Nach Verwüstungen in Asweiler So schützt man sich vor Tornados – Experte vom Deutschen Wetterdienst klärt auf
Service | Saarland · Im Saarland hat es in der Nacht zum Mittwoch schwere Gewitter gegeben. Im Freisener Ortsteil Asweiler richtete ein Unwetter, das zunächst als Tornado galt, große Schäden an. Wie so ein gefährliches Wetter-Phänomen entstehen kann und wie man sich schützt, erklärt der Tornado-Experte des Deutschen Wetterdienstes, Andreas Friedrich.
Mit der drückenden Hitze im Hochsommer kommen meist auch die Unwetter wie zuletzt in Freisen-Asweiler (Landkreis St. Wendel) mit zahlreichen teils stark beschädigten Wohnhäusern. Gewitter, starker Regen und Wind sind keine Seltenheit. Unter bestimmten Bedingungen können dann sogar Tornados entstehen. Aber was ist ein Tornado und wie schützt man sich am besten? Andreas Friedrich, Tornado-Experte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) klärt auf.
Was ist ein Tornado und wie entsteht er?
Meist entstehen Tornados bei starken Gewittern. Feuchtwarme Luft muss hochsteigen und auf trockene, kalte Luftmassen treffen. Dadurch bilden sich Gewitterwolken. Durch seitliche Winde rotiert die Luft unter der entstandenen Wolke. So entsteht ein Windwirbel. Der Windwirbel wird erst dann zu einem Tornado, wenn er von der Wolke bis runter zum Erdboden reicht und sich ganz schnell senkrecht um die Achse dreht, erklärt Andreas Friedrich. Dabei könnten Windgeschwindigkeiten von 100 bis 200 Kilometern pro Stunde erreicht werden. In Extremfällen sogar darüber hinaus.
Die Gefahr: Tornados entstehen schnell und sind – zumindest im Anfangsstadium – nicht gut zu erkennen. „Man sieht meistens unterhalb der Wolke eine Art Wolkenschlauch, der wie ein Rüssel aus der Wolke ragt, der ist aber nicht immer bis zum Erdboden ausgeprägt“. Unten am Erdboden könne sich der Wind aber trotzdem drehen. Deshalb müsse man den Windwirbel genau beobachten – besonders was sich am Boden tut. „Wenn Staub aufgewirbelt wird oder Gegenstände kreisförmig in einem Trichter nach oben gesaugt werden, hat man klare Indizien dafür, dass es ein Tornado ist“.

Schweres Unwetter trifft Freisener Ortsteil Asweiler – zahlreiche abgedeckte Dächer
Wie schütze ich mich vor einem Tornado?
Sieht man einen Tornado, heißt es schnell handeln. Man sollte immer versuchen, so schnell wie möglich in die entgegengesetzte Richtung zu flüchten, rät der Experte. Der Durchmesser eines Tornados sei aber nur wenige dutzend bis 100 Meter groß. „Wenn man sich einen Kilometer vom Tornado entfernt aufhält, passiert einem gar nix.“
- Im Auto sitzen zu bleiben– bei Gewitter eine gute Idee – sei bei einem Tornado lebensgefährlich, sagt der DWD-Experte. Durch die hohen Windgeschwindigkeiten könne das Auto in die Luft gewirbelt oder von Trümmerteilen getroffen werden.
- Ist man schon zu Hause, sollte man auch dort bleiben. Aber Vorsicht: Die oberen Stockwerke eines Hauses sind nicht sicher, da das Dach und Dachgeschoss zerstört werden könnten. Gefährlich ist auch der Aufenthalt vor Fenstern, da dort Trümmerteile durchfliegen könnten. „Man sollte in den Keller gehen oder in einen fensterlosen Raum“, rät der Experte.
- Wer sich nicht rechtzeitig ins Haus flüchten konnte, sollte sich von Bäumen und Gebäuden fern halten. Dort sei die Gefahr von Trümmern getroffenen zu werden am Höchsten. Friedrich rät, Gräben oder Mulden zu suchen oder sich auf freiem Gelände flach mit dem Gesicht nach unten auf den Boden legen.
Wo entstehen Tornados besonders häufig?
Hierzulande gibt es keine „Tornado Alley“, wie im Mittleren Westen der USA, der besonders häufig von den Wirbelstürmen heimgesucht wird. In Deutschland könnten überall Tornados auftreten. Das hänge nicht von der Region, sondern von der Wetterlage ab, erklärt Friedrich.
Wann gibt es die meisten Tornados?
Am häufigsten treten Tornados im Hochsommer auf. „Meist im Juni oder Juli, wenn es auch die meisten Gewitter in Deutschland gibt“, berichtet der DWD-Experte. In Deutschland können pro Jahr etwa 20 bis 80 Tornados nachgewiesen werden. Die Dunkelziffer liegt aber höher, vermutet Friedrich.
Warum können Tornados so schlecht nachgewiesen werden?
Auf den Wetter-Radargeräten oder gar Wettersatelliten sind Tornados schlecht zu erkennen, „weil sie viel zu kleinräumig sind“. Man sei immer auf Augenzeugenberichte, Videos und Fotos angewiesen, um nachzuweisen, um welches meteorologisches Ereignis es sich gehandelt habe.