Impfstopp So laufen die Corona-Impfungen im Saarland trotz Astrazeneca-Stopp

Update · Astrazeneca ist ausgesetzt - trotzdem sollen alle Menschen zu ihrem Impftermin erscheinen. Doch ab nächster Woche gilt das schon nicht mehr. 11 000 Termine sind in Gefahr.

 Die Impfungen in den vier saarländischen Impfzentren laufen plangemäß weiter. Aber nur noch diese Woche. Hier der ärztliche Leiter des Neunkircher Impfzentrums, Dr. Dirk Jesinghaus, bei der Arbeit.

Die Impfungen in den vier saarländischen Impfzentren laufen plangemäß weiter. Aber nur noch diese Woche. Hier der ärztliche Leiter des Neunkircher Impfzentrums, Dr. Dirk Jesinghaus, bei der Arbeit.

Foto: BeckerBredel

Der ärztliche Leiter des Impfzentrums Ost in Neunkirchen, Dr. Dirk Jesinghaus, möchte den Menschen Mut machen, trotz der am Montagabend verfügten plötzlichen Aussetzung des Impfstoffs Astrazeneca in die Impfzentren zu kommen. Bis am Samstag werde der Impf-Betrieb mit allen Terminen wie geplant aufrechterhalten, sagte er der Saarbrücker Zeitung. „Die Menschen, für die eine Impfung mit Astrazeneca vorgesehen war, impfen wir jetzt mit Biontech“, so Jesinghaus. Der gesamte Wochen-Betrieb sei durch Biontech-Restbestände gesichert. Niemand müsse sich sorgen, dass sein Termin womöglich ausfalle. „Alle sollen kommen, die einen Impftermin haben, egal mit welchem Impfstoff. Es gibt keine Probleme durch den vorläufigen Stopp “, so Jesinghaus. Für die nächste Woche sehe dies anders aus, dafür gebe es noch keine Strategie: „Dann müssen wir neu denken“. 

Auch das saarländische Gesundheitsministerium ruft alle Menschen dazu auf, ihre Impftermine wie vorgesehen wahrzunehmen. „Alle Termine haben Bestand“, sagte  Pressechef Manuel Kerber am Dienstagmorgen der Saarbrücker Zeitung. Spät am Nachmittag präzisierte das Ministerium die Informationen in einer Pressemitteilung wie folgt: Seitens des Ministeriums seien Ersttermine für den Impfstoff von Astrazeneca nur bis einschließlich 3. April 2021 vergeben worden, insgesamt 11 000. Sofern am Donnerstag keine Freigabe des Impfstoffes durch die EMA erteilt würde, müssten alle diese Termine verschoben werden. Wie dies von statten gehen soll, ließ das Ministerium offen. Klar ist schon jetzt: Es wird aus Sicht des Ministeriums nicht möglich sein, „allen Bürgerinnen und Bürgern direkt ein alternatives Impfangebot zu machen“. Dafür reichten die Mengen anderer Impfstoffe nicht. Die Pressemitteilung enthielt keine weiteren Informationen zum Umbuchungs- und Absagemanagement. Auch eine diesbezügliche Anfrage der Saarbrücker Zeitung, wie man die betroffenen Bürger informieren will oder ob sie selbst initiativ werden müssen, um neue Impftermine zu erhalten, wurde nicht beantwortet.

Die Dringlichkeit, Kontakt mit den Bürgern aufzunehmen und Impftermine umzubuchen, stellt sich für die bereits festgelegten Zweitimpfungs-Termine mit Astrazeneca aktuell noch nicht. In den beiden nächsten Wochen stünden keine Astrazeneca-Zweitimpfungen an, teilte das Ministerium mit. Zweitimpfungen seien erst ab dem 15. April terminiert. Ob diese stattfinden, ist zum jetzigen Zeitpunkt ungeklärt. Das Ministerium will die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission und des Paul-Ehrlich-Instituts dazu abwarten.

Nach SZ-Informationen  gab es wegen des Astrazeneca-Stopps in den Impfzentren keine Probleme mit vermehrten Absagen von Menschen, die ihren Termin nicht wahrnahmen. Die Quote derer, die nicht erschienen sei, lag laut Jesinghaus im neunkircher Impfzentrum auf durchschnittlichem Niveau: etwa drei Prozent der Impfberechtigten kamen nicht. Auch stellte man keine vermehrten ängstlichen Reaktionen fest.

Deutschland hat die Corona-Schutzimpfungen mit dem Präparat Astrazeneca am Montag ausgesetzt. Auch das saarländische Gesundheitsministerium reagierte sofort. Grund dafür waren Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte, dass es sich beim Stopp von Astrazeneca um eine Vorsichtsmaßnahme handele. Auch im Saarland geht man davon aus, dass Astrazeneca wieder eingesetzt wird. Dr. Jesinghaus hält die Maßnahme sogar für „übertriebene Vorsicht“, er hält es für riskant, in „schwierigster Situation, zu Beginn einer dritten Welle, die sowieso schon schleppende Impfaktion weiter zu verlangsamen“. Das Unterlassen der Impfung sei für die Gesundheit der Bürger eine weit größere Gefahr als die, die durch die sehr geringe Zahl möglicher Komplikationen entstünde, so der Mediziner und Corona-Impfexperte. Diese Äußerung deckt sich mit der Einschätzung vieler Ärtze und Ärtzevertreter, die sich auf Bundesebene zur Problematik geäußert haben.

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