So lustig können Leichen leben

Püttlingen · Wer tot ist, hat mehr vom Leben, denkt der Schurke im neuen Volksbühnen-Stück und täuscht sein Ableben vor, um sich mit Geld und Geliebter aus dem Staub zu machen. So kommt es bei „Chaos im Leichenhaus“ zu allerlei Verwicklungen.

 Probe der Neuen Volksbühne Püttlingen im Gasthaus Schmeer, von links: Godecke Michels, Petra Linnenberger, Kornelia Jochum, Christina Bschorr und Yvonne Stockart. Fotos: Jenal

Probe der Neuen Volksbühne Püttlingen im Gasthaus Schmeer, von links: Godecke Michels, Petra Linnenberger, Kornelia Jochum, Christina Bschorr und Yvonne Stockart. Fotos: Jenal

Familiär geht es zu, wenn die Mimen der Neuen Volksbühne Püttlingen proben. So wie derzeit an ihrem aktuellen Stück "Chaos im Bestattungshaus" im Theatersaal des Gasthauses Schmeer auf der Ritterstraße. Da droht Regisseurin Bettina Michels der "lebenden Leiche" Godeke Michels: "Du hast ganz schwarze Füße, so kommst Du mir heute Nacht nicht ins Bett." Ein andermal spaziert der "Tote" putzmunter mit einer Schüssel Pommes durch den Saal und stellt sich den Gästen vor: "Hallo, ich bin die Leiche." Und Theaterhund Momo, Jack Russell und Maskottchen der Volksbühne-Darsteller, flitzt kreuz und quer durch Saal und über die Bühne und bringt die eine oder andere Szene ganz schön durcheinander.

Dabei geht's in der schwarzen Komödie in drei Akten schon chaotisch genug zu: Godeke Michels ist seines Lebens als Udo Kemp müde. Nicht seines Vermögens wegen, sondern wegen seiner Frau Roswitha, die im Scheidungsfall Alleinherrscherin über die Moneten wäre. Also sucht er die Hilfe seines Mitarbeiters Ludwig Heller (Christoph Leschik) und des vom Bankrott bedrohten Bestatters Gerd Speck (Heinrich Heinz), der zu Beginn klagt: "Es sterben einfach keine Leute mehr."

Udo Kemp will unterdessen dahinscheiden - allerdings nur vorgetäuscht - und dem heimlich transferierten Zaster in die Schweiz folgen, um dort mit neuer Identität und der Geliebten zu leben. Kemp bringt den ganzen Sachverhalt in einer Szene auf den Punkt: "Um das Trauerspiel abzukürzen: Ich verarsche meine Frau." Klar, dass das in einer Komödie zu vielen Irrungen und Wirrungen führen muss.

Bis zur Auführung ab Freitag, 8. November, haben die Laien-Darsteller aber noch Arbeit, Regisseurin Michels stärkt sich zwa auch mit Fritten, duldet aber auf der Bühne keine Nachlässigkeiten: "Kornelia, du sprichst zu schnell, dich versteht man nicht - langsamer." Und: "Nur zwischen den Sätzen schluchzen, sonst geht alles im Geheule unter." Oder zur Bestatter-Gattin Verona: "Petra, du bist mir zu nah an Kornelia dran - du verstehst noch nicht, was da gerade passiert, stehst verwundert daneben und kommst später erst zu ihr, um sie zu trösten." Und zur Grufti-Braut Melanie heißt es: "Dein Auftritt ist mir zu rund, du musst das mehr zelebrieren." Dabei macht sie in etwa vor, wie sie sich den lässigen Gang der Jugendlichen vorstellt.

"Seit 1999 spielen wir zusammen Theater, wir sind derzeit etwa 100 Mitglieder, von denen 60 Akteure sind", so der Vorsitzende der Neuen Volksbühne Deltef Stockart. Zur Volksbühne gehört auch eine Jugendgruppe, in der Petra Linnenberger und Melanie Kuhnert Regie führen. An den Theaterabenden in der Stadthalle spielt die Jugendgruppe im Vorprogramm das Stück "Der Kronzeuge".

 Wer tot sein will, kriegt kalte Füße, von links: Heinrich Heinz, Godecke Michels und Yvonne Stockart.

Wer tot sein will, kriegt kalte Füße, von links: Heinrich Heinz, Godecke Michels und Yvonne Stockart.

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Auf einen BlickAufführungen der Neuen Volksbühne in der Stadthalle Püttlingen mit "Chaos im Bestattungshaus" und "Der Kronzeuge" am Freitag, 8. November und Samstag, 9. November, jeweils 19.30 Uhr, sowie am Sonntag, 10 November, 18.30 Uhr. Karten im Vorverkauf: Buchhandlung Balzert, Schreibwaren Konrad, Gasthaus Jansens Eck, Tabakwaren Grün in Püttlingen, Friseursalon Heckmann-Schwarz, Ritterstraße und Kostümverleih Schikofsky Köllerbach. Der Eintritt kostet 8,50 Euro. al

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