"So viele nette Leute"

Saarbrücken. Geredet wird viel. Dass ältere Menschen viel lieber in den eigenen vier Wänden wohnen, als in ein Heim zu ziehen, zum Beispiel. Und dass sie es oft dennoch tun müssen, weil es an Kleinigkeiten scheitert, die früher die Familie geregelt hat - oder die Nachbarn. Aber in der Stadt kennen sich die Leute ja nicht, deshalb ist dann niemand da, der mal helfen kann

 Kümmern sich um gute Nachbarschaft, von links: Herbert Alt, Lothar Arnold und Jürgen Friedrich. Foto: Iris Maurer

Kümmern sich um gute Nachbarschaft, von links: Herbert Alt, Lothar Arnold und Jürgen Friedrich. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Geredet wird viel. Dass ältere Menschen viel lieber in den eigenen vier Wänden wohnen, als in ein Heim zu ziehen, zum Beispiel. Und dass sie es oft dennoch tun müssen, weil es an Kleinigkeiten scheitert, die früher die Familie geregelt hat - oder die Nachbarn. Aber in der Stadt kennen sich die Leute ja nicht, deshalb ist dann niemand da, der mal helfen kann. Herbert Alt war es irgendwann leid, nur über solche Sachen zu reden. Jürgen Friedrich auch.Unabhängig voneinander überlegten sich der pensionierte Kriminaloberrat Friedrich und der Bankdirektor im Ruhestand Alt, was sie tun können, statt nur zu reden. Ergebnis dieses Nachdenkens sind zwei "Netzwerke gute Nachbarschaft" auf dem Winterberg und im Wohngebiet Am Homburg.

Die Netzwerke organisieren unter anderem monatliche Treffen, Vorträge, gemeinsame Ausflüge und Waldspaziergänge. "Wir sind vollkommen unabhängig von Parteien, Kirchen oder Wohltätigkeitsorganisationen", betont Alt. "Die Leute sagen: Schön, dass es kein Verein ist und es keine Beiträge gibt", erzählt Friedrich. Wobei es nicht darum gehe, den Vereinen und Kirchengemeinden Konkurrenz zu machen, sagen beide.

Einige der Menschen, die sich von der Netzwerk-Idee haben begeistern lassen, seien ganz überrascht, dass da so viele nette Leute zusammenkommen, sagt Alt. Denen, die sich gewundert haben, hat er gesagt: "Die Leute waren früher schon nett, ihr habt nur nie miteinander gesprochen." Neulich, als er krank gewesen sei, habe eine Nachbarin, die einkaufen ging, gefragt, ob sie ihm etwas mitbringen soll, erzählt Alt. Früher habe die Nachbarin sich nicht getraut, so etwas zu fragen - man wolle sich ja nicht aufdrängen. "Aber wenn man sich kennt, dann hilft man sich auch", sagt Alt.

Am Homburg helfen sich die Nachbarn nun nicht nur gegenseitig. Man sei dabei, mit der Grundschule und dem Kindergarten ins Gespräch zu kommen, berichtet Friedrich. Vielleicht werde ja auch da Hilfe gebraucht. Fürs Wohnviertel soll auch ein Bouleplatz angelegt werden.

Weil das Ganze so gut läuft, wollen die Netzwerker auch in anderen Stadtteilen Hilfe bei der Organisation von Nachbarschaftsgemeinschaften geben. Für den 29. April ist ein Treffen zur Gründung eines Netzwerks auf dem Eschberg geplant. Der Seniorenbeirat der Stadt unterstützt die Initiativen ebenfalls. Dessen Vorsitzenden Lothar Arnold beeindrucken die Netzwerke Am Homburg und auf dem Winterberg. Da seien "bisher nicht organisierte Bürger im Ruhestand, die nicht gerufen worden sind", einfach gekommen und haben etwas getan, anstatt nur zu reden.

Informationen zu den Netzwerken beim Seniorenbeirat, Tel. (0681) 905-3249, E-Mail soziales@saarbruecken.de

"Die Leute sagen: Schön, dass es kein Verein ist und es keine Beiträge gibt."

Jürgen Friedrich

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