Gewalt an Schulen „Wir brauchen Konzepte, keine Metalldetektoren“

Saarbrücken · Nicht nur in Paris, auch im Saarland ist Gewalt an Schulen ein Problem, sagt die Vorsitzende des Lehrerverbands SLLV. Sicherheitstechnik helfe dagegen aber wenig.

 Lisa Brausch, Vorsitzende des Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (SLLV)

Lisa Brausch, Vorsitzende des Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (SLLV)

Foto: MB Photo

Der Vorfall von Paris macht Lisa Brausch betroffen. Zumal Gewalt an Schulen auch im Saarland zunimmt, sagt die Vorsitzende des Lehrerverbands SLLV.

Frau Brausch, hat Sie schon mal ein Schüler mit der Waffe bedroht?

BRAUSCH Mit einer Waffe nicht, mit Worten schon, was auch eine Form von Gewalt ist. Gewalt gegen Lehrer ist kein Randproblem, auch im Saarland nicht. Auch hier gibt es Vorfälle mit Waffen, selbst wenn das Einzelfälle sind. In einer Umfrage unseres Dachverbands kam raus, dass weit mehr als 50 Prozent der Lehrer schon Formen von Gewalt erfahren haben. Was zunimmt, ist auch verbale Gewalt durch Eltern, in Beleidigungen und psychischen Drohungen.

Liegt die Ursache der Entwicklung, auf die ja auch die jüngsten Lehrer-Hilferufe im Saarland hinwiesen, also im Elternhaus?

BRAUSCH Also die wenigsten Kinder wachsen natürlich in einem Umfeld auf, in dem sie an Waffen kommen. Überhaupt sind pauschale Aussagen schwierig. Insgesamt merken wir aber eine gewisse Verrohung und zunehmende Respektlosigkeit, auch in der Sprache, die ja derzeit die ganze Gesellschaft betrifft. Die Schule ist immer ein Spiegel. Auch das Medienverhalten hat sich verändert, Stichwort Cybermobbing. Und eben auch die Achtung gegenüber anderen, auch Autoritäten. Das haben auch viele Eltern verlernt und sehen die Lehrer schnell als Gegner statt als Partner, was die Kinder dann prägt. Deshalb brauchen wir mehr Beratung und Austausch mit Eltern.

Da sind wir bei der Frage: Was tun? Frankreich spricht jetzt über mehr Sicherheit, und sogar Metalldetektoren an Schul-Eingängen.

BRAUSCH Ich glaube nicht, dass Metalldetektoren helfen, nötig sind Konzepte. Man kann eine Schule nie hundertprozentig sicher machen, das haben Amokläufe gezeigt. Nein, wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, damit es soweit nicht kommt. Wir brauchen Prävention, Systeme mit Sozialarbeitern, die bis in die Familien wirken. Und es muss klar sein, auch mit Rückendeckung durch den Dienstherrn, dass jede Form von Gewalt sanktioniert wird. Wir brauchen einen Verhaltenscodex für alle Schulen.

Der Junge in Paris hatte „nur“ eine Softair-Waffe und sagt, es war nur Spaß. Macht das einen Unterschied?

BRAUSCH Es ist möglich, dass der Junge sein Verhalten nicht einschätzen konnte, aber er zeigt ja, dass es für ihn quasi normal ist, so etwas zu tun. Da müssen die Alarmglocken schrillen. Es ging darum, eine Waffe zu zeigen. Mit Spaß hat das nichts zu tun.

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