So gelingt in St. Ingbert die Energiewende

St. Ingbert. Dicke Regenwolken brauen sich am Himmel über St. Ingbert zusammen. Es donnert und blitzt. Der Himmel öffnet seine Schleusen. Während in kürzester Zeit die Kanäle überlaufen und die Wassermassen die Straßen fluten, reißen heftige Sturmböen Bäume um und machen Straßen unpassierbar. Rettungskräfte stecken wie alle anderen Verkehrsteilnehmer im Stau fest

 Beim Bau einer Biogas-Anlage (hier eine große Anlage in Mecklenburg) müsste die Stadt St. Ingbert mit ihren ländlichen Nachbargemeinden zusammenarbeiten. Foto: dpa

Beim Bau einer Biogas-Anlage (hier eine große Anlage in Mecklenburg) müsste die Stadt St. Ingbert mit ihren ländlichen Nachbargemeinden zusammenarbeiten. Foto: dpa

St. Ingbert. Dicke Regenwolken brauen sich am Himmel über St. Ingbert zusammen. Es donnert und blitzt. Der Himmel öffnet seine Schleusen. Während in kürzester Zeit die Kanäle überlaufen und die Wassermassen die Straßen fluten, reißen heftige Sturmböen Bäume um und machen Straßen unpassierbar. Rettungskräfte stecken wie alle anderen Verkehrsteilnehmer im Stau fest. Keller laufen voll, das Archiv im Rathaus versinkt im Wasser. Die Stromversorgung bricht zusammen. Chaos in der Stadt.So weit ist es noch nicht. Und wenn die Malediven derzeit das Wegbrechen ihrer Lebensgrundlage befürchten, falls die Nationen der Welt die Klimaveränderung nicht endlich mit raschen und durchgreifenden Maßnahmen bremsen, scheint das in St. Ingbert fast so weit weg von der eigenen Lebenswirklichkeit wie ein Sandsturm auf dem Mars. Aber das Klima ist ein globales Phänomen, dessen Beeinflussung auf der lokalen Ebene beginnt. St. Ingbert hat einen ersten Schritt getan. Die "Energiestudie 2020" macht eine Bestandsaufnahme (wir berichteten bereits über Energie- und Klimabilanz) und darüber hinaus Vorschläge, wie der Ausstoß klimaschädigender Gase zu verringern ist. Die Analyse zeigt: Die privaten Haushalte und der Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistung sowie Industrie machen den Löwenanteil aus beim CO2-Ausstoß. Erneuerbare Energien spielen bei der Bereitstellung von Energie in St. Ingbert bislang noch eine untergeordnete Rolle. Trotz der seit Jahren tätigen "Energie-Initiative Solarstadt St. Ingbert" und der noch jungen Bürger-Solargenossenschaft. Das soll sich ändern. Die Studie schlägt insbesondere den Ausbau von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK-Anlagen) und Photovoltaik vor. Aber auch eine Biogasanlage halten die Wissenschaftler für sinnvoll und machbar. Um genügend vergärbare Masse zusammenzubringen, müsste die Stadt mit ihren Nachbarn zusammenarbeiten. Gemeinsam mit Kirkel und Blieskastel kommen den Berechnungen zufolge genug Grünschnitt und Silage zusammen. Für die Solarenergie sehen die Autoren "erhebliches Ausbaupotenzial". Mit den vorhandenen Dachflächen könnten die St. Ingberter demnach 10 500 Megawattstunden Strom pro Jahr und 6700 Megawattstunden Energie zur Warmwasserbereitung erzeugen. 2006 (Datenbasis der Studie) hätte das 17 Prozent des Strombedarfs und etwa 28 Prozent des Warmwasserbedarfs der Mittelstadt gedeckt. Für den Bau von KWK-Anlagen hat die Studie einige Bereiche in der Stadt erfasst, die den Aufbau von Nahwärmenetzen besonders effizient gestalten lassen. KWK heißt, die bei der Stromerzeugung entstehende Wärme zu nutzen, ob nun für die Heizungen eines Nahwärmegebietes oder als Prozesswärme für die Industrie. Mit dem Heizwerk auf dem Drahtwerk-Nord-Areal baut die Stadt seit einiger Zeit ein Nahwärmenetz auf, allerdings ohne dabei Strom zu erzeugen. Das Kreiskrankenhaus etwa verfügt über eine KWK-Anlage. Das benachbarte Wohngebiet Am Hasenbühl, in dem derzeit viele Nachtspeicherheizungen für Wärme sorgen, könnte technisch betrachtet recht kurzfristig an diese Anlage angeschlossen werden. Das wäre laut Energiestudie ein großer Fortschritt, da sie die Elektroheizöfen als wenig klimafreundlich betrachtet. > wird fortgesetzt

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