man Raumfahrer: Matthias Maurer ist Stargast in der Kinderuni Saar
Foto: Iris Maria Maurer

Matthias Maurer im Raumanzug. Der „Saarstronaut“ beim Start am Cape Canaveral in Florida. Maurer in der Schwerelosigkeit der Internationalen Raumstation ISS und – spektakulär – im Weltraum. Mit einem Trailer der Europäsischen Weltraumorganisation Esa startete am Mittwoch die Vorlesung des aus Oberthal stammenden Astronauten. „Ich habe immer noch Gänsehaut, wenn ich diesen Trailer sehe!“, gab Matthias Maurer zu. Seit seiner Mission „Cosmic Kiss“ auf der ISS (November 2021 bis Mai 2022) gilt er bei Raumfahrt-Fans als Superstar. Der 52-Jährige ist einer von insgesamt 13 Deutschen, die jemals im Weltall waren. Nicht nur für die Kinder ist er damit ein moderner Held.

Ein moderner, sympathischer Held

Und ihr Held hatte ein paar Fotos mitgebracht von seinem Abenteuer im All, referierte aber nur kurz. Denn die rund 800 angemeldeten Kinder warteten ungeduldig auf die Fragerunde. Hunderte Fragen hatte das Kinderuni-Team schon im Vorfeld online gesammelt, dutzende mehr konnten diejenigen, die Glück hatten, persönlich an Matthias Maurer stellen, der sich mit dem Mikro im voll besetzten Audimax auf den Weg zu seinem aufgeregten jungen Publikum machte, aber nur einen Bruchteil beantworten konnte. Via Facebook wird die Kinderuni weitere Fragen beantworten, versprach Organisator Markus Peschel.

Matthias Maurer hat im All auch Versuche mit Materialien gemacht, deren Oberfläche in Saarbrücken mit Laserstrahlen verändert wurden, damit Bakterien sich darauf nicht so schnell vermehren (wir berichteten). Doch um die Experimente ging es nur am Rande. Die Kinder interessierten sich eher für den Alltag auf der Raumstation.

Matthias Maurer besucht die Universität des Saarlandes
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Astronaut Matthias Maurer als Stargast der Kinderuni Saar

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Foto: dpa/Harald Tittel

Ein Klo mit einer Art Staubsauger

Wie groß ist die ISS eigentlich? „So groß wie ein Fußballfeld“, erläuterte Maurer die Dimensionen. Er zeigte die „Tonnen“, in denen die siebenköpfige Crew lebt und arbeitet. Und die Sonnensegel. „Die ISS funktioniert komplett mit Sonnenenergie“, erläuterte Maurer. Auf seinem Flug habe er ein halbes Jahr lang die Erde alle 90 Minuten in einer Höhe von 400 Kilometern einmal umrundet und dabei 16 Sonnen-Auf- und -Untergänge gesehen. „Mit einer Geschwindigkeit von 28 000 Km/h.“

Wie fühlt es sich an in der ISS? „Ich bin doch erst mal ein bisschen erschrocken beim ersten Mal in der Schwerelosigkeit, aber man gewöhnt sich schnell dran“, antwortete Maurer. Dann erläuterte er, wie man dort oben Zähne putzt: das Wasser wir in ein Handtuch gespuckt. Und Duschen ist eher eine Art Katzenwäsche. Sehr interessant fanden die Kinder die Sache mit dem Klo in der Schwerelosigkeit: „Man hat dort eine Toilette mit einer Art Staubsauger. Das Feste muss in den Luftstrom fallen“, erzählte Maurer. „Wie das am besten klappt, hat man schnell raus.“ Ansonsten habe er öfters Windeln getragen.

Und wie ist das mit dem Essen? Maurer schwärmte von den saarländischen Gerichten in der Dose. „Wir haben die Dosen auf Klebestreifen geklebt, damit sie nicht weg fliegen in der Schwerelosigkeit“, berichtete er amüsiert.

Viel Sport gegen den Knochenabbau

Was passiert, wenn sich ein Astronaut schwer verletzt oder sehr krank wird, wollte ein anderes Kind wissen. „Wir haben zum Beispiel gelernt, wie man Zähne zieht oder Spritzen setzt“, erläuterte der Astronaut. Im extremen Notfall würde man den kranken Kollegen aber sogar zurückfliegen zur Erde. Damit die Astronauten gesund und fit bleiben, müssten sie viel Sport machen. „Denn der Körper denkt, in der Schwerelosigkeit braucht er keine Muskeln und Knochen mehr.“ Und die würden dann abgebaut. Zweieinhalb Stunden Training habe täglich auf dem Programm gestanden. Die Raumfahrt – ein Knochenjob.

Maurer steckte sein junges Publikum mit seiner Begeisterung an – und erteilte ein Lektion in Sachen Durchhaltevermögen. „Ich hatte es 2008 in die Finalrunde der Esa unter die letzten zehn Bewerber geschafft, aber eben nicht unter die letzten sechs“, berichtet er. Insgesamt hatten sich 22 000 (!) Männer und Frauen beworben. Dann habe er trotzdem bei der Esa im Kölner Astronautenzentrum im Kontrollteam angefangen – und ein paar Jahre später habe es dann doch geklappt und er sei ins Astronautenprogramm aufgenommen worden.

Astronauten müssen kerngesund und teamfähig sein

So also wird man Astronaut oder Astronautin. „Man muss kerngesund sein, gut denken können, Mathematik mögen, gute Noten haben“, fasste Maurer einige Eigenschaften zusammen. Und ganz wichtig: „Man muss beweisen, dass man gut im Team arbeiten kann.“ Denn dort oben im Weltall sind alle aufeinander angewiesen.

Wie fragil unser Planet ist, ließ der Weltraumfahrer nicht unerwähnt. „Die Erde ist blau und der Himmel ist schwarz, man sieht zum Beispiel große Ozeandampfer oder Kondensstreifen von Flugzeugen“, beschrieb Maurer seine Erfahrungen in der Cupola, dem ISS-Ausguck. „Der Urwald ist dunkelgrün. Manchmal war ich traurig, wenn ich dort Rauchsäulen gesehen habe“, erzählte er. Denn der Wald brenne an vielen Stellen, weil Menschen ihn roden. „Auch, weil sie Hunger haben.“ Die Cupola sei sein Lieblingsplatz auf der ISS gewesen, „aber auch der Ort, an dem man nachdenklich wird.“

„Die ISS liegt auf halber Strecke zum Mond. Und der ist das nächste Ziel“, erläuterte der Astronaut. Er hofft, bei der Mondmission noch einmal dabei sein zu können.

Info und weitere Termine: www.kinderuni.saarland

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