So schaffen Radler Steigungen ohne Mühe

Völklingen. Der große Parkplatz am Völklinger Weltkulturerbe ist leer. Der Helm ist angeschnallt. Der Fuß drückt vorsichtig aufs nasse Pedal des orangefarbenen Fahrrades. Ein Tritt weiter - plötzlich kommt der Schub. Regentropfen klatschen ins Gesicht, die Hände klammern sich am Lenker fest: Binnen Sekunden, ohne Anstrengung zeigt der Zähler über 20 Stundenkilometer an.Seit dem 6

 SZ- Mitarbeiterin Charlotte Stiévenard testet ein E-Bike, das man bei der Fahrradverleihstation des Völklinger Weltkulturerbes mieten kann - mit solch einem Rad kommt man rasch auf ordentliches Tempo. Foto: Oliver Dietze

SZ- Mitarbeiterin Charlotte Stiévenard testet ein E-Bike, das man bei der Fahrradverleihstation des Völklinger Weltkulturerbes mieten kann - mit solch einem Rad kommt man rasch auf ordentliches Tempo. Foto: Oliver Dietze

Völklingen. Der große Parkplatz am Völklinger Weltkulturerbe ist leer. Der Helm ist angeschnallt. Der Fuß drückt vorsichtig aufs nasse Pedal des orangefarbenen Fahrrades. Ein Tritt weiter - plötzlich kommt der Schub. Regentropfen klatschen ins Gesicht, die Hände klammern sich am Lenker fest: Binnen Sekunden, ohne Anstrengung zeigt der Zähler über 20 Stundenkilometer an.Seit dem 6. Juni vermietet das Weltkulturerbe so genannte E-Bikes, elektrische Fahrräder. Das Diakonische Werk leitet die Mietstation, die sich vorübergehend in einem blauen Container befindet. Neben den 20 Elektrofahrrädern bietet es auch klassische Fahrräder an.

"Der Unterschied zu einem normalen Fahrrad wird in den Steigungen deutlich", erklärt Arno Harth, Leiter der Weltkulturerbe-Verwaltungsabteilung. Am rechten Ende des Parkplatzes, nach dem Durchgang unter der Brücke der Rathausstraße, kommt die erste Steigung. Das 22 Kilo schwere "Vieh" erklimmt sie wie eine Bergziege; fast von allein stürmt es in die Handwerkergasse der Völklinger Hütte hinein.

Das funktioniert aber nur, solange getreten wird. Sonst schaltet sich der elektrische Motor am hinteren Rad automatisch ab. Diese Kategorie von Fahrrädern heißt Pedelec. Das Völklinger Weltkulturerbe hat sie beim deutschen Hersteller Winora für etwa 2500 Euro pro Stück erworben.

In der Handwerkergasse ist den Boden uneben. Doch trotz der kleinen Räder bleibt das Fahrrad relativ stabil. Das geht noch bis zum Kreisel am Völklinger Platz. Hier kommt die erste Konfrontation mit den Autos. Der sicherste Weg in die Stadt führt über den Zebrastreifen auf den kleinen Vorplatz bis zur Passage. Einen kleinen Nachteil des Systems spüren Anfänger beim Durchfahren der Straße und Hinaufsteigen: Weil der Motor beim Treten schnell anspringt und man dann ständig bremsen muss, ergibt sich ein ruckeliger Fahrstil - lange Strecken mit regelmäßigem Tempo dürften schöner sein. Der Akku hält etwa 60 Kilometer lang; danach muss er wieder in der Station aufgeladen werden. Vor dem Bahnhof angekommen, wird es angesichts der zahlreichen Menschen zu gefährlich. Bei niedriger Geschwindigkeit ruckt das Fahrrad ein bisschen, Schieben ist praktischer.

In der Globuspassage sind gerade keine Autos. Schnell auf der Straße hinabfahren, zweiter, dritter Geschwindigkeitsmodus. Ohne Verkehr lässt sich der große Kreisel schön mit fast 25 Stundenkilometern umkreisen. Über dieser Geschwindigkeitsgrenze drosselt der Motor langsam und geht schließlich aus. "Das wurde aus Sicherheitsgründe gesetzlich festgelegt", erklärt Arno Harth.

Weiter in die Bismarckstraße. In bunte Regenmäntel gehüllt, tauchen von der Karl-Janssen-Straße her sechs Radfahrer auf. Der Turboknopf kann endlich im Einsatz kommen, gut erreichbar mit dem linken Daumen: In zwei Sekunden sind die Radfahrer überholt. Der erste Fahrer guckt neidisch, als er mit der Gruppe langsam die kleine Steigung am Anfang der Straße hochfährt. Links an der Ampel geht es zurück Richtung Völklinger Hütte, ohne Radspur und nah an den Autos, wie fast überall in Völklingen.

Der Fahrradverleih - Gemeinschaftsprojekt des Weltkulturerbes Völklinger Hütte mit dem Diakonischen Werk an der Saar - findet sich in der Völklinger Rathausstraße 75. Öffnungszeiten: Vom 1. April bis zum 30. September täglich zehn bis 18 Uhr. Vom 1. Oktober bis zum 31. März, täglich von zehn bis 16 Uhr. Kontakt: Telefon (0 68 98) 91 00-191.

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