SZ-Telefonaktion So gefährlich ist der Konsum von Cannabis

Saarbrücken · (red) Experten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) haben SZ-Lesern bei unserer Telefonaktion Tipps gegeben, wie man mit Cannabis-Konsum umgeht. Die wichtigsten Punkte haben wir zusammengefasst:

 Ein Tütchen mit Marihuana und ein gedrehter Joint – für einige Jugendliche gehört das zum Alltag.   Foto: Gentsch/dpa

Ein Tütchen mit Marihuana und ein gedrehter Joint – für einige Jugendliche gehört das zum Alltag. Foto: Gentsch/dpa

Foto: picture-alliance/ dpa/Friso Gentsch

Meine 14 Jahre alte Enkeltochter kifft öfters und meint, dass das nicht schädlich sei. Stimmt das?

EXPERTE Nein, durch häufigen oder sogar täglichen Konsum von Cannabis sind besonders bei Jugendlichen unter 16 Jahren Aufmerksamkeitsdefizite, Konzentrationsschwäche, Gedächtnisprobleme und eingeschränkte Lernfähigkeit möglich. Hinzu können Störungen im emotionalen und sozialen Bereich kommen. Die entstehen vor allem, wenn Jugendliche unangenehme Situationen und Gefühle durch den Drogenkonsum erträglicher machen wollen. Dadurch eignen sie sich nicht ausreichend Fähigkeiten an, um mit Alltagsproblemen klarzukommen. Jugendliche haben außerdem ein erhöhtes Risiko, eine Abhängigkeit von Cannabis zu entwickeln.

Unser Sohn (19) hat oft ein Tütchen mit Marihuana bei sich. Ist das legal?

EXPERTE Besitz, Handel und Anbau von Cannabis sind per Gesetz verboten und können bestraft werden. Was den Besitz betrifft, gibt es ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das besagt, dass beim Besitz geringer Mengen von einer Strafe abgesehen werden kann. Was eine „geringe Menge“ ist, wurde aber nicht festgelegt und variiert je nach Bundesland.

Mein Bruder kifft zu viel. Das weiß er auch, er würde aber nie zu einer Beratungsstelle gehen. Gibt es auch im Internet eine seriöse und anonyme Beratung?

EXPERTE Er kann sich zum Beispiel auf der Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (siehe Infokasten) über einen geschützten Zugang per Mail an professionelle Berater wenden. Dort steht auch ein Chat zur Verfügung, der von diesem Berater-Team betreut wird. Außerdem gibt es das anonyme Beratungsprogramm www.quit-the-shit.net. Das ist ein Online-Tagebuch, in das man täglich seinen Konsum, seine Gedanken und Gefühle eintragen kann. Ein professionelles Berater-Team gibt einmal wöchentlich Rückmeldung mit konkreten Empfehlungen zur Reduktion und zum Ausstieg. Beide Angebote sind kostenlos.

Mein 17 Jahre alter Sohn kifft täglich und sieht darin absolut kein Problem. Was kann oder was soll ich tun?

EXPERTE Ihr Sohn ist offensichtlich sehr weit davon entfernt, mit dem Kiffen aufhören zu wollen. Um zu diesem Willen zu gelangen, braucht er noch viele Zwischenschritte. Der Erste wäre zum Beispiel zu überlegen, ob der Cannabis-Konsum nur Vorteile oder auch Nachteile hat. Vielleicht können Sie ihn fragen, ob er auch schon negative Erfahrungen mit Cannabis gemacht hat oder unter welchen Voraussetzungen der Cannabis-Konsum für ihn nicht mehr in Ordnung wäre. Kommen Sie mit ihrem Sohn nicht weiter, zögern Sie nicht, sich Hilfe bei Suchtberatungsstellen zu holen, die in der Regel auch die Angehörigen betreuen.

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